Sueßer Schmerz
Worte ein bisschen auf sie wirken. »Bin ich es nun oder bin ich es nicht?«
Kelly ballte die Hände zu Fäusten und knurrte: »Du bist unmöglich und eine Nervensäge.« Etwas anderes fiel ihr nicht ein. »Und … ja, genau, das bist du.«
Stef war eine außerordentliche Tratschtante, und ihre Augen leuchteten. Sie deutete mit dem Finger zwischen Kelly und Mark hin und her. »Woher kennt ihr zwei euch?«
Mark blickte zu Kelly und öffnete den Mund. Kelly hob drohend den Finger. »Wag es ja nicht!«, warnte sie ihn.
Stephanie nickte. »Wage es. Bitte.«
Kelly starrte sie wütend an. »Hör auf.«
Stephanie beäugte Mark noch immer voller Neugier. »Bist du Mark?«
Kelly war entsetzt. Warum hatte sie Stef überhaupt von ihm erzählt? Aus dem Mund ihrer bald ehemaligen Freundin klang es so, als hätte sie kein anderes Thema gehabt als ihn. Das hatte sie nicht. Zumindest nicht laut. Und nicht Stef gegenüber.
Sie hatte nur dem Verlangen nachgegeben, ihrer besten Freundin von ihrer berauschenden Nacht zu erzählen.
Jetzt wirkte Mark interessiert. Mit erhobenen Brauen sah er zu Kelly und dann wieder zurück zu Stephanie. »Ja, das bin ich. Daraus schließe ich, dass Kelly von mir gesprochen hat?«
Kelly schaute ihn an. »Ein Mal. Ich habe ihr
ein Mal
von dir erzählt. Denk ja nicht, ich wäre besessen oder so etwas.«
»Dann bist du also der Kerl, der es geschafft hat, Kelly ein bisschen durcheinanderzubringen?« Sie musterte ihn von oben bis unten und gab sich keine Mühe, diskret zu sein. Das war nicht ihre Art. »Ich kann gut nachvollziehen, dass du sie in Versuchung geführt hast.«
»Oh mein Gott.« Kelly schlug die Hand vors Gesicht.
Mark lachte.
Stephanie ignorierte Kelly, die ihr in den Arm kniff. »Bleib doch und iss eine Pizza mit uns, Mark.«
»Nein!«, stieß Kelly hervor.
»Ich bin hungrig«, sagte Mark amüsiert.
»Du darfst nicht bleiben«, erklärte Kelly.
»Warum denn nicht?«, fragte Stephanie.
»Sei still«, zischte Kelly wütend.
»Ich bin hungrig«, wiederholte Mark unbekümmert.
»Geh nach Hause.«
»Komm mit«, konterte er.
»Auf keinen Fall«, schoss sie zurück.
»Dann bleibe ich für die Pizza.«
Kelly stieß ein leises Knurren aus. »Dann gehe
ich
nach Hause. Lasst euch die Pizza schmecken.« Sie ging in Richtung Tür.
»Ach, bleib doch«, schmollte Stephanie.
Kelly bemerkte, dass sie ihre Tasche vergessen hatte, drehte sich um und ging zurück zum Schreibtisch. Sie blieb vor Stephanie stehen. »Geh zur Seite.« Stephanie machte große Augen. »Ich brauche meine Tasche.« Stephanie rührte sich nicht vom Fleck. »Geh aus dem Weg oder ich werde handgreiflich«, warnte Kelly und war so wütend, dass sie es auch so meinte.
»Das würdest du nicht tun.« Stephanie klang etwas verunsichert.
»Versuch’s doch«, provozierte Kelly sie.
»Was ist hier los?«, fragte José von der Tür aus.
»Geh aus dem Weg«, forderte Kelly Stephanie noch einmal auf, ohne auf José zu achten.
Stef starrte sie einen Augenblick an, als überlege sie, wie ernst es ihr war, dann trat sie abrupt zur Seite. »Ich glaube einfach nicht, dass du das tust.«
»Glaub es ruhig«, sagte Kelly, griff rasch ihre Tasche und machte sich erneut auf den Weg zur Tür.
»Was ist hier los?«, wiederholte José nachdrücklich.
Kelly blieb neben ihm stehen und deutete auf Mark. »Bring ihn hinaus, ja?«
»Warum machst du das nicht selbst?«, wehrte José ab.
Marks Stimme drang an ihr Ohr. »Kelly.«
»Was?«, fragte sie knapp.
»Ich weiß jetzt, wo du arbeitest. Heute kannst du noch weglaufen, aber du kannst dich nicht mehr vor mir verstecken.«
Seine Worte waren ein Versprechen. Die Sache zwischen ihnen war noch nicht vorbei. Tief im Inneren war Kelly froh darüber. Doch sie schob den Gedanken schnell beiseite. Dazu durfte es auf keinen Fall kommen.
Sie wandte sich an José. »Bring ihn raus. Gib ihm keinen neuen Termin.« Sie wartete die Antwort gar nicht erst ab, sondern lief so schnell ihre Füße sie trugen zum Ausgang. Sie musste so rasch wie möglich hier weg.
Mark sah Kelly hinterher und wusste, dass er ihr etwas Zeit geben musste. Eigentlich wäre er gern hinter ihr hergelaufen, hätte sie am liebsten gepackt, sie geküsst und sie dann leidenschaftlich geliebt.
Und das würde er auch tun.
Bald.
»Du tust ihr gut.«
Stephanies Stimme riss ihn aus seinen Gedanken. Er sah in ihr Gesicht. Sie war eine hübsche Frau, allerdings etwas zu aggressiv für seinen Geschmack. Ihm gefiel Kellys Art.
Weitere Kostenlose Bücher