Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
Vom Netzwerk:
und Señor Vasco de Aguilar uns berieten und beschlossen, noch am selben Abend umzukehren und erst dann Halt zu machen, wenn uns die Nacht ereilen würde. Dass während unseres Gesprächs von Nordosten, woher wir gekommen waren, ein fernes Donnern ertönte, welches wir für den Schuss einer Arkebuse hielten, ein Alarmzeichen unserer Kameraden, die bei den Fuhrwerken zurückgeblieben waren. Dass jedoch einer der Führer auf einen Baum stieg, um Ausschau zu halten, und meldete, dass aus jener Richtung, aus der das Geräusch gekommen war, ein Gewitter heranziehe.
    Dass die beiden Indios und jene Soldaten, die in Yucatán bereits länger als ein Jahr dienten, sich darüber sehr wunderten, da bis zur Regenzeit noch einige Wochen vor uns lagen und schlechtes Wetter selten war.
    Dass nach einiger Zeit von Nordosten dasselbe Geräusch zu hören war, doch diesmal klang es eher wie Donner, da sich seine Quelle in größerer Nähe befand. Dass nach weniger als einer halben Stunde schwarze Wolken den Himmel einhüllten und über dem Ort, an dem wir uns befanden, starker Regen und sodann ein Gewitter einsetzte.

    Dass wir aufgrund des Sturms an jenem Tage den Rückweg nicht antreten konnten und beschlossen, dort, wo wir standen, die Nacht zu verbringen. Dass wir aus dem Wald hinaustraten, um ein Lager aufzuschlagen. Dass das Gewitter die ganze Nacht hindurch tobte und direkt über unseren Köpfen Blitze zuckten. Dass einer der Soldaten sich unserem Befehl widersetzte und unter einen Baum flüchtete, wo er vom Blitz getroffen wurde und starb, was den Indios und auch den übrigen Soldaten nicht geringen Schrecken einjagte.
    Dass am nächsten Tage der Himmel wieder klar war und die Sonne heiß herabbrannte. Dass wir den toten Soldaten nach christlichem Brauch bestatteten und Fray Joaquín ihm die Totenmesse las und um Vergebung für seine Sünden bat. Dass während unserer Rückkehr an den Ort, wo wir die Fuhrwerke mit der Bewachung zurückgelassen hatten, die Soldaten erneut über die Götzen der Indios sprachen und über den Blitz, der ihren Kameraden getroffen hatte. Dass ich die beiden Führer immer bei mir behielt, um sie davon abzuhalten, derlei Geschwätz zu befördern, die Soldaten aber trotz allem immer weiter davon sprachen.
    Dass wir den Weg zum Lager ohne Mühe fanden, obwohl der Boden von dem Regen aufgeweicht war; dass aber bei unserer Ankunft auf jener Lichtung keine Menschenseele zu finden war. Dass ich den Soldaten befahl, an Ort und Stelle zu warten, und sodann gemeinsam mit Señor de Aguilar und den beiden Indios die Lichtung untersuchte sowie den Weg, der von dort in die andere Richtung führte. Dass wir keine Spuren eines Kampfes entdeckten, weder zurückgelassene Dinge noch andere Zeichen noch Abdrücke von Wagenrädern und Hufeisen. Dass ich den Weg weiter entlangritt in der Hoffnung, jemanden aus unserer Abteilung oder wenigstens irgendwelche Spuren zu entdecken, doch selbst nach einer halben Stunde niemanden antraf und zurückkehrte.

    Dass die Führer während meiner Abwesenheit etwas entdeckt hatten, das uns anfangs entgangen war, nämlich eine der steinernen Götzenstatuen, die zwischen den Bäumen stand und von dichtem Laub bedeckt sowie ganz mit vertrocknetem Blut beschmiert war. Dass ich sogleich an Gaspar Xiu dachte und ihn des Verrats verdächtigte und gerade den Befehl geben wollte, die beiden anderen zu ergreifen, als mich jedoch, bevor ich dies tun konnte, Señor de Aguilar zu sich rief, der eine kleine Lichtung betrachtete, die etwas weiter von der großen entfernt war.
    Dass sich auf dieser Lichtung ein großer quadratischer Stein befand mit einer Vertiefung in der Mitte und Furchen, die von dort aus bis zu den Rändern hin verliefen. Dass auf diesem Stein unser Führer Gaspar Xiu lag, ganz und gar entkleidet, sein Brustkorb aufgeschlitzt und offen, und dass sein Herz herausgerissen worden war und wir es nirgends finden konnten.
    Dass wir übereinkamen, den Soldaten nichts davon zu erzählen und den Führern unter Androhung des Galgens verboten, selbiges zu tun, und daraufhin eilends diesen Ort verließen und uns erneut nach Südwesten aufmachten, ohne uns umzusehen.«
     
    Draußen vor dem Fenster rauschte der Regen, doch im Unterschied zur Trockenzeit in Yucatán war dies für Moskau im Oktober nichts Ungewöhnliches. Eilig drehte ich das letzte Blatt um, in der Erwartung, den Beginn des nächsten Kapitels zu erblicken. Stattdessen starrte ein überaus seltsames Wesen mir entgegen, das

Weitere Kostenlose Bücher