Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
»Das muss schwer für dich gewesen sein, nicht darüber hinwegzuschauen.«
Er schüttelte den Kopf. »Es war, als hätte er sich in Anakin Skywalker verwandelt und wäre auf die dunkle Seite gewechselt. Er machte allen möglichen verrückten Mist. Er kennt diese Wälder genauso gut wie ich. Er könnte sich darin verstecken, darin überleben, ohne dass irgendjemand von seiner Anwesenheit weiß.«
»Du bist nicht verantwortlich für sein falsches Verhalten.« Ich klang wie Dr. Phil, der Fernsehpsychologe.
»Ich habe ihn zur Rede gestellt. Ihn gedemütigt.« Er berührte meine Wange. Seine Finger waren angenehm warm auf der Haut. Seine Augen hatten einen dunklen Zinnton angenommen. »Ich möchte dir wirklich gern den Fuchs zeigen, aber jetzt ist es erst einmal meine Aufgabe, den Professor
an sein Ziel zu bringen. Dann muss ich Devlin finden und ihn zur Räson bringen. Darauf muss ich mich konzentrieren.« Er zog seine Hand zurück und ließ die Arme hängen. Er wirkte so, als hätte er noch viel mehr zu mir sagen wollen, Dinge, für die es noch zu früh sein mochte, sie auszusprechen.
»Du solltest besser da hinten Wache halten«, sagte er und deutete auf das andere Ende des Camps.
»Ja klar, mach ich.«
Unsagbar enttäuscht, von ihm weggeschickt zu werden, durchquerte ich das Camp und beschloss, meine Gefühle für Lucas als vorübergehende Schwärmerei abzutun. Ich hatte Masons Aufmerksamkeit. Was sollte ich mit zwei Jungs?
Mason war der Richtige. Mason war ungefährlich. Lucas hatte mit Dämonen zu kämpfen. Wenn er die Sache mit seinem Bruder in Einklang gebracht hatte, würde er vielleicht wieder Zeit für mich haben.
Oder vielleicht würde die seltsame Anziehungskraft, die er auf mich ausübte, zerreißen wie das Seil über dem Fluss. Vielleicht konnte sie genauso sauber durchtrennt und beendet werden.
Das glaubst du doch wohl selbst nicht, Kayla. Dr. Brandon hat sich geirrt. Du musst dich nicht deinen Ängsten stellen, sondern der Realität.
Seit deine Eltern ums Leben kamen, hast du all deine Gefühle unterdrückt. Lucas macht dir Angst, weil du in seiner Gegenwart wieder anfängst, etwas zu fühlen.
Und wenn du Gefühle zulässt, kannst du auch verletzt werden.
Ich wollte nie wieder verletzt werden. Mason würde mir nicht wehtun.
10
D a ich von all den Prellungen und Schürfwunden noch ziemlich angeschlagen war, setzten wir am nächsten Tag den Weg etwas gemächlicher fort. Ich spürte die Anspannung der anderen Sherpas. Wir hatten beschlossen, Professor Keane und seiner Gruppe nichts von Devlin und unseren Befürchtungen zu erzählen. Sie wussten von unserer Vermutung, dass jemand das Seil gekappt hatte. Mehr sollten sie nicht erfahren. Lucas glaubte felsenfest, dass sie in Sicherheit wären, sobald wir die Gruppe verlassen hatten.
Zu Beginn unserer ersten Pause nahm ich meinen Rucksack ab und setzte mich darauf. Mason gesellte sich zu mir und überraschte mich mit einer Hand voll Wildblumen. Es gab in der Gegend nicht viele, und er hatte den Pfad verlassen müssen, um welche zu finden.
»Ich dachte, die würden dich ein bisschen aufheitern«, sagte er.
Ich nahm die Blumen entgegen und atmete ihren Duft ein. »Danke.«
»Es sind verschiedene Sorten.«
»Ja, das sehe ich.«
»Sie waren nicht leicht zu finden, aber ich hab die Augen offen gehalten.«
»Das war lieb von dir.«
»Es verstößt gegen die Parkregeln, Wildblumen zu pflücken«, sagte Lucas plötzlich.
Wie gewöhnlich hatte ich ihn nicht näher kommen hören, aber jetzt stand er direkt vor uns.
»Dann zeig mich an«, sagte Mason. »Hier draußen gibt es schließlich keinen Blumenladen, in dem ich welche besorgen könnte.«
»Es sind doch nur ein paar«, sagte ich. »Ich glaube, damit hat er keinen großen Schaden angerichtet.«
Lucas blitzte uns strafend an. Ohne ein weiteres Wort stapfte er davon.
»Was für ein romantischer Typ«, murmelte Mason.
Lucas war schon romantisch, nur nicht im klassischen Sinn. Und er hatte Recht. Die Blumen würden bis zur Mittagspause verwelkt sein. Dennoch freute ich mich über Masons Bemühungen. Was ich nicht schätzte, war Moniques Verhalten, die wieder einmal zu Lucas schlenderte. Sie war einfach zu makellos schön. Am liebsten hätte ich mir die Sommersprossen aus dem Gesicht geschrubbt.
»Und wie fühlst du dich?«, meldete Mason sich wieder zu Wort.
»Nur ein paar Wehwehchen. Nicht so schlimm.«
»Nach all dem, was du gestern durchgemacht hast, hätte ich, glaube ich, die Nase
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