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Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer

Titel: Sukkubus - 03 - Kopfüber ins Fegefeuer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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erstbesten Erklärung greifend, ganz gleich wie jämmerlich, wie erbärmlich sie auch war. »Das muss es sein. Ich habe Fieber.« Vielleicht, seit mich dieses verteufelte Miststück von einer Arroganten aufgeschlitzt hat. Vielleicht war an den Zinken ihrer Kämme irgendetwas dran gewesen, das mich langsam vergiftete. Vielleicht hatte sich mir ein Diamantsplitter ihres Rings in die Haut gegraben. Unter die Haut. Der mich nun qualvoll tötete – mit Bildern, die mich verhöhnten, und Emotionen, die ich eigentlich nicht hätte fühlen dürfen.
    Dämonen fühlen nicht.
    »Sag es mir«, erwiderte Virginia, als würde sie zu einem Kind sprechen. »Wo tut es weh?«
    »Hier.« Ich stach mir mit dem Finger in die Brust. »Vielleicht ein Herzinfarkt.« Ich hatte mir einen fehlerhaften menschlichen Körper heraufbeschworen. Das musste es sein. Ein Produktionsfehler.
    »Als würde ein erdrückendes Gewicht auf deiner Brust lasten?« Sie legte mir ihre Hand aufs Herz.
    »Ja«, erwiderte ich mit brüchiger Stimme. »Genau.«
    »Wo tut es noch weh?«
    Ich schluckte. »Mein Hals fühlt sich an wie zugeschnürt.«
    »Du hast das Gefühl, nicht richtig atmen zu können.«
    Ich riss die Augen auf, und ich sah Virginia vor mir, mit tränenverschleiertem Blick und einem verständnisvollen Lächeln auf den Lippen; Virginia, die nickte, als hätte sie schon lange verstanden, was da in mir vorging.
    Also fragte ich sie: »Woher weißt du das?«
    »Weil es sich genauso anfühlte, als ich Chris verloren habe.«
    »Das ist nicht das Gleiche.«
    »Doch.« Sie nahm meine Hände, hielt sie fest. »Mehr, als du ahnst.«
    »Es ist etwas ganz anderes«, beharrte ich. »Er war dein Ehemann.«
    »Und sie war deine Lebensgefährtin.«
    Jezebel sieht mich an, als wäre ich ihr Ein und Alles.
    »Du hast gesagt, ich würde mich an meinen Schmerz klammern«, fuhr Virginia fort. »Und du hattest recht. Aber du tust genau das Gleiche.«
    Dämonen lieben Schmerz.
    Aber das hier? Diese Leere höhlte mir die Brust aus. Schmerz war qualvoll, ja, eine Empfindung, die ich durchaus kannte. Aber dieses … Gefühl … das ich empfand, das war kein gewöhnlicher Schmerz. Was war es? »Was kann ich dagegen tun? Wie kann ich aufhören, an sie zu denken?«
    »Ich weiß es nicht.« Sie blickte nach unten; ihr dichtes Haar verschleierte ihr Gesicht. Der Senfgeruch war verschwunden; wie sie nun vor mir stand – ernst und mitfühlend und so lebendig –, roch Virginia nach Sandelholz und Pfefferminz. Sie roch nach Hoffnung. Sie sagte: »Vielleicht geht es gar nicht darum, aufzuhören. Vielleicht geht es darum, weiterzumachen.«
    »Virginia …«
    »In kleinen Schritten. In Minischritten. Aber wir können es zumindest versuchen. Vielleicht können wir einander helfen.« Ihre Stimme war nicht mehr als ein Flüstern, und sie sah mich immer noch nicht an. Vielleicht hatte sie Angst, dass ich Nein sagen würde.
    Wie konnte ich nach alldem noch Ja sagen?
    Dieser eine Moment, dieser alles entscheidende Moment, dehnt sich bis ins Unendliche: Mein Herz donnert in meiner Brust, das Blut rauscht mir in den Ohren, während Virginia langsam aufblickt, sich die Locken aus dem Gesicht schüttelt, mich betrachtet, als würde sie mich zum ersten Mal sehen, überrascht und traurig und nervös und noch etwas anderes, unbeschreiblich, schwer zu fassen, launisch und so verdammt flüchtig, dass es vielleicht nie existiert hat …
    »Virginia, du kennst mich nicht.«
    »Ich lerne mit jedem Tag ein klein wenig dazu.«
    »Puppe, du verstehst das nicht. Ich bin nicht der, für den ich mich ausgebe, ich …«
    »Es ist mir egal, für wen du dich hältst.« Ihre Augen funkelten wie Smaragde, denen sie so sehr ähnelten; sie lächelte, sanft und schelmisch. »Aber hör um alles in der Welt auf, mich ›Puppe‹ zu nennen.«
    Mein Mund fühlte sich plötzlich trocken an. »Eine Angewohnheit.«
    »Tja, Mr. Walker. Diese schlechte Angewohnheit werde ich dir wohl austreiben müssen, wie?«
    Ich sagte ihren Namen, wohl wissend, was als Nächstes kommen würde; ich wollte es mehr als alles andere und wollte ihr zugleich sagen, sie solle davonrennen und sich auf gar keinen Fall umdrehen.
    Und dann stellte sie sich auf die Zehenspitzen, nahm mein Gesicht in die Hände und küsste mich.
     
    Sobald ihr Mund meine Lippen berührt, bricht meine Magie mit voller Wucht aus. Virginia ringt durch den Kuss hindurch nach Luft, während meine Macht in sie hineinschießt, sie ausfüllt, all ihre Bedenken und Ängste

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