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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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trug keine Waffe, wie Raley aufgefallen war.
    Sein Blick huschte zwischen ihm und Britt hin und her. Dann sagte er zu ihr: »Sie werden wegen Mordes gesucht.«
    »Ich habe Jay Burgess nicht umgebracht.«
    »Clark und Javier glauben das aber.«
    »Sie täuschen sich.«
    Er sah Raley an. »Was wollen Sie hier?«
    »Wir wollen Ihnen ein paar Fragen stellen.«
    »Worüber?«
    Man konnte sich keine idyllischere und sanftere Umgebung vorstellen als diesen harmonischen Vorortgarten, trotzdem fühlte sich Raley wie auf einer Zielscheibe. »Gehen wir hinein.«
    Statt Britt ihre Rechte vorzulesen, wie es eigentlich seine Pflicht gewesen wäre, sah Pat aus, als würde er am liebsten wegrennen oder sich gleich in die Hose machen oder sich über den Begonien erbrechen, aber nach langem Zögern nickte er und führte sie zu einer mit Fliegengitter eingezäunten Veranda. Er ging ihnen voran, was kein erfahrener Polizist je tun würde.
    Auf der Veranda standen einige Gartenmöbel. Britt entschied sich für einen Korbstuhl, Raley setzte sich auf das dazu passende Kanapee, und Pat junior blieb stehen. »Ich kann Sie nicht wieder gehen lassen. Das wissen Sie sicher.«
    Unter anderen Umständen hätte seine aggressive Pose komisch gewirkt. Raley konnte er damit jedenfalls nicht einschüchtern. »Ist noch jemand zu Hause?«
    Pat junior schüttelte den Kopf. »Meine Frau arbeitet zwei Tage pro Woche freiwillig im Krankenhaus. Sie setzt die Kinder dann bei ihrer Mutter ab. Wollten Sie uns als Geiseln nehmen?«
    Die Vorstellung war so abwegig, dass Britt sich die Antwort sparte. »Als wir uns das letzte Mal gesehen haben, war Ihre Frau gerade schwanger.«
    »Mit unserem Sohn. Danach haben wir noch eine Tochter bekommen.
Die beiden kamen dicht hintereinander. Im Abstand von gut einem Jahr.«
    »Herzliche Glückwünsche nachträglich«, sagte sie.
    Der Mann schien ihrer Höflichkeit nicht zu trauen. Nervös fuhr er sich mit der Zunge über die missgestalteten Lippen und lenkte dadurch die Aufmerksamkeit darauf. Sein Mund und sein Kinn saßen schief. Der Mund streckte sich auf seinem Gesicht nach links, das Kinn hingegen nach rechts. Auch die krumme Nase saß nicht im Zentrum. Raley fragte sich, welcher Unfall sein Gesicht so verunstaltet hatte, und verglich den jungen Mann unwillkürlich mit seinem Vater.
    Pat senior hatte halbwegs gut ausgesehen, er war groß und schlank gewesen, nicht gerade ein Muskelpaket, aber eindeutig kräftiger als sein Sohn. Bis zu dem Morgen, an dem Raley neben der toten Suzi Monroe aufgewacht war, hatte Raley ausschließlich über Jay Kontakt mit Pat senior gehabt. Ihre Wege hatten sich hin und wieder gekreuzt, aber nur bei größeren gesellschaftlichen Anlässen, und immer war Jay dabei gewesen. Raley hatte Pat senior nett gefunden. Er war kein Partylöwe, aber das war niemand, wenn Jay in der Nähe war, der immer im Mittelpunkt stehen musste. In seiner Gesellschaft durfte kein anderer glänzen. Pat senior hätte ohnehin nicht geglänzt. Er wirkte reserviert, ernst und durch seine stoische Ruhe fast einschüchternd.
    Raley sah nichts in Pat junior, was ihn an den Vater erinnert hätte, die Unterschiede gingen über das Körperliche hinaus. Pat fehlte die Gelassenheit seines Vaters. Er wirkte unruhig. Schweiß perlte auf seiner Oberlippe, und sein Blick zuckte immer wieder unruhig zur Seite.
    Obwohl ihm die Nervosität überdeutlich anzusehen war, unternahm er einen weiteren zum Scheitern verurteilten Versuch, tapfer zu wirken. An Raley gerichtet blökte er: »Sie haben die Stadt in Schimpf und Schande verlassen. Wieso sind Sie zurückgekommen?«
    »Also haben Sie mich gestern bei Jays Trauerfeier erkannt.«

    »Natürlich.«
    »Warum haben Sie mich nicht begrüßt? Weil Ihnen wieder eingefallen ist, unter welchen Umständen ich gefeuert und aus der Stadt vertrieben wurde?«
    Pat junior fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. »Ich weiß noch, wie mein Dad darüber geredet hat.«
    »Ach ja? Was hat er denn dazu gesagt?«
    »Ich … an die Einzelheiten kann ich mich nicht erinnern. Nur dass Sie in irgendeinen Sexskandal verwickelt waren und dass dabei ein Mädchen starb.« Er sah Britt an. »Stecken Sie inzwischen mit ihm unter einer Decke? Ich könnte in zwei Minuten das gesamte Police Department hierher beordern.«
    Britt blinzelte nicht einmal. Raley lächelte sogar. Statt auf seiner so offensichtlich leeren Drohung zu beharren, drohte Pat junior plötzlich in Tränen auszubrechen. »Ich weiß nicht, was Sie

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