Süßer Pakt der Sünde (German Edition)
und Löffel.
Die jüngeren der Geschwister warfen einen
verstohlenen Blick zu Annabelle, aber Bella wusste nicht, wie sie reagieren
sollte. Seit Jahren hatten sie so etwas leckeres nicht mehr gegessen und sie
sah ihnen an, wie gern sie die Schüsseln bis auf den Grund leergeputzt hätten.
Doch in diesem Moment erhob sich Miss
Alex und auch Miss Forbes – Frances – stand auf.
„Miss Annabelle, gehen Sie ein paar
Schritte mit uns.“ Offenbar war sie keinen Widerspruch gewohnt, denn es hatte
keine Frage darin geklungen.
Annabelle sprang nervös auf und
wusste nicht, ob sie mitgehen sollte. Sie war sich sicher, es wäre unglaublich
peinlich, in den Raum zurückzukehren und glänzend leere Schüsseln vorzufinden.
Doch Miss Alex hatte sich den Mädchen schon zugewandt.
„Ihr könnt ruhig zuschlagen, aber denkt
an euren Magen.“ Sie grinste verhalten „Wir werden den Rest mitnehmen, also
besteht kein Grund zur Eile.“
In den Augen der Mädchen blitzte es
auf und Annabelle ahnte, dass es für sie wie ein Traum war. Allein mit
Zitronensorbet und Schokoladencreme. Sie bemerkte, dass die Wirtin vor dem Raum
saß und Kartoffeln schälte, sie war offensichtlich hier postiert worden um
ungebetene Gäste fernzuhalten.
Sie verließen das Gasthaus durch die
Hintertür und traten in einen hübschen Garten. Für einen Moment hatte es
aufgehört zu regnen, aber das Gras war noch nass, sodass sie unter dem
Dachüberstand blieben. Eine Weile liefen sie schweigend, doch kaum dass sie
außer Hörweite waren, drehte sich Miss Alex zu Frances um.
„Frances, was hast du dir dabei
gedacht? Sie so hier reinzubringen!“
Frances deutete nur stumm auf
Annabelle.
Die zuckte zusammen, als Miss Alex
sie fixierte. „Haben Sie keine anderen Kleider?“
„Nein, Miss Kensington. Leider
nicht.“ Himmel, sie wäre gern im Boden versunken. Zum Glück hatten die Mädchen
nicht auch noch geschmatzt, dachte sie mit einem Anflug von Galgenhumor.
Miss Kensington presste wieder auf
diese missbilligende Weise die Lippen zusammen. „Hören Sie auf mit diesem ‚Miss
Kensington‘!“, fauchte sie. „Miss Alex. Wenn wir unter uns sind, wirst du Alex
sagen und ich Annabelle oder Bella. Und sie“, sie deutete auf Miss Forbes,
„heißt Frances und ist meistens meine Zofe. Sie weiß nicht, wo ihr Platz ist
und es wird einfach nicht besser, egal was ich versuche.“
Frances grinste und lachte Miss Alex
dann schamlos aus. Annabelle war entsetzt über ein solches Benehmen, dafür
hätte man sie hundert Rosenkränze beten lassen.
„Himmel, du bist unverbesserlich!“,
rief Miss Alex aus und wandte sich dann wieder ernst zu ihr um. „Jetzt zu dir,
Annabelle. Was hat Thornhill euch geschrieben?“
Annabelle stotterte ein wenig, fasste
sich dann aber. „Nun, er schrieb, wir würden ab jetzt bei Lady Fergus wohnen.“
„Das war alles?“
Sie nickte.
„Oha. Also, Frances, wenn du fertig
bist mit Lachen, werden wir die Mädchen einsammeln und aufbrechen. Je eher wir
da sind, desto eher können sie aus diesen Fetzen raus.“
Sie blickte Annabelle entschuldigend
an. „Es tut mir leid, dass ich nicht daran gedacht habe, dass ihr vielleicht
gar nichts anderes habt, sonst hätte Frances euch etwas zum Wechseln
mitgebracht. Aber wenn es recht ist setzten wir unsere Fahrt eben so fort.“
Annabelle nickte sprachlos.
„Und, sei so gut, wenn du Thornhill
schreibst, schreib um Himmels Willen Miss Alex oder nur Alex, aber bitte nicht
diesen anderen Quatsch.“
Annabelle nickte.
In diesem Moment erscholl
unterdrücktes Gelächter von Frances und Miss Alex fuhr zu ihr herum. Sie
verdrehte gottergeben die Augen. „Was ist es diesmal, Frances?“
Die Zofe deutete auf ihre Saum und
Annabelle sah, dass der sich gerade mit Wasser vollsog, denn Miss Alex stand
genau neben dem Regenrohr, an dessen Ende sich eine riesige Pfütze gebildet
hatte, während sie sprachen.
Miss Alex
schaute bittend zum Himmel auf. „Hört das denn nie auf?“
Kapitel
5
„Mimi? Bist du da?“ Die Tür schwang
nahezu geräuschlos auf und Alex schob die Mädchen in die Halle.
Die Sonne warf bunte Muster durch die
Fenster auf den Boden und ein wenig Staub tanzte in den Strahlen. Ansonsten war
es still im Haus. Bella blickte sich um. Altmodisch aber hübsch, fand sie. Das
Parkett glänzte frisch gebohnert und es roch nach Bienenwachs. Die alten Möbel
waren tadellos gepflegt und mit Nippes vollgestellt. Ein Strauß Blumen stand
auf einem Beistelltischchen mit
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