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SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)

Titel: SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David J. Dives
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stellen. Sein Englisch war hervorragend. Einzig h und Betonung deuteten auf die Herkunft aus dem Fernen Osten hin. Seymour machte den Anschein, als könne er unter Wehen und Klagen kaum erwarten, schnellstmöglich alles auszuplaudern, was er wusste. So schnell schmilzt der Stolz schwacher Männer im grellen Licht der Läuterung.  
    «Wer hat die Ermordung Kimuras zu verantworten?»
    «Ich habe davon nichts gewusst. Ich schwöre es bei Gott!»
    «Das scheint mir eher unwahrscheinlich.»
    Takeda betätigte eine Taste auf der alten gelben Industrie-Fernbedienung, ein Ruck ging durch den Kran und Seymour wurde nach links geschwenkt
    «Nein! Argh! Bitte nicht! Ich schwöre, ich habe nichts davon gewusst. Wir haben das Geschäft dem obersten Management übergeben.»
    «Der Chefetage von PhyCorp?»
    «Aaargh! Ja», würgte er hervor. «Dem CEO, Henry Falckenborg. Gebürtiger Südafrikaner. Soweit ich weiß, hat der sich diesem Geschäft höchstpersönlich angenommen.»
    Vic Seymour war inzwischen ein wenig blau angelaufen. Lange würde er in dieser Position nach der rauen Nacht nicht mehr durchhalten. Takeda kannte die Grenzen der menschlichen Physis und die ersten Anzeichen der totalen Erschöpfung genau.
    «Und wo finde ich diesen Falckenborg?»
    Seymour hustete. Seine Stimme war zu einem Röcheln geworden. «Er koordiniert die internationalen Geschäfte und arbeitet die meiste Zeit vom Hauptquartier in den USA aus oder ist in der ganzen Welt unterwegs. PhyCorp hat ihren zweiten, internationalen Hauptsitz vor einiger Zeit in die Schweiz verlegt. Falckenborg hat da ebenfalls ein Büro.»
    «Interessant. Höchste Sicherheitsstandards, ausgezeichneter Finanzplatz, hohe Lebensqualität, politische Neutralität – eine gute Wahl.»
    Takeda verlangte noch einige Details, Seymour nannte auch die letzten erforderlichen Informationen. Takeda notierte den Namen und die Adresse in sein kleines schwarzes Notizbuch.  
    Seymour jammerte. «Ich war nie direkt an der Operation beteiligt. Ich schwöre es. Ich leite eine Transport- und Logistikunternehmung, die für das den Mutterkonzern Warentransfers von und zu europäischen Häfen und in alle Welt bereitstellt. Auch Flugtransporte. Bitte, bitte, verschonen Sie mich! Binden Sie mich los!» Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
    Takeda blieb stoisch ruhig. «Was ist mit den Attentätern? Wer befehligt die Einheit?»
    Seymour hustete wieder. Dann fuhr er fort. «Davon weiß ich nichts. Ich gehöre nicht zum engeren Kreis. Ich bin nur ein einfacher Angestellter.»
    Takeda nickte. «Gewiss.»  
    Er trat zum Geländer und blickte über die Weite des gigantischen Hafenareales und hinaus auf das Meer. Er zurrte seine schwarzen Lederhandschuhe fest, streckte die Schultern, und knackste mit den Knöcheln seiner Fäuste. Danach wandte er sich noch einmal an den festgebundenen Seymour, dessen Kopf nun deutliche Anzeichen von Bläue zeigte. Und von Todesangst.
    «Diese Unterhaltung hat nie stattgefunden. Du hast mich nie gesehen, und du wirst noch heute deine Kündigung einreichen. Haben wir uns verstanden?»  
    Seymour sah ihn an, willenlos, aufgelöst, Tränen in den Augen.  
    Takeda konnte seinem Blick entnehmen, dass sein Gefangener alles getan hätte, um auch nur die nächste Stunde zu überleben.  
    Victor Seymour war gebrochen.  
    Ich bin mir sicher, dass in diesem Fall andere die letzte Drecksarbeit für mich übernehmen werden.  
    Takeda zückte ein Küchenmesser, legte es auf den Boden, drehte Seymours erschlaffenden Körper mit dem Kran zur Stahlplattform zurück. Die Kette mit dem Haken senkte sich langsam; der Manager näherte sich dem rostigen Untergrund, den Rücken gekrümmt, stöhnend mit dem Versuch beschäftigt, nicht wegzutreten. Takeda legte das Messer in die Nähe von Seymours Hände.  
    «In spätestens einer halben Stunde hast du die Fesseln durch, wenn du dich beeilst.»
    Als Seymour einen Augenblick später halb benommen aufblickte, sah er die Sonne über den tiefroten Horizont blinzeln. Vom kräftigen Japaner war nichts mehr zu sehen. Es war still bis auf das entfernte Dröhnen einiger Schiffshörner.  

Neuntes Kapitel

    Der tiefe Fall

    1

    Der schwere Van passierte die letzten Häuser der Stadt am Fluss und bog von der HauptStraße in Richtung Bergtal ab. Ryan Havering schaute nach draußen in den düsteren Frühlingsabend und ließ seinen Blick über die Landschaft schweifen.  
    Hier endet die Zivilisation.  
    Über den Tannenspitzen hingen dunkle

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