Süßer Mond - Süßer Mond - Dark Guardian - 01 Moonlight
uns.«
»Was? Dann gibt es also wirklich ein Dorf, das hier irgendwo versteckt liegt, wie Mason gesagt hat? Gibt es wirklich andere, die so sind wie du?«
Er wurde ganz still, als würde er überlegen, inwieweit er mir vertrauen konnte. Dass ich nicht sein wollte, was auch immer er war, erweckte sicher Zweifel an meiner Aufrichtigkeit. Falls ich wieder zu Masons Gruppe zurückging, war es wahrscheinlich besser, wenn ich so wenig wusste wie möglich.
»Geh weiter und mach deine Taschenlampe an«, sagte er, ohne auf meine Frage einzugehen. »Da wo wir hingehen, wirst du sie wahrscheinlich brauchen.«
»Und wohin gehen wir?«
»Durch den Wasserfall.«
13
D er Wasserfall stürzte in ein Becken hinab. Lucas erzählte mir von unterirdischen Wasserläufen, die weiter unten in einen Fluss mündeten. Natürlich war auch über uns ein Fluss, der den Wasserfall speiste. Vielleicht würden wir ihn am nächsten Tag sehen.
Aber fürs Erste hielt Lucas wieder meine Hand und führte mich am Ufer des Wasserbeckens vorbei. Zunächst war der Untergrund grasbewachsen, dann folgten Felsen, Kiesel und kleine Steinchen, die sehr glitschig waren. Ich rutschte aus. Hätte Lucas nicht meine Hand gehalten, wäre ich ins Wasser gefallen. Stattdessen taumelte ich in seine Arme und spürte seine warme Haut.Vor Schreck hätte ich zurückweichen müssen, aber die Berührung ließ mich zerschmelzen. Er fühlte sich so gut an, seine weiche Haut, die festen Muskeln.
Schützend legte er die Arme um mich und gab mir ein Gefühl der Geborgenheit.
Als wir uns dem Wasserfall näherten, wurde das rauschende Tosen ohrenbetäubend. Es war fast beängstigend, und man verlor die Orientierung. Seltsamerweise legte sich ein feiner Nebel auf meine Haut. Es musste eine Illusion sein, denn einen Gang durch den Wasserfall würde man wahrscheinlich kaum überleben.
Mir blieb nur eine Sekunde, um den Strahl meiner Taschenlampe auf den Vorhang aus schäumendem Wasser zu halten, bevor Lucas mich in den schwarzen Abgrund zog.
Er löste seinen Griff. Ich nahm allen Mut zusammen und unterdrückte einen jämmerlichen Hilferuf und die flehentliche Bitte, mich nicht allein zu lassen. Es war ruhiger hier drinnen, das Rauschen des Wasserfalls war zwar noch zu hören, aber es war viel gedämpfter als zuvor. Ich leuchtete die Höhle ab. Jemand war vor uns da gewesen.
»Das ist einer unserer Schlupfwinkel«, erklärte Lucas, während er eine batteriebetriebene Laterne anschaltete. Sie gab mehr Licht als meine Taschenlampe, also machte ich sie aus, um die Batterien zu schonen. Ich beschloss, sie zu behalten, da sie mir ein Gefühl von Sicherheit gab. Vielleicht weil mein Adoptivvater sie mir geschenkt hatte. So war es, als wäre er hier bei mir. Plötzlich wünschte ich mir verzweifelt, er wäre mein wirklicher Vater. Dann wäre all dies hier vielleicht nicht real. Was dachte ich da bloß? Es war ohnehin nicht real.
Wenn es genetisch bedingt war, dann musste ich es von meinen Eltern geerbt haben. Und sie waren sicherlich keine Wölfe. Ihre Wunden waren nicht geheilt wie die von Lucas, nachdem Mason auf ihn geschossen hatte. Sie waren gestorben.
»Hast du Hunger?«, fragte Lucas und riss mich aus meinen trüben Gedanken.
»Nein. Aber Durst.«
Er warf mir eine Wasserflasche zu. Die Höhle war kühl, genau wie das Wasser. Durchsichtige Plastikkisten mit Vorräten waren an den Wänden aufgestapelt. Lucas nahm sich
einen Müsliriegel und fing an zu essen, während er eine andere Kiste öffnete und eine Decke herausholte. Er kam zu mir und legte sie mir um die Schultern.
»Du hast sie nötiger als ich«, sagte ich. »Zumindest habe ich ein T-Shirt an.«
»Da sind noch mehr. Außerdem kann ich mich jederzeit in meinen Pelz kuscheln.« Er schenkte mir ein unglaublich sexy Lächeln, das mir durch und durch ging.
Als wäre er plötzlich beschämt, drehte er sich um und ging zurück zu den Kisten. Er holte weitere Decken und zwei Schlafsäcke heraus. Er legte einen davon auf den Boden, zog den Reißverschluss auf und breitete ihn aus. »Ich dachte, wir könnten uns nebeneinanderlegen und gegenseitig wärmen«, sagte er und deutete auf das Nachtlager. Den anderen Schlafsack hielt er noch in der Hand. Ich nahm an, dass er ihn als Zudecke benutzen wollte.
Ich hatte nie zuvor mit einem Jungen geschlafen - und selbst wenn wir auch nichts weiter taten als schlafen, würden unsere Körper sich berühren, vielleicht würden wir uns aneinanderkuscheln. Ich wusste nicht, ob ich
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