Sukkubus 02 - One Way Ticket in die Hoelle
zuckte die Schultern. »Ich bin, was ich bin, kleine Verführerin. Aber die eigentliche Frage ist die: Bist du tatsächlich eine Furienfreundin? Wirst du mit mir kommen und Megaira retten?«
Ich sah Megs Gesicht im Geiste vor mir. Ich sah ihre blauen Augen, die vor durchtriebenen Gedanken nur so funkelten; ich hörte den Klang ihres fröhlichen Lachens.
Oh Meg. Du hast mich verraten, du hast unsere Freundschaft verraten, um dich der Hölle treu zu erweisen. Ich sollte dich verrotten lassen.
Aber zum Teufel mit alledem, Alekto hatte recht: Ich li ebte Meg noch immer. Eine über tausendjährige Freundschaft li eß sich nicht so einfach ignorieren.
»Sie ist deine Schwester«, sagte ich mit trockenem Hals. »W a rum rettest du sie nicht?«
»Das darf ich nicht.«
»Du darfst nicht?« Ich stieß ein überraschtes Lachen aus. »Wer sollte es dir schon verbieten?«
Die Schlangen auf ihrem Kopf bäumten sich kollektiv auf, ihre Mäuler öffneten sich in einem gemeinsamen Zischen. Die riesige Viper um Alektos Schultern befreite ihren Schwanz und rasselte eine Drohung. Das Gesicht der Furie blieb stoisch, unbewegt, doch ihre Finger trommelten einen Rhythmus auf der Armlehne ihres Sessels. »Ihre Bestrafung ist rechtmäßig. Selbst ich habe mich an gewisse Regeln zu halten, kleine Verführerin. Ich habe keine Möglichkeit, sie zu befreien. Du hingegen«, sprach Alekto mit leiser Stimme, »du bist der Hölle entkommen.«
So gerade.
»Du hast dich der Autorität des Höllenkönigs schon einmal w i dersetzt. Du kannst es erneut tun. Bitte«, setzte sie hinzu, ein Wort, das ihrer Zunge eindeutig fremd war, »komm mit mir z u rück. Rette meine Schwester.«
Während ich über ihre Bitte nachdachte, pochte mein Herz wie wild – ein Geräusch, das in meinen Ohren viel zu laut klang.
Ich wollte Ja sagen. Sei es, um Pauls Urteil zu entrinnen oder um meiner alten Freundin zu helfen, ich wollte ihr sagen: Ja, bring mich zurück. Bring mich weg aus dieser Sphäre von Verzwei f lung und Zerstörung, in der Leute einander mit Worten und T a ten ermorden, wo Menschen sich als die wahren Dämonen der Welt entpuppen.
Bring mich nach Hause.
Aber ich hatte zu viele Fragen und keine Antworten. Warum bat sie mich um meine Hilfe, anstatt sie zu fordern, anstatt meine Unterstützung zu erzwingen? Und warum war Alekto so übe r zeugt davon, dass ich – ein ehemaliger Sukkubus fünfter Ebene und Höllenflüchtling – ein Wesen befreien konnte, das fast so mächtig war wie der Allmächtige selbst?
»Ich bin eine exotische Tänzerin«, erwiderte ich, »kein Supe r held.«
»Du bist ihre Freundin.«
Ja. Aber die Hölle scherte sich einen Dreck um Freundschaft. Irgendetwas stank hier zum Himmel, und es war nicht der Schwefel. »Bekomme ich vielleicht auch ein sprechendes Schwert oder so was?«
Alektos Mundwinkel zuckten nach unten. »Wie?«
»Na ja«, zwitscherte ich, »läuft das nicht für gewöhnlich so? Die kühne Heldin bekommt ein sprechendes Schwert oder irgendein anderes magisches Hilfsmittel, das ihr dabei hilft, die Welt zu retten, den Zaubertrank zu beschaffen oder den Ring der Macht zu zerstören?«
Die Erinnye knurrte erbost, und ihre Schlangen zischten in reptilischer Harmonie. »Ist das ein Scherz?«
Manche Wesen haben einfach keinen Sinn für Humor.
»Vergiss es«, sagte ich, mein Kinn hoch in die Luft reckend. »Ich werde nicht mitkommen. Nichts könnte Meg etwas anhaben, wenn sie es nicht selbst so wollte. Das weißt du selbst besser als jede andere. Sie ist eine Furie.«
Ein Moment verstrich, in dem sie vor Hass erzitterte. Dann spie sie mich an: »Kein Wunder, dass sie dich deinem Schicksal überlassen hat.« Und im nächsten Augenblick verpuffte sie in einer Wolke höllischen Schwefels.
Während ich den Gestank von faulen Eiern wegwedelte, fiel mir auf, dass sie den Boden diesmal unversehrt gelassen hatte. Ja klar. Wenn ich mal vorhatte die Bude zu verwüsten, sorgte das Höllenwesen hinter sich für Ordnung.
Ich starrte den Baseballschläger am Boden an und überlegte, ob ich meine Wut an den Nagels, die über dem Sofa hingen, au s lassen sollte. Aber die Begegnung mit Alekto hatte mir Unb e hagen bereitet und mich in Unruhe versetzt – und mich aller Zerstörungswut beraubt. Ich seufzte. Vielleicht würde mich e t was Schokolade aufmuntern.
Meg, wo auch immer du stecken magst, du wirst alleine kla r kommen müssen.
Denn ich wollte verdammt sein, wenn ich jemals in die Hölle zurückkehrte.
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