Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
hatte noch nie gesehen, wie ein Engel rot wurde. Ganz hübsch, wenn man auf tiefrote Sonnenunte r gänge und so ’n Quatsch steht.
»Vortanzen?«, quietschte sie.
»Unwahrscheinlich«, sagte ich zu Andrew, während ich einen Zwanziger auf die Theke klatschte. »Sie ist viel zu verklemmt. Ich will ihr mal zeigen, wie die bessere Hälfte so lebt.«
Lachend stellte Andrew der Blondine ein Glas hin und kassierte das Geld. »Wechselgeld?«
»Behalt’s.« So wie ich die Dinge sah, finanzierte Caitlin uns die Getränke.
Andrew grinste mich zum Dank an und zischte dann ab, um die Bestellungen der ungeduldig wartenden Kellnerinnen zu erl e digen.
»Ich weiß immer noch nicht,-warum du mich hierhergebracht hast.« Sie saß so steif da, als hätte ihr jemand die Unterhose gestärkt. »Wenn du mich in Verlegenheit bringen wolltest, dann ist dir die Mission geglückt.«
»Heiliger Bimbam, jetzt entspann dich mal! « Ich wies auf den Drink. »Kipp dir den da erst mal hinter die Binde und reg dich ab.«
»Hinter die Binde …?«
Mit äußerster Geduld sagte ich: »Trink das da.«
»Aber ich trinke keinen Alkohol.«
Ich atmete tief ein, zählte bis drei. »Natürlich nicht.«
»Das schickt sich nicht.«
»Für einen Cherub, der den Himmel rot färbt, vielleicht nicht. Aber du bist nicht mehr im Himmel.« Ich redete leise, aber ich brauchte mir keine Sorgen zu machen; die zahlreichen Männer, die uns umgaben, hatten sich völlig in Kellys Show vertieft oder alternativ in die Handvoll von Mädels, die an den Tischen ihre Lap Dances und Champagner-Raum-Fantasien feilboten. Ich wies nachdrücklich mit meinem Zeigefinger auf sie. »Du hängst jetzt mit Verdammten und Dämonen ab. Also komm mal von deinem hohen Ross runter, denn, weißt du was, Süße? Du wirst garantiert keine Verführerin werden, solange du meinst, etwas Besseres zu sein als deine Kunden.«
»Aber ich will ja gar keine Verführerin sein«, sagte sie mit einem Flehen in der Stimme. Wie überwältigend schön sie auch immer sein mochte, dieser weinerlich-bockige Tonfall verlieh ihr etwas Hässliches, ließ sie realer erscheinen. Und die Angst in ihrer Stimme war weit mehr als nur real, sie hatte geradezu etwas Orgastisches.
Schluss damit. Böser ehemaliger Sukkubus. Jetzt konzentrier dich darauf, den Engel von seiner Sexualangst zu befreien. E r ledige deine gute Tat für dieses Jahrtausend.
Sex ohne jede Verpflichtung, schnurrte Dauns Stimme in me i nem Kopf. Nackte Begierde, hemmungsloser Spaß.
Nein. Das war eindeutig die falsche Vorgehensweise . Engel verstanden nichts von Sex oder Lust.
Aber sie verstanden etwas vom Begriff der Liebe.
Ich beugte mich so nah zu ihr vor, dass sich unsere Nasenspitzen fast berührten, dann sagte ich: »Hast du vor zu flüchten?«
Sie schluckte. »Nein.«
»Zu rebellieren?« Ihre Angst legte einen Gang zu, sie stammelte: »Zur Hölle, nein!«
»Dann«, fuhr ich fort, »hör endlich auf, dich so anzustellen und öffne dich den Tatsachen.«
Mit Tränen in den Augen fragte sie: »Welchen Tatsachen?«
»Dass Lust überhaupt nichts Schlimmes ist.« In der inständigen Hoffnung, keiner meiner ehemaligen Kollegen möge mir zus e hen, küsste ich die samtweichen Lippen des Engels.
Ihr Mund war geschmeidig, nachgiebig, und ich stieß meine Zunge sanft zwischen ihre Lippen – nur ein kurzes Zucken, eine Anspielung auf etwas Intimeres. Sie schnappte nach Luft und wich zurück.
Ich leckte mir langsam über die Lippen und machte mhmtntn. »Du schmeckst nach Pfefferminz und Gold.«
»Warum hast du …« Die Stimme versagte ihr, verdrängt vom Erröten. Aber in ihren Augen entdeckte ich noch etwas anderes als Verwirrung und Scham, etwas Dunkleres, etwas, das gierig sein Maul aufriss.
Ich konnte tatsächlich zu ihr durchdringen.
Hypergeil.
»Spürst du’s?«, fragte ich mit gedämpfter Stimme, ein Gespräch unter Verschwörern. »Dieses Kribbeln in deiner Brust, diesen Anflug von Hitze in deinem Schritt?« Die Tatsache, dass sie ihre Augen weit aufriss, bestätigte mir, dass ich den Nagel voll auf den Kopf getroffen hatte. Logisch – ich war vielleicht keine Verführerin mehr, aber ich wusste immer noch, wie man wi r kungsvoll küsste, Magie hin oder her. »Das nennt man Lust.«
Ihre Augen glänzten vor unvergossenen Tränen. »Woher weißt du, was ich fühle?«
»Deine Nippel stehen raus.« Ich wies mit dem Kinn auf ihre Brüste, deren harte Spitzen sich gegen den weißen Stofffetzen drängten. Bis zu diesem
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