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Sumerki - Daemmerung Roman

Titel: Sumerki - Daemmerung Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dmitry Glukhovsky
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damit sicher einen Stapel Zeichenblöcke verbraucht. Und wenn ich an jenem bestimmten Tag im Jahr diesen alten Mann mit seiner Ordensspange auf der Brust sehe, verspüre auch ich den Wunsch, ihm zu danken - auch wenn er mir sonst mit seinem ständigen Gemecker und ungenießbaren Charakter auf die Nerven geht und ich ihm nur das Schlimmste wünsche. Selbst das Wort »Sieg« schreibe ich an jenem Tag ganz bewusst mit großen Buchstaben.
    Offenbar empfinde ich für diesen Krieg und die Menschen, die diesen Sieg für uns erkämpft haben, das Gleiche wie die meisten von uns. Aber ich verstehe nicht, warum dieser Sieg für uns jedes Jahr noch wichtiger wird, und die
anderen sich darüber, wie es scheint, kein bisschen wundern.
    All die Denkmale und Gedenktafeln an jeder Ecke kommen mir vor wie Urnen - aber nicht für die Asche, sondern für die Seelen jener Alten mit den Ordensspangen, die ihre Körper verlassen haben. Doch der Bildhauer, der all diese Helden des Großen Krieges in Stein meißelt, arbeitet nur sein Honorar ab. Der Politiker, der anlässlich der Enthüllung eines Denkmals eine Rede hält, denkt dabei in Wirklichkeit an seine Geliebte. Und die Kinder, die ihre Blumen am Fuße des Denkmals ablegen, achten vor allem darauf, beim Zurückgehen nicht zu stolpern, denn es ist doch ein sehr wichtiger Feiertag, auch wenn sie nicht begreifen, warum. In all dem Granit und Marmor ein entfernt bekanntes Gesicht zu erkennen, das man zuletzt vor sechs oder sieben Jahrzehnten gesehen hat, bevor es damals in die Schlacht zog, und darüber in Tränen auszubrechen - so etwas können nur Kriegsveteranen. Schon bald wird keiner mehr von ihnen da sein, und die Stadt wird sich endgültig in einen sinn- und nutzlosen Steingarten verwandeln …
    Der Trolleybus zuckte zusammen, begann zu rattern und fuhr los, während ich reglos sitzen blieb, den Blick wie festgefroren auf den durchsichtigen Kreis auf der weißen Scheibe gerichtet, der allmählich immer enger wurde.
     
    Im Vorzimmer (anders lässt es sich nicht bezeichnen) des Übersetzerbüros Akab Tsin saß diesmal nicht die attraktive, roboterhafte Dame, die mir bei meinem ersten Besuch das fünfte Kapitel ausgehändigt und mich damit zugleich erlöst und verdammt hatte, sondern ein modisch gestylter junger
Mann im strengen Anzug, der genauso gut auf die Seiten eines anspruchsvollen Hochglanzjournals gepasst hätte. Ich nahm an ihm einen minimalen Anflug von Leichtsinn wahr, wie ihn sich mitunter Bankangestellte auf einer Cocktailparty leisten.
    Seine Zähne waren weiß wie die Alpengipfel, und das wusste er nur zu gut: Es war verblüffend, wie fest das strahlende Lächeln in seinem Gesicht saß, während seine Augen rein gar nichts ausdrückten. Diese Fertigkeit entwickelt man wahrscheinlich erst nach langen Jahren harter Übung.
    Der junge Mann nahm die Mappe mit dem erledigten Auftrag entgegen, dankte, nannte mich korrekt beim Vor-und Vatersnamen und erkundigte sich, ob ich weiter mit demselben Kunden zusammenzuarbeiten wünsche. Den Schweiß, der auf meiner Stirn ausbrach, und die leicht zitternden Hände, die ich mit der Gier eines Junkies ausstreckte, übersah er taktvoll. Kurz darauf landete der nächste Teil des Originalmanuskripts sanft auf der Theke, gefolgt von einem weißen Umschlag mit Akab-Tsin -Logo, in dem sich mein Honorar befand. Der Angestellte stellte keinerlei Fragen. Der Austausch der beiden identischen schwarzen Mappen sowie die Übergabe des Umschlags mit den knisternden Scheinen ließen mich an eine Spionageoperation oder einen Heroindeal denken.
    Ich deutete auf die Mappe, die ich soeben erhalten hatte. »Wann ist denn dieser Teil bei Ihnen eingetroffen? Ich habe den anderen doch erst gestern mitgenommen. Oder hatten Sie von Anfang an mehrere? Dann hätte ich …«
    »Aber nein.« Sein Lächeln wurde noch breiter. »Dann hätten wir Ihnen gleich alles übergeben. Wäre ja viel effizienter
gewesen. Nein, dieser neue Teil ist erst vorhin reingekommen. Vielleicht vor vierzig Minuten.«
    »Äh … Sie könnten mir nicht zufällig sagen, wer es abgeliefert hat? Wie er aussah, und überhaupt …«
    »Tut mir leid, aber wir geben keine Kundeninformationen heraus.« Der wohlwollende Ausdruck auf seinem Gesicht hatte sich unmerklich verändert. Das, was ich fälschlich als Lächeln interpretiert hatte, war nun das drohende Zähnefletschen eines Raubtiers, das jeden Eindringling davor warnte, verbotenes Territorium zu betreten.
    »Natürlich, ich verstehe. Bitte

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