Süßer Pakt der Sünde (German Edition)
filigranen Beinen. Zahlreiche Türen gingen von
der Halle ab und zur linken führte eine Treppe ins Obergeschoss.
Wie auf ein geheimes Kommando ließen
sie alle ihre Taschen fallen. Alex und Frances hatten einen Koffer, der noch
auf der Kutsche festgeschnallt war, aber Bella und die Mädchen waren mit
kleinen Beuteln gekommen. In Newbury hatten sie kurz gehalten und Frances war
geschickt worden, ihnen anständige Taschen zu holen, so dass sie jetzt
zumindest nicht mit einem Leinensack in der Tür standen.
Frances zog sich die modische Schute
vom Kopf und nahm dann Alex‘ Pelerine und ihre Haube mit in die Tiefen des
Hauses. Sie war gerade durch eine Tür im hinteren Teil der Halle verschwunden
als im Obergeschoss eine Tür klappte.
„Alexandra?“, kam es von der Treppe.
„Alex, seid ihr das?“
„Aber ja, Tantchen, wer sonst?“ Alex
grinste und breitete die Arme auf, als die kleine, rundliche Frau erstaunlich
leichtfüßig herunterkam. Eher füllig hätte man sie für schwerfällig halten
können aber sie bewegte sich flink und wendig. Sie war dunkel gekleidet, was
vermuten ließ, dass sie Witwe war, ihre weißen Haare steckten in einem festen
Dutt. Ihr Gesicht war von Falten durchzogen und verriet, dass sie die Sechzig
schon lange hinter sich gelassen hatte. Nun, für ihr Alter war sie äußerst
lebendig, denn ihre Hüfte wiegte fröhlich beim Gehen und sie schien keinerlei
Probleme zu haben, durch das Haus zu hasten und aufgeregt mit den Armen zu
wedeln.
Ihr folgte gemessenen Schrittes eine
weitere ältere Dame, die unverkennbar eine Gesellschafterin war. Im Gegensatz
zu Lady Fergus war sie hager und schäumte nicht vor Begeisterung über, allein
ihre Augen blitzten wohlwollend, als ihr Blick auf Alex fiel.
Dann betrachtete sie die Mädchen
abschätzend und gab ein schnalzendes Geräusch von sich. Bella überlegte, ob es
wohl eine reine Bestandsaufnahme war oder schon ein Urteil enthielt.
Doch schon hatte Lady Fergus Alex
erreicht und griff ihre Hand.
Die beiden umarmten sich und küssten
sich auf die Wange, dann hielt sie Alex auf Abstand. „Er hat mir schon
geschrieben, der sture Esel. Aber dazu später.“ Sie wandte sich den Mädchen zu.
„Misses Thornhill, willkommen im
Bath. Nennen Sie mich Tante Mimi, wie alle anderen auch. Lady Fergus müssen
mich nur meine Feinde nennen.“ Sie zwinkerte frech und Annabelle errötete bei
dieser herzlichen Begrüßung.
Inzwischen hatte die Gesellschafterin
die kleine Gruppe erreicht und Lady Fergus drehte sich zu ihr herum. „Das ist
meine gute Freundin und Gesellschafterin Mrs. Agatha Forbes. Sie ist die Mutter
von Frances, die Sie ja schon kennengelernt haben.“ Diese nickte ihnen nur
hoheitsvoll zu, während Mimi sich schon wieder suchend umblickte.
„Wo ist sie eigentlich?“
Bella war erstaunt, dass eine so
ernste und steife Frau eine Tochter von solcher Lebhaftigkeit hervorbrachte.
Alex deutete stumm nach hinten und Mimi nickte verstehend.
„Frances, das freche Ding, wird euch
nach oben bringen. Wenn sie je wieder auftaucht.“
Eben jene kam gerade wieder aus dem
hinteren Teil des Hauses. „Sie verlangen nach mir, Mylady?“
„Nein, aber du wirst gebraucht. Bring
die Mädchen nach oben und hilf ihnen, sich einzurichten. Ich schicke Tom nach
dem Gepäck“, sagte Mimi streng, doch das Glitzern in ihren Augen verriet, dass
sie den Tadel nicht so ernst meinte.
Frances nickte und trat dann zu Mrs.
Forbes, um ihr einen raschen Kuss auf die Wange zu hauchen. „Hallo, Mutter.“
Wieder nur ein Nicken und ein ganz
leichtes Lächeln. War sie vielleicht stumm?
„Ah, Mimi, sie haben praktisch kein
Gepäck. Da ist nur Frances‘ und mein Koffer.“ Warf Alex ein.
„Kein Gepäck?“, rief Tante Mimi
entsetzt aus. „Ihr seid die Töchter eines Herzogs und habt kein Gepäck?“
Annabelle schüttelte den Kopf. „Wir
kommen gerade aus dem Stift…“
„Jaja, Alex hat mich schon
vorgewarnt. Ich hätte nur nicht erwartet, dass man euch alles abnimmt.“
Mrs. Forbes schüttelte leicht den
Kopf und machte mit zusammengekniffenen Lippen ein TsTs zum Zeichen, dass sie ganz und gar nicht begeistert war.
Alex lächelte gequält. „Ich hatte auch
nicht damit gerechnet, wie dumm von mir. Frances, du wolltest doch schon lange
mal meinen Kleiderschrank ausmisten. Sicher findet sich etwas, das den Mädchen
passt oder schnell geändert werden kann. Schau auch auf dem Speicher nach, dort
sind noch Kleider von Susannah.“ Sie wandte sich Annabelle zu.
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