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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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wandte das Gesicht ab und drehte sich Hilfe suchend Britt zu. »Das ist Ihre Story, aber sie stimmt nicht, oder, Pat?«
    Er schluckte sicht- und hörbar.
    »Erzählen Sie uns von Cleveland Jones.«
    Jetzt erlosch auch der letzte Funken an Mut, der bislang in Pat junior geglommen hatte. Sein verunstaltetes Gesicht verkrampfte sich unter der Anstrengung, nicht zu weinen. Seine verkrüppelte Unterlippe begann zu beben.
    Mitfühlend beobachtete Britt, wie er zusammenbrach. Raley hatte ihr geschildert, welche Rolle Pat junior seiner Meinung nach gespielt hatte und inwiefern der ganze Schlamassel mit ihm begonnen hatte. Es war keine schöne Geschichte, und was sie jetzt taten, war so grausam, als würden sie einen Spiegel vor sein entstelltes Gesicht halten. Aber es war notwendig. Raley hatte Britt ermahnt, sie dürften sich von ihrem Mitgefühl nicht abhalten lassen, die ganze Wahrheit aus Pat herauszuquetschen.
    »Er wird unser Mitleid erregen, ja. Aber vielleicht hält er den Schlüssel in der Hand, mit dem sich alles öffnen lässt«, hatte er ihr erklärt. »Wir müssen alles von ihm erfahren, was er weiß, und das wird bestimmt nicht einfach werden. Auf gar keinen Fall wird es besonders angenehm.«
    »Ich freue mich wirklich nicht darauf.«
    »Ich mich auch nicht«, hatte Raley gesagt.
    Jetzt sagte Raley, dem dieser Überfall genauso unangenehm war wie ihr: »Cleveland Jones war nicht nur ein Gewohnheitsverbrecher, er hat auch Schwule verprügelt.«
    Pat junior nickte.
    »Sie gehörten zu seinen Opfern.«
    Noch ein Nicken. Ein Schniefen. Er wischte sich die Nase mit dem Handrücken ab. »Er und zwei andere.«

    »Wo?«
    »Im Hampton Park.«
    »Erzählen Sie uns, was damals passiert ist.«
    »Ich … ich war im Park. Eigentlich war ich tatsächlich beim Radfahren. Aber dann … dann habe ich an der Toilette angehalten.«
    »Sie hatten auf der Toilette Sex«, ergänzte Raley. »War es eine Verabredung wie heute Abend?«
    »Nein. Ich bin einfach reingegangen. Er war schon dort. Ein älterer Typ. Wir …« Er zog verlegen die Schultern hoch. »Danach ging ich als Erster raus. Sobald ich aus der Toilette kam, waren sie da. Zu dritt. Sie fielen über mich her. Jones …«
    »Kannten Sie ihn damals schon?«, fragte Britt. »Hatte er Sie schon einmal angegriffen?«
    »Nein. Aber ich kannte diesen Typus. Ein paar von meinen Freunden hatten mich gewarnt. Charleston ist inzwischen ziemlich schwulenfreundlich, aber damals vor fünf Jahren hat es eine ganze Reihe von Übergriffen gegeben. Mehr als die üblichen Beschimpfungen. Brutale Angriffe. Ein paar Skinheads hatten beschlossen, dass wir kein Recht zu leben hätten«, schloss er verbittert.
    »Aber Sie trafen sich trotzdem in irgendwelchen Ecken. Noch dazu in einem öffentlichen Park.« Die Sorglosigkeit des Mannes schien Raley wütend zu machen.
    »Ich hatte doch keine Wahl!« Pat juniors zittrige Beteuerung hallte durch den Wagen. Einen Moment sagte niemand etwas, dann wiederholte er: »Ich hatte doch keine Wahl. Niemand wusste, dass ich schwul war. Mein Dad war Polizist. Er arbeitete bei der Sitte. Er hat Typen wie mich verhaftet, die sich in öffentlichen Toiletten oder auf Parkplätzen oder sonst wo getroffen haben.
    Am Esstisch machte er sich oft mit George McGowan über die Homos lustig, die sie erwischt hatten, während sie gerade einen geblasen bekamen. Ich lachte mit, denn ich wusste, dass das von mir erwartet wurde.«

    Britt sah im Rückspiegel, wie Tränen in seine Augen traten.
    »Dann erwischte mich mein Dad eines Tages mit einem Freund im Schlafzimmer. Ich glaube, er hat zu dem Zeitpunkt schon etwas vermutet, aber als ihm die Wahrheit so vor Augen geführt wurde …« Er verstummte schaudernd. »Er fing an zu rasen. Er zog sogar die Pistole. Womöglich hätte er tatsächlich auf uns geschossen, wenn Mum ihn nicht aufgehalten hätte.«
    Britt konnte sich die Szene vorstellen und ahnte, welch tiefe Kluft sie zwischen Vater und Sohn, zwischen Mann und Frau gerissen hatte. Bestimmt hatte sich danach die ganze Familiendynamik verändert. Sie drängte ihn behutsam, weiterzuerzählen. »Cleveland Jones und die beiden anderen fielen über Sie her.«
    Er schüttelte sich, holte tief Luft und atmete langsam wieder aus. »Die anderen beiden bekam ich gar nicht richtig zu sehen. Jones schlug mir mit dem Baseballschläger gegen das Schienbein und zertrümmerte den Knochen. Ich ging zu Boden, und die beiden anderen begannen, auf mich einzutreten. Einer erwischte mit

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