Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
Wölfe. Es lag nicht nur an ihrer atemberaubenden Schönheit. Es war, als besäßen sie menschliche Eigenschaften: Sie waren intelligent, monogam, rudelorientiert. Vielleicht war es der Familiensinn, der den Wolf für mich besonders anziehend machte. Nachdem ich meine leiblichen Eltern verloren hatte, war Familie mir besonders wichtig.
»Kayla?«
Der unerwartete Klang von Lucas’ Stimme ließ mich zusammenfahren. »Hi.«
»Was machst du hier draußen?«
Mein Treffen mit dem Wolf erschien mir wie etwas sehr
Persönliches und Privates, und ich wollte es für mich behalten. Außerdem könnte er mich für ein bisschen verrückt halten.
»Kann wieder mal nicht schlafen.« Ich erhob mich.
»Ich kenne das. Wenn man glaubt, vor Erschöpfung zusammenzubrechen, und trotzdem keinen Schlaf findet.«
»Es ist ein bisschen nervig«, sagte ich, obwohl ich mir sicher war, dass ich augenblicklich einschlafen würde, wenn ich mich jetzt hinlegte. Falls er den Erste-Hilfe-Koffer bemerkt hatte, erwähnte er es nicht. Ich war mir ziemlich sicher, dass er mich mit dem Wolf gesehen hatte und aus Höflichkeit so tat, als würde er meine Lügen glauben.
»Schläfst du eigentlich jemals?«, fragte ich.
»Nicht viel. Eine schlechte Angewohnheit aus dem College - entweder ich hab bis spät in die Nacht Party gemacht oder gelernt.«
»Versteh das nicht falsch, aber du kommst mir gar nicht vor wie ein Partygänger.«
»Die erste Zeit weg von zu Hause war ein bisschen heftig. Für uns alle. Für mich, Connor und Rafe. Auf dem Campus haben sie uns die Wilden genannt. Aber gegen Ende des Jahres sind wir etwas ruhiger geworden. Er schaute sich um. »Du hast gesagt, du hättest letzte Nacht einen schwarzen Wolf gesehen. Und der von heute Nachmittag? War der auch schwarz?«
»Nein.« Während ich Mason die wahre Farbe des Wolfs nicht sagen mochte, wusste ich, dass Lucas sich voll und ganz für den Schutz der Wildtiere einsetzte. »Sein Fell war eine Mischung aus verschiedenen Farben - eigentlich fast ein bisschen wie deine Haare. Schwarz, braun, weiß.«
»Die meisten Wölfe haben meliertes Fell. Ein schwarzer Wolf ist eher die Ausnahme und fällt auf. Wahrscheinlich solltest du nicht allein im Wald herumlaufen, bis wir den Wolf gefunden haben und sicher sein können, dass er harmlos ist.«
»Du sagst das, als würdest du die Wölfe kennen.«
»Im Laufe der Jahre haben wir sie oft gesehen. Ich glaube nicht, dass wir alle kennen, aber manche sind friedfertiger als andere.«
Ich nickte. Der Wolf, den ich langsam als meinen betrachtete, wirkte gewiss nicht, als würde er mir jemals etwas tun.
»Ich glaube, ich werde jetzt doch langsam müde«, sagte ich.
Ohne ein Wort zu sagen, brachte mich Lucas zurück zu meinem Zelt. Er wartete, bis ich hineingekrochen war.
Wie vermutet, dauerte es nicht lange, und ich war eingeschlafen. Ich träumte von dem Essen bei Kerzenschein, das Mason mir versprochen hatte. Aber in meinem Traum war es nicht Mason, der mit mir am Tisch saß, sondern Lucas.
9
L indsey hatte Recht. Ich war mit Lucas zusammen zur Nachtwache eingeteilt.
»Wenn du zu müde bist, kann ich die Wache allein übernehmen«, sagte er, als ich mich zu ihm an die Feuerstelle gesellte, nachdem Lindsey mich nach Ende ihrer Schicht geweckt hatte.
»Nein, mir geht’s gut.«
Er musterte mich prüfend.
»Na ja, richtig fit bin ich nicht, aber ich bin in der Lage, Wache zu schieben, ohne mich zu überanstrengen.«
Wieder war ein leichtes Zucken um seine Mundwinkel zu sehen - die Andeutung eines Lächelns. »Wie wär’s mit einem Koffeinschub, bevor wir anfangen? Ich hab ein bisschen Kaffee gemacht.«
»Oh, das klingt gut.«
Wir setzten uns auf einen Baumstamm am Feuer, und er reichte mir einen Becher Kaffee. Es war eine kalte Nacht, das warme Feuer war sehr angenehm. Lucas hatte die Ellbogen auf die Oberschenkel gestützt, umfasste den Becher mit beiden Händen und schaute in seinen Kaffee. Ich betrachtete sein markantes Profil.
»Ich mache dir Angst, nicht wahr?«, sagte er leise.
Um ein Haar hätte ich mich an meinem Kaffee verschluckt.
»Du hast so etwas Beeindruckendes an dir«, räumte ich ein.
Er lachte. »Ja. Ich nehme den Schutz dieser Wildnis sehr ernst, und wenn Leute wie der Professor und seine Gruppe hierherkommen, bin ich mir nicht sicher, ob sie die Natur so respektieren, wie sie sollten.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Ich bin hier aufgewachsen. Ich liebe diesen Park. Denkst du nicht ebenso über
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