Summer and the City - Carries Leben vor Sex and the City: Band 2 (German Edition)
dass das so ziemlich das Schlimmste ist, was man zu einem Mann sagen kann. Bernards Gesichtsausdruck bestätigt diese Erkenntnis.
»Ich kann das nicht«, murmelt er verzweifelt. »Ich kann das nicht. Was tue ich hier eigentlich? Was ist aus meinem Leben geworden?«
Ich versuche mich an alles zu erinnern, was ich jemals über Impotenz gelesen habe. »Vielleicht kann ich dir helfen«, sage ich kleinlaut. »Vielleicht können wir gemeinsam daran arbeiten …«
»Ich will nicht an meinem Sexleben arbeiten«, stöhnt er. »Verstehst du denn nicht? Ich will nicht an meiner Ehe arbeiten müssen. Ich will nicht an meinen Beziehungen arbeiten. Ich will, dass sie passieren. Und wenn du dich mir gegenüber nicht wie ein … ein Arschloch verhalten hättest, würdest du das vielleicht verstehen.«
Wie bitte? Einen Moment bin ich zu verletzt, um zu reagieren. Dann ziehe ich mich gekränkt und empört von ihm zurück. Ich, ein Arschloch? Können Frauen überhaupt Arschlöcher sein? Ich muss wirklich schrecklich sein, wenn ein Mann mich Arschloch nennt.
Ich klappe den Mund wieder zu und greife nach meinem Höschen, das er vorhin zusammen mit meinen anderen Sachen aufs Bett geworfen hat.
»Carrie«, sagt er ernst.
»Was?«
»Ich denke, es ist das Beste, wenn du jetzt gehst.«
»Was glaubst du, was ich gerade mache?«
»Und wir … wir sollten uns lieber nicht wiedersehen.«
»Da bin ich ganz deiner Meinung.«
»Ich möchte, dass du die Tasche trotzdem behältst«, versucht er zu retten, was nicht mehr zu retten ist.
»Ich will sie nicht«, entgegne ich kühl, was eine glatte Lüge ist. Ich will diese Tasche. Und wie ich sie will. Weil ich das Gefühl habe, diesem Katastrophen-Geburtstag wenigstens irgendetwas Positives abringen zu müssen.
»Bitte behalte sie«, sagt er.
»Schenk sie doch Teensie. Die ist genauso mies wie du.« Ich würde mich am liebsten auf ihn stürzen und ihn schlagen.
»Jetzt sei bitte nicht kindisch und nimm um Himmels willen diese Tasche«, ruft er. Mittlerweile sind wir beide angezogen und stehen an der Tür. »Du weißt, dass du sie willst.«
»Du bist ein fieses Schwein, Bernard, weißt du das?«
»Hier …« Er versucht mir die Tasche in die Hand zu drücken, aber ich reiße die Tür auf, hämmere auf den Fahrstuhlknopf und verschränke die Arme vor der Brust.
»Carrie«, versucht er es erneut, nachdem er zu mir in den Aufzug gestiegen ist und mit mir nach unten fährt. Er wirft dem Liftmann ein entschuldigendes Lächeln zu.
»Nein.« Ich schüttle den Kopf.
Bernard folgt mir auf die Straße und hebt die Hand, um ein Taxi heranzuwinken. Warum halten diese verdammten Taxis eigentlich immer nur dann an, wenn man gerade keines haben will? Irgendetwas in mir klammert sich an die Hofnung, dass das alles nur ein böser Traum ist, aus dem ich jeden Moment
erwachen werde. Aber spätestens als Bernard dem Fahrer meine Adresse nennt und ihm zehn Dollar reicht, löst diese Hofnung sich in Luft auf.
Kochend vor Wut setze ich mich auf die Rückbank.
»Hier.« Wieder hält er mir die Tasche hin.
»Ich habe dir doch gesagt, dass ich sie nicht will«, brülle ich ihn an.
Als das Taxi anfährt, reißt er noch einmal kurz die Tür auf und wirft sie ins Wageninnere.
Die Tasche landet zu meinen Füßen. Einen Augenblick ziehe ich in Erwägung, sie aus dem Fenster zu schmeißen, entscheide mich dann aber dagegen und breche stattdessen in hysterisches Schluchzen aus. Ich weine so bitterlich, dass ich das Gefühl habe, in meinem Inneren in tausend Stücke zerrissen zu werden.
»Hey, Sie da«, ruft der Taxifahrer nach hinten. »Was soll das? In meinem Taxi wird nicht geheult, verstanden? Meinetwegen können Sie wegen den Yankees rumflennen oder wegen diesem gottverdammten Baseball-Streik. Aber doch nicht wegen einem Mann.«
Entschuldigung?
Das Taxi hält vor Samanthas Haus. Ich starre mit tränenverhangenem, hilflosem Blick zu dem Apartmentgebäude auf und bin unfähig mich zu rühren.
»Was ist denn nun, Miss«, knurrt der Fahrer. »Ich hab nicht die ganze Nacht Zeit.«
Ich wische mir über die Augen und trefe eine dieser überstürzten Entscheidungen, von denen vernünftige Menschen einem grundsätzlich abraten. »Fahren Sie mich bitte in die Greenwich Street.«
»Aber …«
»In die Greenwich Street. Sofort.«
Ich lasse mich bei der Telefonzelle an der Ecke absetzen. Mit zitternden Fingern klaube ich ein Zehncentstück aus der Tasche und schiebe es in den Schlitz. Am anderen Ende der
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