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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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Monogramm auf mich wartete.
    Mein Spiegelbild im nächtlichen Fenster sah wieder so aus wie immer. Ich kämpfte mich durch die russische Süßwaren-Norm und die Vertragsklauseln zu maximal zulässigen Konservierungsmittelanteilen. Die bleierne Müdigkeit
rang ich mit schwarzem Tee nieder, den ich doppelt so stark aufbrühte wie sonst. Als ich jedoch versuchte, einen Zeitungsbericht über die Opfer des Tsunami in Asien zu lesen, deren Zahl inzwischen in die Hunderttausende ging, schwammen verschnörkelte, altertümliche spanische Buchstaben vor meinen Augen, und in dem kläglichen Quietschen meiner vertrockneten alten Möbel vermeinte ich das Knarren der Takelage an den Masten spanischer Karavellen zu vernehmen.
    Meine kleine List funktionierte: Als ich tags darauf das Büro betrat, das Ergebnis meines qualvollen Beitrags zu den russisch-britischen Handelsbeziehungen in der Hand, erblickte ich augenblicklich den Büroangestellten. Dieser saß nicht wie gewohnt Patience spielend am Computer, sondern ging nervös den engen Durchgang hinter der Empfangstheke auf und ab. Sein Gesicht machte einen verblüfften Eindruck.
    Ich stand noch auf der Schwelle, als er mir bereits zurief: »Ich habe Arbeit für Sie.«
    »Eine Gebrauchsanleitung oder eine Satzung?«, fragte ich ergeben.
    »Der Kunde von neulich war da. Der mit dem spanischen Text. Er hat Ihre Übersetzung sehr gelobt und darauf bestanden, dass Sie auch den nächsten Teil übernehmen. Ach ja, und dann hat er noch verlangt, Ihnen das Honorar um fünfundzwanzig Prozent zu erhöhen. Er sagte, es sei äußerst wichtig, dass die richtige Person diesen Text übersetzt, dafür sei ihm kein Betrag zu schade oder so ähnlich.«
    Wie beiläufig erkundigte ich mich: »Haben Sie wegen dem verlorenen ersten Teil keinen Ärger bekommen?«

    »Tja, stellen Sie sich vor: Er meinte, wir sollten uns deswegen keine Sorgen machen. Er - nein, er sagte ›wir‹, also sie … sie würden ihn schon selbst ausfindig machen.«
    Ich nickte. Wortlos überreichte er mir die braune Mappe und wandte sich dann seiner Abrechnung zu. Ich schloss daraus, dass die Audienz beendet war, und zog mich eilig zurück.
     
    Meine Rückkehr nach Yucatán inszenierte ich feierlich. Ich machte mir einen frischen Tee, legte mir ein paar Kekse auf einen Teller, stellte mein altes Radio auf einen spanischsprachigen Sender, steckte meine Füße in gemütliche Filzpantoffeln und setzte mich erst dann an den Schreibtisch. Nach den lobenden Worten des Auftraggebers und - was mein Herz noch mehr erwärmte - der zusätzlichen Prämie, hätte es mich nicht gewundert, wenn ich in der Mappe einen mit Siegellack verschlossenen Umschlag mit einem persönlichen Brief vorgefunden hätte, der mir den Zweck und die Bedeutung meiner Arbeit erläuterte. Doch es war nur ein weiterer Stapel akkurat herausgeschnittener, vergilbter Buchseiten, auf denen sich die mir vertrauten, leicht verblassten gotischen Buchstaben drängten. Die Überschrift auf der ersten Seite lautete: Capítulo III.
     
    »Dass nach den wundersamen und zugleich schrecklichen Ereignissen, die im vorherigen Kapitel beschrieben wurden, unsere Abteilung ihren Marsch in die südwestlichen Gebiete des Landes der Maya fortsetzte und alsbald jenen Fluss erreichte, an dem unser Stoßtrupp unter meiner und Señor Vasco de Aguilars Führung tags zuvor Halt gemacht
hatte. Dass uns das Wetter wohlgesinnt war, denn bis zum Beginn der üblichen Jahreszeit fiel nie mehr solcher Regen wie der, den wir an jenem Tage erlebt hatten.
    Dass Zweifel und Unzufriedenheit in der Abteilung wuchsen, und die Soldaten sich fragten, wohin ihre Kameraden sowie die Fuhrwerke, die wir zurückgelassen hatten, verschwunden waren. Dass Señor Vasco de Aguilar und ich ihnen antworteten, jene, die mit Gerónimo Núñez de Balboa zurückgeblieben waren, hätten beschlossen nach Maní zurückzukehren, und ich hätte Spuren von Karren und Hufen entdeckt, die Baumkronen vor dem Regen geschützt hatten. Und ich fügte hinzu, Vasco de Aguilar und ich hätten eine Nachricht von Señor Núñez de Balboa gefunden, in der er erklärte, er wolle sich auf den Weg nach Maní machen, da unter seinen Leuten das Fieber ausgebrochen sei; und der Herd dieser Seuche könne sich nicht weit von ihrem Aufenthaltsort befinden, weshalb unsere Abteilung diesen Ort so eilig hätte verlassen müssen.
    Dass viele diese Erzählung glaubten, da sie wahrhaftiger klang als das, was wir in Wirklichkeit entdeckt hatten. Dass wir aber

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