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Süßer Tod

Süßer Tod

Titel: Süßer Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: S Brown
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überzeugen.«
    »Sie könnten mir dabei helfen.«
    »Könnte ich.«
    »Aber Sie wollen nicht.«
    »Nein.« Als er die Hand aus der Werkzeugkiste zog, baumelte ihr Schlüsselring an seinem Zeigefinger. Er reichte ihn ihr; sie schnappte sich den Autoschlüssel. Er sagte: »Ich hätte gern mein Hemd zurück.«
    Nach kurzem Zögern stellte sie die Handtasche auf dem Boden ab, knöpfte nervös das Hemd auf und schüttelte es dann von den Schultern. Er nahm es ihr ab und warf es durch die offene Fahrertür in die Kabine, dann nahm er ihre Windjacke von der Ladefläche und hielt sie ihr hin. »Wahrscheinlich sollten Sie das Ding sterilisieren, bevor Sie es wieder anziehen. Delnos Hunde …«
    Sie riss es ihm aus der Hand und warf es zurück auf die Ladefläche. »Raley!« Ihre Stimme bebte vor Ungeduld. »Warum haben Sie Jay und die anderen nicht schon vor fünf Jahren bloßgestellt?«
    »Weil ich Monate brauchte, um zu begreifen, dass ich geleimt worden war. Ich glaube, mir ging erst ein Licht auf, als Jay meine Verlobte zu vögeln begann. Damals begann ich mir zwar alles zusammenzureimen, aber wie hätte ich meine Vermutungen belegen sollen? Ich konnte rein gar nichts beweisen, und Sie haben gerade eben selbst zitiert, wie ein brauchbarer Beweis aussehen muss, wenn die Polizei ermitteln soll.
    Mein Ruf und meine Glaubwürdigkeit lagen in Trümmern. Wer hätte mir geglaubt, dass man mich unter Drogen gesetzt
hatte, damit ich mich an nichts erinnere? Fordyce – er war der juristische Vertreter des Haufens – brauchte nur zu erklären, dass er diese lahme Ausrede schon gehört habe und sie für absolut unglaubwürdig hielt. Ich hatte nichts Brauchbares vorzuweisen, Britt. Und außerdem …«
    »Außerdem?«
    Er kaute innen an seiner Wange und sagte schließlich: »Ich wollte nicht glauben, dass mein Freund mir so etwas antun würde. Eigentlich kann ich es immer noch nicht glauben. Mein Bauch sagt klar und deutlich, dass es so war, aber mein Verstand kann sich einfach nicht damit abfinden. Hin und wieder habe ich mich beinahe selbst überzeugt, dass ich mir alles nur eingebildet hätte. Dann versuchte ich mir mit aller Macht einzureden, dass ich nur aus Verbitterung und beruflichem Neid aus Helden Monster machen wollte. Fünf Jahre lang habe ich meine Motive hinterfragt.« Jetzt sah er ihr ruhig in die Augen. »Bis ich gestern Vormittag Ihre Pressekonferenz sah. Da wusste ich, dass ich von Anfang an recht gehabt hatte.«
    »Absolut«, bestätigte sie eifrig. »Was mir widerfahren ist, bestätigt das, was Ihnen widerfahren ist. Niemand kann abstreiten oder ignorieren, dass sich unsere Geschichten decken. Darum müssen wir gemeinsam zur Polizei gehen.«
    »Tut mir leid. Sie sind auf sich allein gestellt.« Er schob die Hand in die Hemdtasche, zog ein zusammengefaltetes Blatt heraus und drückte es ihr in die Hand.
    »Was ist das?«
    »Die Wegbeschreibung nach Charleston. Es ist nicht ganz einfach, sich in der Dunkelheit auf diesen kleinen Landstraßen zurechtzufinden, aber wenn Sie dieser Wegbeschreibung folgen, können Sie sich kaum verfahren. Irgendwann stoßen Sie auf den Highway 17. Da biegen Sie scharf links ab und kommen direkt nach Charleston zurück. Fahren Sie vorsichtig.« Er drehte ihr den Rücken zu.
    »Feigling.«

    Sein rechter Fuß stand schon auf der Fußleiste unter der Kabine, trotzdem drehte er sich um und sah sie über die Schulter an. Sie meinte unter seinem glühenden Zornesblick zu versengen, aber sie gab nicht nach. »Sie haben kaum Widerstand geleistet, als Jay Ihren Namen in den Dreck gezogen hat, Sie um den Beruf gebracht und Ihnen die Freundin gestohlen hat. Warum haben Sie nicht wenigstens um sie gekämpft? Und wenn wir schon dabei sind, warum sind Sie nicht zu mir gekommen, als die Presse Sie in der Luft zerrissen hat, und haben darauf bestanden, ebenfalls angehört zu werden?
    Stattdessen haben Sie sich im Wald versteckt, sich einen Bart wachsen lassen und in einen Eremiten verwandelt, dessen einziger Vertrauter ein Greis mit Flöhen und Körpergeruch ist. Stimmt, Sie hatten keinen handfesten Beweis für das, was Ihnen diese Männer angetan haben. Aber wenn Sie mich fragen, ist das ein fadenscheiniger Vorwand. Sich vom Rest der Welt abzuschotten ist nicht gerade ein heldenhafter Akt, Feuerwehrmann Gannon. Sie haben aufgegeben. Kapituliert.
    Ich glaube nicht, dass Sie da draußen in Ihrer Waldhütte immer nur daran arbeiten, Vergeltung zu üben. Ganz und gar nicht. Ich glaube, Sie bringen

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