Süßes Spiel der Sehnsucht
der Gesellschaft einzunehmen, der ihnen rechtmäßig zukommt. Und du gewiss auch.«
Sie wandte das Gesicht ab, denn es verunsicherte sie, dass Marcus offenbar genau zu verstehen schien, was in ihr vorging. Vor vier Jahren war sie von ihresgleichen ausgestoßen worden, von denen sie manche als Freunde bezeichnet hatte. Aber Arabella hielt sich aufrecht – trotzig, genau genommen – und weigerte sich, sich ihr Leben von den wankelmütigen Angehörigen der Hautevolee vergällen zu lassen. Dennoch gab es Zeiten, in denen sie sich nach der selbstverständlichen Anerkennung sehnte, welche ihr von Geburt an zuteil geworden war, bevor sie und ihre Schwestern zu Ausgestoßenen wurden. Und wenngleich sie vorgab, dass es sie nicht kümmerte, tat es das sehr wohl und womöglich mehr, als gut für sie war. Zumindest wünschte sie sich für Roslyn und Lily so sehr, dass ihnen das Leben gewährt wurde, von dem Arabella selbst immerhin einen Vorgeschmack bekam, bevor ihre vertraute Welt um sie herum aus den Fugen geriet.
Marcus ‘ tiefe Stimme klang zu ernst, als er sagte: » Ich kann dafür sorgen, dass du und deine Schwestern wieder in der Gesellschaft akzeptiert werdet, Arabella. « Dann ergriff er ihre Hand und zwang sie, ihn anzusehen.
Arabella holte tief Luft. Sie zitterte, und die Wärme seiner Hand machte es so leicht, zu vergessen, dass sie seinen Avancen widerstehen wollte … sollte. Dabei rührte sie seine Sorge. Und seine Entschlossenheit, sie zu beschützen, löste ein seltsames Brennen in ihrem Hals aus.
Es kostete sie einiges, ihm ihre Hand zu entwinden. »Ja, um meiner Schwestern willen würde ich wirklich gern zu dem Ball gehen … «
Marcus lächelte. »Dann wäre das also geklärt. Ich werde euch drei begleiten. Lass deine Schwestern morgen nach Danvers Hall kommen, damit die Modistin ihre Maße nehmen kann.«
Arabella musste unweigerlich lächeln, als sie Marcus ansah. »Nur ein hoher Adliger ist so überzeugt, dass er bloß mit dem Finger zu schnippen braucht, und schon tun alle, was er verlangt. «
»Weil dem so ist«, sagte er grinsend. »Du solltest nie unterschätzen, welche Macht Rang und Vermögen haben.«
»Oh nein, das unterschätze ich keineswegs, glaub mir.«
Er sah sie an. »Du könntest immer noch meinen Antrag annehmen. Als Lady Danvers würdest du über all diesen Leuten stehen,
Arabella musste lächeln, wie es wahrscheinlich auch seine Absicht gewesen war. »Das ist eine schöne Vorstellung … aber selbst die reizt mich nicht genug, um dich zu heiraten, Marcus.«
»Dann werde ich mir etwas anderes ausdenken müssen, um dich zu überzeugen. Ich kann recht einfallsreich sein, wenn ich will, musst du wissen.«
Ohne es zu wollen, lachte sie leise vor sich hin, während sie den Blick zum Kutschenfenster hinaus richtete. Irgendwie hatte Marcus es geschafft, ihre finsteren Gedanken infolge Sybils gehässiger Bemerkung zu vertreiben. Und sie fände es ganz gewiss höchst erfreulich, könnte Marcus ihre Schwestern wieder so in die Gesellschaft einführen, wie er sagte.
Als er ihr leises Lachen hörte, wurde Marcus merkwürdig warm ums Herz. Es war eine wahrhaft ernüchternde Erfahrung gewesen, mit anzusehen, wie stark Arabella tagtäglich sein musste. Die offenen Schmähungen, die sie auszuhalten hatte, waren ihm tatsächlich fremd, hatte er sie doch selbst für seine kühnsten Wagnisse nicht erdulden müssen. Arabella hingegen wurde seit Jahren zu Unrecht erniedrigt und beschämt, weil ihre Eltern gegen die ehernen Gesetze der gehobenen Kreise verstießen.
Aber eines schwor Marcus sich: Er würde das ändern, noch bevor sie seine Countess wurde. Und wenn er fertig war, würde jedes noch so überhebliche Mitglied der feinen Gesellschaft vor ihr katzbuckeln.
Neuntes Kapitel
Ich hätte nie erwartet, eines Tages dankbar zu sein, dass es den Earl gibt, aber ich bin es fürwahr.
Arabella an Fanny
Die nächsten Tage vergingen für Arabella wie im Fluge. Neben der Renovierung des Herrenhauses war jeder verfügbare Moment belegt mit Anproben und unerwarteten Besuchern sowie ihren Unterrichtsstunden am Institut.
Zu ihrem Erstaunen bekam sie auf einmal Höflichkeitsbesuche von der bis dahin verächtlichen Nachbarschaft. Die Ersten, die erschienen, waren Sir Alfred und Lady Perry, die gleich am nächsten Nachmittag nach Eintreffen ihrer Balleinladung erschienen.
Ihre Ladyschaft überschlug sich nachgerade, so verzückt wie sie den neuen Earl of Danvers willkommen hieß. Dann
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