SUMMER DAWN (Sommerdämmerung) (German Edition)
leid! Ging nicht anders. Ich brauche ein paar Informationen von dir.»
«Einen Dreck wirst du kriegen. Ich glaub’ dir kein Wort mehr. Vince hatte recht. Irgendwas stimmt nicht mit dir, und ich wäre fast auf dich reingefallen.»
«Hör zu! Es steht hier zu viel auf dem Spiel, ich kann ganz einfach nichts dem Zufall überlassen oder irgendwelchen Leute, denen ich nicht voll und ganz traue. Ich kann nachvollziehen, dass für dich noch nicht alles einen Sinn ergibt, aber wenn meine Befürchtungen zutreffen, könnte das alles hier böse enden, nicht nur für uns, sondern für tausende von unschuldigen Opfern. Du musst mir einfach vertrauen.»
«Was redest du da? Warum die Waffen? Du hättest auch einfach mit mir sprechen können, so wie normale Menschen das tun.»
«Wir wussten nicht, ob du bewaffnet bist oder wie du reagieren würdest. Du hast dich ja in deinem Hauptquartier verbunkert, ständig umgeben von deinen Bluthunden. Nach meinem Abgang hätte mir von denen sicherlich keiner mehr getraut, und alleine warst du nie.»
«Du hast mich beschatten lassen? Das wird ja immer besser!»
«Es hat verdammt lange gedauert, bis ich herausgefunden habe, wo du steckst. Deine alte Nummer war nicht mehr in Betrieb, was hätte ich denn tun sollen? Du warst volle vier Wochen jenseits der Welt.»
«Nun ja, unsere Reise von Europa hierher war nicht gerade das, was man als komfortabel bezeichnen würde. Hat volle zwei Wochen gedauert, einmal angekommen mussten wir untertauchen. Sorry.»
Natalia zückte ein Kampfmesser und machte eine kreisende Bewegung mit der linken Hand. Tony drehte sich um, sie schnitt seine Fesseln durch.
«Ich will dir nichts Böses. Sag mir einfach wo die Übergabe steigt! Wir werden euch nicht in die Quere kommen, es wird niemand etwas davon erfahren außerhalb meiner Einheit. Ich versprech es dir. Wir werden mit mehreren Teams vor Ort sein und im Notfall eingreifen, wenn alle Stricke reißen.»
«Das klingt vernünftig. Einverstanden. Eine großartige Wahl hab ich ja offenbar nicht. Zurzeit weiß ich noch nicht, wann und wo genau der Deal steigt. Carl wird es uns bald mitteilen; ich werde dich informieren. Hier ist meine neue Nummer, ein Prepaid-Anschluss. Ich werde dir eine Nachricht schicken, wenn ich mehr weiß.»
Natalia schwieg einen Moment. Dann blickte sie Tony in die Augen. «Ich hoffe, es wird nach der ganzen Geschichte eine Möglichkeit geben für uns, die Sache zu klären. Unter vier Augen.»
Tony beugte sich vor, berührte ihr Kinn mit seiner Hand und betrachte ihr Gesicht. «Wer weiß?»
Er wandte sich ab, öffnete die Schiebetür und trat auf den Asphalt.
Die zweite Gestalt, welche im Schatten eines Baumes ausgeharrt hatte, trat herbei und hob die Waffe.
Natalia stieg ebenfalls aus, stellte sich neben ihren Begleiter und hob die Hand. Sie drehten sich um, stiegen in den schwarzen Van und fuhren davon.
Tony trat ungläubig an der Stelle, die Hände in die Hüften gestützt. Zwei Minuten später kam Vince angebraust.
«Gottverdammter Mist! Der Bulle hat mich nicht durchgelassen. Ist was passiert?»
«Ach, nichts. Habe hier auf dich gewartet. Lass uns gehen!» Tony schüttelte den Kopf und stieg zurück in seinen Wagen.
8
Das kleine chinesische Restaurant in der Bronx war rege besucht. Bis auf zwei Tische waren alle Plätze besetzt. Tony setzte sich auf den Stuhl. Auf dem Tisch stand ein Kärtchen mit dem Reservationsvermerk. Darauf stand in Großbuchstaben «CASEY»und darunter eine «2». Tony wartete eine Viertelstunde, nichts geschah. Die Bedienung kam vorbei und fragte nach seinen Wünschen. Er winkte ab und schaute sich um. Eine weitere Viertelstunde verging, ohne dass jemand aufgetaucht wäre.
Nach einer Weile trat die Bedienung erneut heran und reichte Tony einen zusammengefalteten Zettel, ohne ein Wort zu sagen. Die Chinesin verbeugte sich und ging wieder ihrer Arbeit nach. Er öffnete das kleine Stück Papier und las.
«Gehen Sie nach draußen, dann rechts die Straße hinunter, Hausnummer 257! Ich erwarte Sie im zweiten Stock, dritte Tür links.»
Tony folgte den Anweisungen. Das Haus, in welchem er den Mann treffen sollte, war ein altes Bürogebäude aus den 40er-Jahren. Der Haupteingang war offen; Tony ging nach oben. Der zweite Stock stand leer. Die Türen im Korridor standen offen, der Boden war übersät von leeren Kartonkisten und Dreck. Tony ging zur dritten Tür links und trat ein. Es war niemand zu sehen. Der Raum war leer bis auf einen
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