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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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Ihnen und dem Mädchen.«
    »Was wissen Sie darüber?«, wollte Britt wissen.
    »Nur das, was jeder weiß. Was in der Zeitung stand und was Sie im Fernsehen berichtet haben.«
    »Hat Ihr Dad je über den Fall gesprochen?«, fragte Raley.
    »Nicht mit mir, aber ich wusste, dass er in der Sache ermittelte. Es war der letzte große Fall, der ihm zugeteilt wurde. Danach versank er in Depressionen. Jeden Tag mehr. Er trank zu viel, allein, bis tief in die Nacht. Meistens war er vermutlich noch betrunken, wenn er morgens aufwachte. Die Arbeit begann ihm zu fehlen. Nichts, was Mom sagte, drang zu ihm durch.«
    »Wusste sie von Ihnen, Jones und dem Vorfall im Park?«
    Pat junior schüttelte den Kopf. »Sie glaubte an die Fahrradgeschichte, denn so hatte Dad es ihr erzählt. Aber ich glaube, sie hatte immer den Verdacht, dass mehr dahintersteckte. Wahrscheinlich wollte sie glauben, dass ich geheilt war, nachdem sie mich mit meinem Freund im Bett erwischt hatten. Augen zu und durch.«

    Im Haus der Wickhams war so vieles verdrängt worden. Eine schreckliche Art des Familienlebens, fand Britt.
    »Okay, erzählen Sie weiter«, befahl Raley.
    »Mom sah, dass Dad mit jedem Tag depressiver wurde. Sie bettelte ihn an, Hilfe zu suchen, aber er weigerte sich und behauptete, er würde die Sache allein regeln, nur sagte er nie wirklich, was das für eine ›Sache‹ war.
    George und Jay versuchten ihn aufzumuntern. Gingen mit ihm angeln. Solches Zeug. Aber nichts, was sie sagten oder taten, fruchtete. Er versank immer tiefer im Trübsinn. Eines Nachts wurde ich von einem merkwürdigen Geräusch geweckt. Ich entdeckte ihn schließlich auf der Veranda hinter dem Haus, wo er sich die Seele aus dem Leib weinte. Ich hatte ihn noch nie weinen sehen. Nie. Ich werde nie vergessen, wie grauenvoll es klang. Ich schlich ins Bett zurück. Er hat nie erfahren, dass ich ihn dabei beobachtet habe.« Er verstummte und wischte sich wieder die Nase. »Am nächsten Abend standen George und Jay vor unserer Tür und berichteten Mom, dass man ihn niedergeschossen hatte.«
    Nach kurzer Stille sagte Raley: »Ich kannte Ihren Dad. Nicht näher, aber ich weiß, dass er ein guter und gewissenhafter Polizist war. Warum hat er sich in jener Nacht selbst in Gefahr gebracht, Pat? Warum hat er die oberste Regel des Selbstschutzes gebrochen und nicht auf Verstärkung gewartet?«
    »Um sich zu beweisen, dass er tatsächlich der Held war, für den ihn alle hielten.«
    Es klang nach einer vorgefertigten Antwort, die er vielleicht von einem Therapeuten gehört hatte. Raley störte sich genauso daran wie Britt. »Das glauben Sie nicht wirklich , oder?«
    Pat junior schien sich erst aufregen zu wollen, doch dann schüttelte er langsam den Kopf. »Ich habe mich gefragt, ob er vielleicht einfach alles satthatte und die Sache zu Ende bringen wollte. Ich kenne das Gefühl.« Er sah sich im Spiegel an. »Ich weiß, wie es sich anfühlt, wenn man aus seinem Körper und seinem Leben fliehen möchte.«

    Er verstummte kurz und fuhr dann fort: »Vielleicht hoffte Dad, dass er nicht lebend aus dieser Gasse herauskommen würde, und vielleicht wusste er, dass Mom in diesem Fall trotzdem seine Lebensversicherung ausbezahlt bekommen würde.«
    Britt hatte noch nie gehört, dass jemand tatsächlich Selbstmordgedanken äußerte, darum erschütterte sie dieses Bekenntnis zutiefst. Offenbar machte es auch Raley zu schaffen. Mindestens eine Minute sagte niemand ein Wort, dann hatte Raley die Sprache wiedergefunden.
    »Ich habe eine andere Theorie, Pat. Ich könnte mir vorstellen, dass der Weinkrampf, den Sie gehört haben, die Kapitulationserklärung Ihres Vaters war. Er war zerbrochen. Er hatte beschlossen, sich von dem schuldbehafteten Geheimnis zu befreien, das er mit seinen Freunden so lange gehütet hatte.« Nach einer bedeutungsschwangeren Pause sagte er: »Vielleicht wollte einer oder beide dieses Geheimnis um jeden Preis bewahren. Möglicherweise wurde Ihr Dad in die Gasse gelockt und umgebracht, damit er die anderen nicht mehr verraten konnte.«
    Pat junior wurde wieder nervöser. Er fuhr sich mit der Zunge über die Lippen. Sein Blick zuckte zu Britt, dann zu Raley zurück. »Das haben Sie nicht von mir. Ich weiß nichts von irgendeinem Geheimnis. Was soll das für ein Geheimnis gewesen sein?«
    Raley quittierte seinen Versuch, sich dumm zu stellen, mit einem Stirnrunzeln. »Jay wollte Britt etwas Wichtiges erzählen. Er wurde umgebracht, bevor er dazu kam, aber ich bin todsicher,

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