Süßes Gift und bittere Orangen: Historischer Kriminalroman
Meinst du nicht auch?«
Ludwig nahm einen ersten Schluck des Weines, den er eine Weile im Mund behielt.
»Ein Traum! Man könnte alles vergessen, nur dich nicht, meine Kalypso. Was hast du noch für mich?«
»Vieles, mein Herz. Du warst so lang nicht bei mir … «, ihre Stimme versagte kurz, »nicht in meinem Bett.«
Er sprang auf seine Füße wie ein junger Mann.
»Dann komm dorthin, meine Liebste. Sag der Magd, sie soll uns dort bedienen.«
Das Schlafzimmer bekam seine Wärme nicht nur vom Kachelofen der Wohnstube. Es besaß seinen eigenen Kamin, in dem dicke Holzscheite brannten. Vor der bitteren Kälte draußen schützten außerdem die schweren Bettgardinen aus rosa-grünem Damast sowie die Fell- und Wolldecken. Ursula rief nach der Magd und ließ sich vor dem hell flackernden Kamin von dem Mädchen Korsett, Ärmel und Oberrock aufknoten. Dann befahl sie ihr, die vorbereiteten Speisen aus der Küche zu holen. Sie selbst half, halb nackt in ihren weißen Unterröcken, Ludwig aus dem Hausmantel und arrangierte die Kissen im Bett so, dass sein Rücken gut gestützt werden würde. Als das große Tablett mit silbernen Schüsselchen zwischen ihnen lag, ließ sie ihn kokett deren Inhalt entdecken. Das war immer ihr Lieblingsspiel gewesen.
Ludwig hob den Deckel der ersten kleinen Schüssel und probierte einen Löffel eines glänzenden, bernsteinfarbenen Muses. Daran riechen sollte er nicht.
»Wundervoll, aber was ist drin? Ich weiß nicht … «, er nahm einen weiteren Löffel, »Obst ganz sicher. Quitten? Zedrat? Nein, es ist aromatischer. Warte! Noch ein Löffel … ja, ich weiß es: Pomeranzen! Das Aroma ist unverwechselbar. Doch spüre ich kaum Bitterkeit. Habe ich recht? Ja? Erst die Belohnung, dann sagst du mir, wie du das gemacht hast.«
Schnell zog Ursula ihren ersten Unterrock aus. Drei gab es noch, aber ihre Hüften zeichneten sich schon deutlicher unter den Musselinschichten ab.
»Ich habe die Pomeranzenschalen zwölfmal hintereinander kochen und abkühlen lassen, jedes Mal in frischem Wasser.«
Ludwig streichelte sie von der Taille bis zum Oberschenkel.
»Ich hoffe, es gibt nicht einen Rock für jedes Aufkochen. Was hast du danach mit den weichen Schalen gemacht?«
»In Baumöl geröstet, dann gab ich süßen Wein, kleine Weinbeeren, etwas Lindenhonig und Kubebenpfeffer hinzu. Gib mir den Löffel, sonst isst du alles allein. Trinke lieber deinen Ambrawein aus!«
»Sogleich, meine Taube. Du trägst aber noch Unterröcke und Schmuck. Ich probiere noch eine Speise. Warte, das ist einfach. Feigenbrot mit Süßwein! Schnell, noch einen Rock!«
Sie wehrte energisch seine ungeduldige Hand ab.
»Was für eine Frechheit! Es geht um die Gewürze, mein Liebster. Drei von vier musst du erraten.«
Die fruchtigen Bissen verschwanden im Nu im Mund des Herzogs.
»Da ist Zimt drin.«
»Richtig, aber dafür ziehe ich keinen Rock aus. Feigenbrot wird immer mit Zimt angerührt.«
»Kardamom, sonst wäre es nicht so blumig.«
»Das ist schon besser. Ich knote eine Kordel auf.«
»Kannst gleich den Rock ausziehen. Muskatblüte?«
»Falsch! Der Knoten ist zu. Du darfst noch zweimal raten. Pass auf! Ich kann den Rock auch wieder anziehen.«
»Fenchel?«
»Pfui! Wie gewöhnlich! So eine bin ich nicht, mein Herr Herzog! Bald müsst Ihr ein zweites Mal mit meinem Hemd kämpfen.«
»Das ist aber zu schwierig.« Ludwig klagte wie ein kleines Kind. »Zwei von vier reichen für einen Rock. Ich bin aus der Übung. Wir haben seit Monaten nicht mehr das Schüsselspiel gespielt. Was soll ich nur tun?«
Ihre blauen Augen funkelten.
»Strengt Euch an, Hoheit! Wie die Nase, so der Mann.«
Er packte sie an den Haaren und zog sie zu sich. Sie musste sich über das Tablett beugen, wobei ihre Brustspitzen die silbernen Deckel berührten und sich verhärteten. Er roch genießerisch an ihren Lippen. Dann küsste er sie so lang und tief, dass ihre Brüste das kalte Metall nicht mehr spürten.
»Anis! Es ist Anis, oder? Lüge mich nicht an! Wie die Nase, so der Mann. Und die vierte Zutat ist Safran. Stelle das Tablett neben das Bett. Die Hitze deiner Gewürze durchdringt mich.«
Atemlos gehorchte Ursula. Alle ihre Röcke glitten auf einmal zu Boden, bevor sie wieder ins Bett schlüpfte. Sie schrie vor Glück, als er sich ohne weitere Spielereien auf sie warf. Sie wollte in seinem wuchtigen Körper verschwinden, wie auch er in ihrer weichen, brennenden Haut. Ihr Sturm tobte lange, länger als je zuvor, bis er sie so
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