Sumerki - Daemmerung Roman
Geheimnis, das sich hinter dem selbstmörderischen Verrat des Halbbluts Hernán González verbarg, war dagegen mit Sicherheit weitaus düsterer und gefährlicher.
Ich hätte viel gegeben, um die beiden Konquistadoren, die den Stoßtrupp befehligten, zu warnen. Doch sicher hätten sie mich dann ebenso wie all die anderen Zweifler beschuldigt, gefährliche Gerüchte zu verbreiten, und mich zur Warnung der anderen auspeitschen lassen. Und hätte ich gar die Frechheit besessen, auf meiner Ansicht zu bestehen - sie hätten mich ohne weiteres erhängen können.
So aber schlugen sich die Spanier verzweifelt durch das Dickicht, während sich über ihren Köpfen immer deutlicher Unheil zusammenbraute. Die bedrückende Vorahnung, die mich ergriffen hatte, schien allmählich auch die Kommandeure der Expedition zu befallen, doch standen ihnen weder Kümmerlings Karten noch der Weltatlas der Akademie der Wissenschaften zur Verfügung, um die Verräter zu entlarven. Außerdem war es nun zu spät umzukehren: Sie waren so weit vorgedrungen, dass ihnen keine andere Wahl blieb, als sich immer weiter den Weg zu bahnen und sich durch den Urwald ihrem unausweichlichen Schicksal zu nähern.
»Dass in der darauf folgenden Nacht unser Lager in der Dunkelheit von Indios überfallen wurde, die uns wütend angriffen und nicht einmal vor den Schüssen unserer Arkebusen zurückschreckten. Dass sie
drei Soldaten, nämlich Luis Carbalho, Francisco Samarano und Francisco Curro, töteten und vier weitere schwer verwundeten, und dass wir außer diesen noch zwei weitere vermissten, nämlich Juan Garcia und Pedro Veleza, die sie wohl gefangen genommen hatten, um sie zu opfern.
Dass auch die Spanier heldenhaft kämpften und nicht weniger als zwanzig Indios töteten sowie einige gefangen nahmen, um sie zu befragen. Dass die Gefangenen aber nicht sprechen wollten und die Fragen nicht verstanden, die ihnen unsere Wegführer stellten, und untereinander in einer Mundart sprachen, die unsere Wegführer nicht kannten. Dass sie nicht einmal unter Folter antworteten, worauf ich einen von ihnen aus eigener Hand erdolchte, während zwei weitere von den Soldaten erschlagen wurden.
Dass wir Luis Carbalho, Francisco Samarano und Francisco Curro nach christlichem Brauch bestatteten, wozu wir Gräber aushoben und Kreuze aufstellten, die wir aus den Ästen der umstehenden Bäume anfertigten.
Dass unsere Verwundeten in den darauf folgenden Tagen nicht gesund wurden, den Marsch nur schwer ertrugen und hohes Fieber hatten. Dass Fray Joaquín ihre Wunden untersuchte und als Ursache ihrer Qual ein Gift nannte, mit welchem die Indios mitunter die Spitzen ihrer Pfeile und Speere bestreichen. Dass er sagte, wir sollten für ihre Rettung beten, denn ohne ein göttliches Wunder würden sie alle sterben.
Dass wir an jenem Tage erneut Halt machten und für die Genesung unserer Kameraden beteten. Dass jedoch unsere Gebete nicht erhört wurden und alle vier Verwundeten entweder noch in derselben Nacht, oder in der darauf folgenden verschieden. Dass sie, bevor sie starben, schrien, als wäre der Teufel selbst gekommen, um ihre Seelen zu holen.
Dass einige von uns angesichts dieses Verlusts den Mut verloren und erneut behaupteten, der Auftrag, den wir erfüllen sollten, werde uns ins Verderben stürzen. Dass sowohl ich als auch Vasco de Aguilar als auch Fray Joaquín uns besannen, welche Bedeutung seine Erfüllung für die Stärkung der Heiligen Kirche und die Stellung der Spanier in Yucatán hatte, und überzeugt waren, dass wir weitergehen mussten.
Dass ich an einem dieser Tage am Feuer saß und unser Wegführer Juan Nachi Cocom zu mir kam und sagte, wir hätten bereits jene Gegend betreten, von der er gesprochen hatte, und es sei die Aufgabe jener Indios gewesen, die uns überfallen hatten, den Eingang zu beschützen. Dass sie die yukatekische Sprache nicht beherrschten, da sie vor Hunderten von Jahren aus anderen Gegenden hierhergekommen seien, weit aus dem Norden, und dass man von ihnen berichtete, sie seien vor dreihundert Jahren Wächter am Hofe eines mächtigen Königs in der Stadt Mayapán gewesen; nachdem aber die Könige gestürzt und hingerichtet und die Stadt zerstört worden sei und ihre Bewohner sie verlassen hätten, hätten die Krieger aus dem Norden sich neue Herren gesucht, denen sie bis auf den heutigen Tage dienten.
Dass ihre Herren auch jetzt noch, Jahrzehnte nach der Ankunft der Spanier, in diesen verbotenen Gegenden herrschten. Dass man ihren
Weitere Kostenlose Bücher