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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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    Die Welt drehte sich nach rechts. Havering konnte nicht mehr erkennen, was oben und was unten war.  
    Warmes Blut regnete durch die Führerkabine.  
    Es wurde dunkel, hell, wieder dunkel, wieder hell. Alles fühlte sich auf einmal federleicht an wie auf einer Achterbahn. Dann ein erneuter Aufprall, die Welt drehte sich immer schneller. Der Wagen wurde hin und her geworfen wie ein achtlos weggeworfenes zusammengeknülltes Blatt Papier.

    Adrenalin schoss in Haverings Hirn. Blut pumpte wie über Hochspannungsleitungen durch seine Arterien.  
    Ein Schwarz-Weiß-Film lief vor seinen Augen ab.  
    Abtauchen.  
    Bilder aus seinem Kinderzimmer. Sein Vater. Dessen Grab. Sein Kinderzimmer. Freunde beim Versteckenspielen im nahen Wald irgendwo in den Weiten von Virginia. Die Allee vor seiner ehemaligen High School. Das wohlige Gefühl der ersten Liebe, ihr Hals unter seinen Lippen. Der warme Atem auf seiner Wange. Ein schöner Frühlingstag. Ein Spielplatz außerhalb der Stadt. Seine Studentenbude. Unzählige Szenen ratterten mit rasender Geschwindigkeit dahin. Ein Buch in seinen Händen mit mathematischen Formeln. Der Burgerschuppen, wo er mit seinen Studienkollegen abhing, wenn er nicht gerade seinen Lebensunterhalt als Küchenhilfe verdiente. Eine Hülse, die zu Boden kullert. Rückstoß. Die Zielscheibe, wo er sein erstes Schusstraining absolvierte. Seine Mutter, wie sie vor ihm stand und ihn voller Stolz umarmte. Ende.  

    2

    Ein Meer von Eis. Er schwamm in einem Meer von Eis.
    Nein, das kann nicht sein. Bin ich tot? Ich sehe nichts. Halb erfroren. Zerschunden. Nass? Wieso sind meine Kleider nass? Warum hilft mir denn niemand?
    Havering zitterte vor Kälte. Und vom Schock. Sein Kopf hämmerte, die Schmerzen waren kaum zu ertragen. Ihm war schlecht.
    Wo zum Teufel bin ich? Was ist geschehen?
    Langsam kam seine Erinnerung zurück.  
    Das Team. Der Auftrag. Die Holzlaster.  
    Panik stieg in ihm auf, sein Puls raste. Etwas steckte in seinen Rippen. Er tastete mit seiner linken Hand danach. Glücklicherweise schien der Schmerz in seinem Brustkasten nicht von einem Gegenstand, sondern von einer gebrochenen Rippe zu stammen.  
    Die Gurte. Die Vollbremsung. Der Sturz.
    Er konnte keine Wunde finden. Sein rechter Arm war gebrochen oder stark geprellt, auf jeden Fall geschwollen und nicht zu gebrauchen. Sein linkes Knie fühlte sich an wie durchschossen.  
    Havering schlotterte.  
    Sein Körper lag wie ein Kadaver im Schlamm am Ufer des Flussbetts neben dem knietiefem Wasser. Seine Kleidung hatte sich vollgesogen, der Anzug war zerfetzt und mit Glassplittern durchsetzt.  
    Sein ganzer Leib war überzogen mit einer klebrigen Mischung aus nassem Dreck und Blut.  
    Die Nacht war finster. Nahezu unmöglich etwas zu erkennen.  
    Was ist geschehen? Wir hatten einen Unfall. Nein. Es war kein Unfall. Verdammt! Wo sind die anderen? Wie lange war ich weggetreten? Ich muss …
    Ryan Havering hob seinen Kopf ein Stück. Sein verschwommener Blick konnte einige dunkle Gestalten erkennen, die zwei Dutzend Schritt von ihm entfernt das Wrack des schwarzen Vans absuchten, welches in einem Buschgehölz etwas oberhalb des Flusses zum Stillstand gekommen war. Sie unterhielten sich leise und waren eben erst eingetroffen.  
    Das Licht einer Taschenlampe fiel auf den Fahrersitz. Durch die zerstörte Scheibe an der eingedrückten Front war das blutüberströmte bleiche Gesicht von Agent Morris Baker zu erkennen. Er war offensichtlich tot oder schwer verletzt.  
    Eine Männerstimme erhob sich über das Geflüster. «Einer fehlt! Sucht sofort die Gegend ab, wahrscheinlich wurde er herausgeschleudert! Habt ihr alle Trümmerteile eingesammelt?»  
    Havering wollte gerade seinen Mund öffnen, um nach Hilfe zu rufen, als er in der Hand einer der Gestalten eine gezückte Waffe mit Schalldämpfer erblickte.  
    Eine andere in Schwarz gehüllte Person mit Sturmhaube trat hinzu, einen Benzinkanister in der Hand. Die Gestalt machte sich daran, die Überreste des Fahrzeugs sorgfältig damit zu übergießen, und um den Trümmerhaufen herum zu verteilen. Andere versuchten, die Seitentür des Wagens zu öffnen.
    Das ist kein Rettungskommando! Würde ja auch an ein Wunder grenzen. Außerdem tragen die selten schwarze Kleidung. Was ist das bloss für ein Albtraum?!  
    Havering biss sich auf die Zähne, verdrängte die Schmerzen und blickte auf seine Omega, welche er stets bei sich trug. Die kaum leicht fluoreszierenden Ziffern zeigten 21.14h. Es war

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