SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
stellte fest, dass zwei der vier Verfolger direkt hinter ihnen herfuhren.
Diese alten Kisten haben doch keine vernünftigen Bremsen. Das ist es!
«Suleyman! Vollbremsung! Mach schon! Alle Mann festhalten! JETZT!»
Der Fahrer ging wie befohlen weg vom Gas und drückte Bremse und Kupplung durch.
Die Wucht der Vollbremsung war gewaltig. Die Räder blockierten; es schien, als bohrten sie sich tief in den löchrigen staubigen Asphalt.
Es war kein Aufprall zu hören.
«Okay, da vorn ist die Kreuzung. Suleyman! Gib Gas, hol links aus und zieh uns rum. Na los!»
Der Fahrer schaltete herunter und drückte das Gaspedal durch. Der langsam gewordene Truck gewann wieder an Fahrt und neigte sich allmählich in die Kurve. Die Kreuzung war zweispurig in jede Fahrtrichtung. Der Sattelschlepper wuchtete quer über die Markierungen und bog in die Avenue F d’Esperey ein.
Nabadoon beugte sich nach rechts und blickte durch das Seitenfenster. Für den Bruchteil einer Sekunde konnte er ein Stück hinter ihnen zwei weiße Wracks und haufenweise Rauch erkennen. Dann schnitt ihm die Häuserzeile auch schon wieder die Sicht ab.
«Jawohl! Es hat funktioniert! Zwei von denen sind voll in unser Heck gekracht.»
Seine beiden Mitstreiter jauchzten und jubelten wie nach einem Sieg in einer Schlacht.
«Immer mit der Ruhe, Freunde! Noch ist nichts gewonnen! Die sind noch hinter uns her! Und die haben sicher bereits Verstärkung angefordert. Wir müssen so schnell wie möglich zur Grenze!»
Der Truck wurde schneller und schneller. Mit 90 Sachen bretterte der Lastzug auf der doppelspurigen Straße entlang, welche jetzt parallel zum Strand verlief. Als sie auf die dritte Kreuzung zudonnerten, bog von rechts ein Personenwagen ein. Suleyman hupte und gestikulierte wie wild, aber es war zu spät. Er riss das Steuer nach rechts. Der Laster kam leicht aus der Spur und touchierte den Wagen am Heck. Alles ging sehr schnell. Nabadoon hörte ein Krachen. Der Aufprall links unter seinem Blickfeld schleuderte den anderen Wagen quer über die Straße, soweit er dies im Rückspiegel erkennen konnte.
Uff! Das war knapp!
Der Laster geriet mit der rechten Flanke auf den Gehsteig und rasierte einen hölzernen Straßenlaternenmasten nach dem anderen weg. Die Frontscheibe wurde arg in Mitleidenschaft gezogen, Holz splitterte, es krachte wie wild. Suleyman gelang es mit einem beherzten Manöver im letzten Moment, den Sattelschlepper wieder auf Kurs zu kriegen.
Die Verfolger kamen näher, die Sirenen wurden lauter, und bereits tauchte links von der Führerkabine der Bug eines Polizeiwagens auf.
«Dräng ihn ab, los! Die werden auf uns schießen, sobald sie freie Sicht haben!»
Suleyman starrte für einen Moment zur Seite und in Nabadoons Gesicht.
«Aber …»
«Nichts aber! Mach schon!»
Suleyman gehorchte und drückte das Steuer leicht nach links. Sofort wurde der Verfolger langsamer und fiel zurück.
Dann fiel ein Schuss. Und noch einer. Und noch einer.
«Verdammter Mist! Die feuern auf unsere Reifen! Wenn sie auch nur einen treffen, sind wir geliefert!»
Nabadoon dachte angestrengt nach.
Wir müssen versuchen, sie abzuschießen oder sonst irgendwie abzuhängen, es bleibt uns nichts anderes übrig. Mit einem platten Reifen sind wir geliefert.
Nabadoon nestelte die alte Stadtkarte aus der Hosentasche, auf welchem er den Standort von Mohammeds Laden verzeichnet hatte.
«Bei der nächsten Kreuzung müssen wir scharf nach rechts, dann die zweite links. Dann kommen wir zum Flughafen. Vielleicht können wir sie da abschütteln. Auf der anderen Seite erreichen wir den N2-Highway, der führt uns direkt in die Freiheit!»
Suleyman hatte angefangen, leise vor sich hinzubeten.
«Kalil! Beug dich zum Fenster raus und schau zu, dass du in der nächsten Kurve ein freies Schussfeld auf unsere Verfolger hast! Mach denen mal ein bisschen Feuer unter dem Arsch!»
«Alles klar, Boss!»
Die Kreuzung kam näher. Suleyman verlangsamte die Fahrt. Er holte weit nach links aus und zog dann scharf nach rechts. Kalil feuerte einige Salven auf die herannahenden Polizeiwagen.
«Ich glaube, ich hab einen getroffen. Aber es werden immer mehr. Bereits sitzen uns wieder vier Wagen im Nacken.»
Nabadoon starrte gebannt geradeaus. Die Gegend hier gehörte zu den reicheren der Stadt. Hier und da waren USA-Flaggen zu sehen.
«Wir sollten Asyl beantragen, die nehmen uns sicher mit all dem Stoff!» Arif lachte laut heraus, während er sprach. Er
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