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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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bis zum frühen Abend. Es sei denn, er hätte die Schicht gewechselt, seit ich ihn interviewt habe.«
    Raley drehte ihr so abrupt den Kopf zu, dass sein Genick knackste. »Du hast Pat junior interviewt?«
    »Nachdem sein Vater getötet worden war.« Sie spürte das vertraute aufgeregte Kribbeln, das sie jedes Mal überlief, wenn sie einer heißen Story auf der Spur war, und sah auf die Uhr. »Er müsste jetzt Mittagspause haben. Wir könnten ihn gerade noch abfangen.«
    »Du weißt, wo er Mittagspause macht?«
    Sie nickte fröhlich. »Jeden Tag am selben Ort.«
    Er sah sie kurz versonnen an und meinte dann: »Du überraschst mich heute immer wieder. Also wohin?«

     
    »Dort ist es«, sagte Britt und streckte den Finger vor. Er deutete auf ein einfaches Haus in einem einfachen Mittelklasseviertel.
    »Er geht in der Mittagspause nach Hause?«
    »Jeden Tag«, erwiderte sie. »Er hat mir damals erzählt, dass er sich mittags gern kurz hinlegt, darum fährt er heim, isst ein Sandwich und schläft dann zwanzig Minuten, bevor er wieder in die Arbeit fährt.«
    »Ein Gewohnheitsmensch.«
    »Offenbar.«
    »Und irgendwie durchgeknallt.«
    Sie zuckte mit den Achseln. »Die Menschen sind verschieden.«
    »Du kennst ihn ziemlich gut.«
    »Ehrlich gesagt nein. Ich habe ihn dreimal interviewt, allerdings immer nur zum Thema Pat senior. Aber das mit der Mittagspause habe ich mir gemerkt.«
    Raley parkte vor dem Haus am Straßenrand. Das weiße Holzhaus hatte dunkelgrüne Fensterläden und stand in einem gepflegten Garten. »Du bist rein rechtlich betrachtet zur Festnahme ausgeschrieben«, bemerkte er, während er den Motor abstellte. »Er ist Polizist. Und jetzt willst du ihm einen Hausbesuch abstatten?«
    »Ich habe in letzter Zeit verrücktere Sachen gemacht«, sagte sie und drückte die Beifahrertür auf. »Seit du mich entführt hast, sind alle Regeln für normales und vernünftiges Verhalten außer Kraft gesetzt.«
    Sie gingen zur Haustür, und Britt läutete. Sie warteten, aber eine Minute verstrich, ohne dass jemand öffnete. »Er hat einen gesunden Schlaf«, überlegte Raley. »Oder aber er steht hinter der Tür, hat den Revolver auf uns gerichtet und ruft heimlich Verstärkung. Allerdings passt dieses Bild irgendwie nicht so recht zu dem Mann, den ich gestern gesehen habe. Er ist kein Dirty Harry.«
    Britt legte den Kopf schief, als würde sie lauschen. »Hörst du das? Da läuft Wasser.«

    Sie folgte dem Geräusch um die Hausecke und an der Wand entlang zur Rückseite. Raley, der dicht hinter ihr ging, blickte kurz zurück, um festzustellen, ob jemand in dieser friedlichen, freundlichen Nebenstraße seinen Rücken ins Visier genommen hatte. Falls irgendwo ein Heckenschütze lauerte, konnte Raley ihn nicht sehen. Andererseits wäre das bei einem Heckenschützen auch nicht anders zu erwarten.
    Er fragte sich, was Butch und Sundance gerade trieben. Ob sie den Verdacht hatten, dass sie gestern etwas übersehen hatten, und darum noch einmal seine Hütte durchsuchten?
    Oder waren sie heute früh losgeschickt worden, um das Doppelproblem Raley Gannon und Britt Shelley zu lösen? Suchten sie gerade die Stadt ab, nachdem sie in der Hütte niemanden gefunden hatten, und fragten in Hotels und Motels nach Neuankömmlingen, deren Beschreibung auf ihn und Britt passte? Oder waren sie irgendwo in Deckung gegangen und warteten still darauf, dass er und Britt wieder auftauchten? So oder so hatte er das untrügliche Gefühl, dass die beiden nicht von ihrem Job abgezogen worden waren und das auch nicht passieren würde, bis sie ihn erledigt hatten.
    Seine Paranoia war demnach keine Überreaktion. Sie war nicht albern. Er würde sich weiterhin immer wieder umsehen.
    Pat junior pflegte seinen Garten. Es gab einen Sandkasten mit Schaukel, aber auch einen saftiggrünen Rasen und bunt leuchtende Blumenbeete. Eben wässerte Pat junior mit Schlauch und Spritzdüse ein Beet voll roter Blumen mit fleischigen grünen Blättern. Er hatte ihnen den Rücken zugewandt und hörte sie nicht näher kommen.
    Als sie dicht hinter ihm waren, sagte Britt: »Das sind aber hübsche Begonien. Bestimmt sind es sonnenliebende Hybriden.«
    Pat junior erschrak so, dass er den Schlauch fallen ließ. Unter dem Wasserdruck sprang und hüpfte das Ende herum und besprühte alles in der Nähe, bis Pat sich so weit gefasst hatte, dass er zum Wasserhahn an der Hauswand laufen und den Zulauf abstellen
konnte. Er war in Zivil. An seinem Gürtel klemmte eine Marke, aber er

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