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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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»So mancher würde behaupten, es liegt in seiner Natur.«
    »Dann liegt die Schuld bei Gott. Wie Ihr schon sagtet.«
    »Nein, mein Kind. Du hast es gesagt. Ich habe mich nur über deinen Vater lustig gemacht.«
    »Gott Vater?«
    »Ganz wie du willst. Nun, nimmst du mein Angebot an?«
    Eine Weile sagte er nichts. Ich lauschte seinem Atem.
    Schließlich erwiderte er: »Letztes Jahr in London wurde Papa krank. Wir sind nach Chelsea gezogen, damit er sich dort erholen kann. Ich hatte endlich Zeit zum Spielen. Wisst Ihr, was ich gemacht habe?«
    »Bitte verrate es mir.«
    »Ich habe eine Symphonie geschrieben, für alle Instrumente des Orchesters. Insbesondere die Pauken.«
    »Sie ist sicher großartig geworden.«
    »Nein, ich hätte fast vergessen, dem Waldhorn was Rechtes zu tun zu geben.« Er seufzte. »Ich weiß nicht, was es heißt, ein Junge zu sein. Ich kenne nur Gott und die Familie und die Musik. Und Krankheit. Ich bin unablässig krank, wie mir scheint.«
    »Ja–«.
    »Heute Abend sprach Papa zu mir von der Eitelkeit des glückseligen Todes von Kindern. Und vom Willen Gottes.«
    »Und hat dir gefallen, was er zu sagen hatte?«
    »Nicht sonderlich. Ich glaube nicht daran, dass es im Himmel Musik gibt – einmal abgesehen von den Lobgesängen. Und die sind so langweilig.«
    Ich lachte leise. »So weise für dein Alter. Sage mir, Meister Wolfgang, nimmst du mein Angebot an?«
    »Ich bin krank«, sagte er. »Und ich bin mir sicher, dass ich das alles nur träume.« Er sah mir fest in die Augen. Entschlossen. »Aber wenn Ihr mir diese Krankheit nehmen könnt, wenn Ihr mir das Leben schenkt, damit ich meine Musik erschaffen kann, wie könnte ich da Nein sagen?«
    »In der Tat.«
    »Herr, ich akzeptiere. Ich gehöre Euch.«
    Ich drückte meine Lippen auf seine klamme Stirn, küsste ihn.
    Markierte ihn.
    Kein Vertreter des Neids würde ihm jetzt noch etwas anhaben können, es sei denn, derjenige hatte es auf einen Sündenkrieg abgesehen. Und obwohl alle Neider von Natur aus eifersüchtig waren, würden sie niemals aufgrund dieser Eifersucht handeln. Der Junge gehörte mir.
    Und seine Musik würde der Welt gehören.
    »Du machst mich sehr glücklich, junger Mozart. Schließ die Augen, mein Kind, und schlaf. Während du träumst, werde ich deine Krankheit verbrennen.«
    Ich fuhr mit meinem Finger über seine Stirn. Seine Augenlider zuckten, schlossen sich. Bevor der Schlaf ihn übermannte, flüsterte er: »Wer seid Ihr, Herr?«
    Lächelnd erwiderte ich: »Der Mensch denkt, Gott lenkt … aber ein Teufel nimmt, was ihm gebührt.«
Wien, Juli 1773
    Ich roch ihn bereits, bevor er eintrat – das berauschende Aroma von Ingwer und Nelken, von Pfefferminz und Rosmarin. Diesmal mit einem weiteren Zusatz: dem zitronigen Duft von freudiger Erwartung. Mehr denn je freute er sich darauf, mich zu sehen.
    Bumm bumm.
    Ich breitete mich grinsend auf dem schmalen Bett aus, rekelte meine träge Gestalt, kurz bevor er ins Zimmer stürmte. Seine Wangen waren vor Anstrengung gerötet, seine Lippen in verführerisches Rosa getaucht. So wundervolle Lippen. So ausdrucksstark. Wie seine Musik.
    Er schloss hinter sich die Tür und lächelte mich an. »Mein Herr, bitte entschuldigt die Verspätung. Mein Vater hat mich mit Argusaugen bewacht.«
    »Ich bin es gewohnt, zu warten.« Ich lächelte ihn verständnisvoll an, ließ meinen Blick über ihn schweifen, liebkoste ihn mit den Augen. Er hatte ein wenig zugelegt, seit wir uns sechs Monate zuvor das letzte Mal gesehen hatten, doch sein langärmeliges Hemd trug kaum dazu bei, seine nach wie vor hagere Gestalt zu verbergen. Seine ärmellose Weste reichte ihm bis über die Oberschenkel, aber ich konnte trotzdem sehen, wie weit ihm seine Kniebundhosen waren. Ich war mir nicht sicher, ob dies so sein sollte oder ob es an mangelnder Ernährung lag. Meine eigenen Kniebundhosen lagen bequem an und verrieten, dank meines offenen Justaucorps, wie sehr ich mich freute, ihn zu sehen.
    »Du isst nicht genug«, tadelte ich ihn. »Du musst bei Kräften bleiben.«
    »Ich esse doch, ich esse.« Lachend streifte er sich die Weste ab und enthüllte, was für ein erbärmliches Kleidungsstück sein Leinenhemd war: Schlicht und fadenscheinig erweckte es den Eindruck, als würde es bei der kleinsten Berührung auseinanderfallen. So fragil wie er selbst. Er warf das Kleidungsstück zu Boden, dann schleuderte er seine Lederschuhe von sich. »Wenn ich zufällig daran denke, esse ich.«
    »Sieh nur, deine Strümpfe

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