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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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weiterer Holztransporter auf. Ein Schlepper mit Anhänger, beladen mit langen Holzstämmen. Am Heck hing eine orangefarbene Kunststoff-Pyramide, welche das Scheinwerferlicht des Vans reflektierte.
    Na toll!  
    «Das ist dann wohl der Arbeitskollege von dem anderen. Auch einer der Fleißigen.» Baker war der Spaß vergangen.
    An Überholen war nicht zu denken, die Spur war schmaler geworden auf dieser Höhe. Der Fahrer des Lastenzuges holte vor jeder Kurve weit aus und schien den schwarzen Van hinter ihm nicht zu bemerken. Oder einfach zu ignorieren.  
    «Der wird schon irgendwo wieder abbiegen, stellen wir uns auf eine gemächliche Fahrt ein», meinte Havering zu Baker, der einen wenig erfreuten Gesichtsausdruck machte. Er fuhr ein paar hundert Meter hinter dem Holztransporter her, ohne dass eine günstige Gelegenheit für ein Überholmanöver aufgetaucht wäre.  
    «Ja, hast wohl recht. Waren lange genug unterwegs, auf die paar Minuten kommts auch nicht mehr drauf an.»
    Havering schaute aus dem Seitenfenster rechts hinunter zum Talboden. Rund 50 Meter steil unter ihnen floss der kleine Strom dahin. Das Flussbett war flach und voller Geröll. Zu ihrer linken Hand war die Straße von einer Felswand begrenzt, die aus ihrem Blickfeld durch das Autofenster nach oben entschwand.
    «Was…?!» Baker starrte entgeistert in den Rückspiegel.  
    Havering lehnte sich etwas auf die linke Seite und versuchte via Seitenspiegel auszumachen, was Bakers Aufruhr verursacht hatte.  
    Der Van fuhr in langsamer Fahrt in eine leichte Linkskurve. Havering konnte nichts erkennen, die Straße hinter ihnen lag außerhalb seines Blickfeldes. Eine enge Rechtskurve folgte, auf einmal erblickte er eine massive Führerkabine und darüber den Ansatz von Holzstämmen. Der zweite Laster war direkt hinter ihnen.  
    «Dieser verdammte Idiot! Warum fährt der so nah auf? Was zum Teufel soll das?!»
    Sunderland schreckte aus seinem Halbschlaf auf und drehte sich nach hinten, um einen Blick durch das schmale Rückfenster zu ergattern. Anderson rieb sich die Augen. McMarsh hatte sich ebenfalls auf seinem Sitz umgedreht und sich auf die Arme gestützt. Er war erstarrt.  
    Havering öffnete das Seitenfenster und lehnte sich ein Stück hinaus. Die Lüftungsschlitze der Lasterfront klebten förmlich an ihrem Heck. Die Scheinwerfer des Trucks blendeten ihn. Er kniff die Augen zusammen, konnte jedoch nicht erkennen, wer den Holztransporter steuerte. Die Straße führte wieder geradeaus. Links nach wie vor begrenzt von Felsen, rechts von einem schmalen Geländer. Hinter der Verschrankung ein steiler Abhang mit einer steindurchsetzten Bergwiese.  
    Der Laster vor ihnen beschleunigte, Baker blieb dran und vergrößerte den Abstand zum Schwertransporter hinter ihnen ein gutes Stück.

    Dann ging alles sehr schnell.  

    Die runden Flächen der Holzstämme vor ihnen kamen unvermittelt zu einem Halt, der Van flog direkt darauf zu.
    Baker trat voll in die Bremsen und presste gleichzeitig ein unüberhörbares «Fuck!» zwischen den Zähnen hervor.  
    Die Reifen glitten über den nasskalten Asphalt, die Bremswirkung setzte verzögert ein.  
    Havering wurde nach vorn geworfen. Die Gurte grub sich in sein Brustbein, eine Rippe knackste. McMarshs Smartphone fetzte dicht an seinem Ohr vorbei und knallte innen gegen die Frontscheibe.  
    Das Fahrzeug mit den Ermittlern kam zum Stillstand, keine zwei Schritte hinter der Holzladung. Havering stöhnte.
    Dann ein gewaltiger Aufprall von hinten, als wäre der Wagen von einem Zug erfasst worden.  
    Sunderland schrie auf, die Agenten wurden in ihre Sessel gedrückt, Baker riss das Steuer nach rechts. Der Van wurde mit heftiger Wucht nach vorne rechts geschoben, direkt auf die Enden der Holzstämme zu. Havering schrie: «Runter!» Er warf einen entsetzten Blick hinüber zu Baker, der sich wie gelähmt am Lenkrad festklammerte und keinen Mucks tat.  
    Havering beugte sich intuitiv über seine Oberschenkel, die Hände über den Kopf. Reifen quietschten, Scheiben zerplatzten, ein mächtiges Wummern wie von einem Subwoofer in einem Kinosaal donnerte durch den Innenraum. Der Wagen drehte sich zum Abgrund hin.

    Für ein paar Sekundenbruchteile herrschte Totenstille. Alles schien in Zeitlupe zu verfallen, in sich zusammenzufallen. Schwerelos.

    Der zweite Aufprall. Ein Aufblitzen. Es knallte und splitterte, Glasscherben jagten kreuz und quer durch die Führerkabine, hundert kleine Bisse in Haverings Gesicht.  
    Dunkelheit.

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