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Süßer König Jesus (German Edition)

Süßer König Jesus (German Edition)

Titel: Süßer König Jesus (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Miller
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von Famous Amos zurück. Wir saßen auf ihrem Bett und aßen schnell alles auf, dann kletterte ich in mein eigenes Bett und sah zu, wie sie ihr Haar bürstete. Sie hätte Werbung für Shampoo machen können, sie hätte versuchen können, mich zu überzeugen, dass Suave oder ein anderes Billig-Shampoo für ihr Haar verantwortlich war. Ich hasste Werbung. Kein Shampoo der Welt konnte bewirken, dass meine Haare so aussähen.
    Als sie fertig war, griff sie sich die Fernbedienung und zappte sich durch die Programme, bis sie bei einer Doku über den Appalachian Trail landete, die Kamera schwenkte über die Berge hinweg. Der Appalachian Trail war über 2100 Meilen lang und führte von Georgia bis hinauf nach Maine. Von oben gesehen sah er tückisch aus, nichts als ein kleiner Pfad, der durch die Berge führte. Wir nahmen uns vor, eines Tages würden wir ihn zusammen abgehen. Den ganzen Weg. Und wie die Mädchen in dem Film, wollten wir unseren Wanderrouten Namen geben, die mit »Mond« begannen und mit »Regen«.
    »Ich hab zu viel geraucht«, sagte Elise. »Mein Herz schlägt zu schnell.«
    »Du solltest aufhören.«
    »Vielleicht, aber nicht für das Kind.« Sie drehte sich weg von mir und sagte: »Ich wäre eine schreckliche Mutter.«
    »Du wärst eine gute Mutter«, sagte ich, doch ich wusste nicht, ob sie eine oder keine gute Mutter werden würde. Sie ging gerne auf Partys oder fuhr mit ihren Freunden durch die Gegend.
    ***
    Kaum war Elise eingeschlafen, stieg ich aus dem Bett, zog so leise als möglich meine Shorts an, nahm einen der Schlüssel vom Tisch und schlich mich hinaus.
    In Zimmer 212 brannten alle Lichter, und die Vorhänge waren offen. Ich wollte auch offen sein, wie offene Gardinen, ein total offener Mensch, ein Mensch, der Fremde auf der Straße anlächelte – nicht nur Hunde und Kinder, auch einfach schöne Leute. Manchmal gelang es mir, so zu sein. Dann fühlte ich mich gut und glücklich, und es war, als habe ich mich noch nie anders gefühlt, doch am nächsten Tag hatte ich schon wieder Angst.
    Charlie sah mich und öffnete die Tür, bevor ich klopfen konnte.
    Ihr Zimmer war genau wie unser Zimmer, nur seitenverkehrt, an der Wand die gleichen langweiligen Landschaftsbilder.
    »Hey, Mädchen«, sagte Gabe. Er rutschte rüber, und ich setzte mich neben ihn aufs Bett. Er drückte mir sein Bier in die Hand.
    »Schläft deine Schwester?«, fragte Erik.
    »Ja.«
    »Sie mochte uns nicht so«, sagte Charlie.
    »Nicht so wirklich«, sagte ich.
    Ich spürte es kommen, und Erik sprach es aus, er sagte, sie sei eine Granate, und ich stimmte ihm zu. Mein Herz schlug schnell. Ich legte eine Hand an meinen Hals und versuchte zu vertuschen, dass ich meinen Puls fühlte.
    Die Tür ging auf und Leute kamen herein – drei Mädchen und ein Junge –, und Gabe stand auf und führte mich ins Badezimmer.
    »Du wirst diese Leute nicht mögen«, sagte er und schloss uns ein. »Die Mädchen sind laut und alle dröhnen sich so zu, dass sie sich nur noch vollkotzen und vollscheißen.« Er setzte sich auf den Wannenrand, und ich presste meinen Rücken an die Tür und rutschte abwärts.
    »Sie scheißen sich voll?«
    »Manchmal, aber meistens kotzen sie nur.« Er klappte den Klodeckel zu und sagte, das sei unser Tisch. »Wir haben hier alles, was wir brauchen – Bier, ein Klo, Trinkwasser. Ich glaube, wir könnten’s uns hier richtig nett machen.« Er lächelte. Er sah viel besser aus, wenn er nicht lächelte, aber es tat auch gut, angelächelt zu werden. Und man konnte einem ja nicht sagen, er solle nicht lächeln. Das wäre, wie wenn man sagte, sei nicht glücklich. Ich mag es nicht, wenn du glücklich bist.
    »Ich hab mir vorhin den Kopf angehauen. Siehst du eine Beule?«
    Er ließ sich auf dem Boden nieder, scheitelte meine Haare, untersuchte meine Kopfhaut. »Ich seh nichts«, sagte er und legte seine Hand oberhalb meiner Knie ab.
    »Ich bin ein anständiges Mädchen.«
    Seine Hand schob sich hinauf zu den Schenkeln. »Das weiß ich.«
    »Ich geh normalerweise nicht mal aus.«
    »Weil du eine Fundamentalistin bist«, sagte er und drückte meinen Schenkel.
    Ich überlegte, ob ich ihm erzählen sollte, dass ich mein ganzes Leben lang alles, was man mir erzählte, geglaubt hatte, aber ich wollte nicht, dass er mich für blöd hielt. Außerdem war ich ja grade dabei, alles zu ändern – von jetzt an würde ich eine eigene Persönlichkeit werden, herausfinden, wer ich war und an was ich glaubte.
    »Schönes T-Shirt«, sagte

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