Summer Sisters
nächtlichen Vergnügungen stürzen, während Jo hier immer noch festsaß.
Aber Zach würde auf sie warten.
Verbissen wischte sie weiter. Das Mädchen mit den Riesenmöpsen und den schwarzen Haaren bildete sich vielleicht ein, sie wäre Zachs Freundin, aber da irrte sie sich. Vielleicht hatte sie letzten Sommer was mit Zach gehabt, okay. Aber jetzt hatte Zach ganz klar eine neue Freundin, nämlich Jo, und dieses Mädchen würde sich damit abfinden müssen.
Verzweifelt sah sie zu, wie die Mädchen in einer lärmenden Gruppe verschwanden. Die übrigen Kellner waren auch schon fast alle gegangen. Und sie saß hier mit den Nieten: Brownie, Jordan-der-Trottel und Carlos. Sogar Bryn und Lila waren schon weg.
Jo und Brownie sammelten die Papiertischtücher mitsamt den Krabbenschalen und den anderen Fischabfällen ein und warfen sie in die große Mülltonne hinter dem Haus. Jo lief dabei viel zu schnell und bekleckerte sich mit der übel riechenden Soße. Na toll, jetzt würde sie bis an ihr Lebensende nach Fisch stinken.
Wahrscheinlich wartete Zach hinter dem Haus und würde hinter einem der Müllcontainer hervorspringen, wenn sie kam. Aber wie lange würde er warten?
Sie überlegte, ob sie einfach gehen sollte. Würde Jordan sie dann rausschmeißen? Er müsste ihr doch mindestens noch eine Chance geben, oder?
Als sie endlich aus dem Restaurant kam, war Zach schon weg. Genau wie alle anderen.
Sie holte ihr Handy heraus, um ihre Mutter anzurufen. Sie konnte jetzt nicht einfach nach Hause gehen. Auf gar keinen Fall.
»Mom, ich geh noch ein bisschen mit den anderen weg, okay? Noch eine halbe Stunde?«
»Jo, es ist fast elf.«
»Spätestens um zwanzig nach bin ich da. Ich versprech’s dir.«
»Soll ich dich abholen kommen?«
»Nein, das brauchst du nicht. Ich bleib nicht mehr lang.«
»Hast du deinen Vater angerufen, Schätzchen?« Verdammt.
Sie hatte ihn anrufen sollen und es vergessen, genau wie gestern und wie vorgestern.
»Ich hatte echt viel zu tun. Ich ruf ihn morgen an.«
Sie lief die Promenade entlang und versuchte, die nagenden Gewissensbisse zu verdrängen. Der kräftige frische Wind im Gesicht tat ihr gut.
Sie würde bei der Spielhalle und bei der Bar vorbeigehen. Es gab nicht viele Möglichkeiten, wo die anderen sein konnten, außer sie feierten am Strand eine Party.
In der Spielhalle waren sie nicht, aber als sie sich der Bar näherte, erkannte sie ein paar Gesichter. Die Clique saß meistens an dem großen Tisch vorn am Fenster. Jo streckte die Hand nach der Messingklinke aus und wollte die Tür gerade öffnen, als sie Zach hinter der Fensterscheibe sah.
Ihre Hand zitterte, als sie sie sinken ließ und aus dem Lichtschein zurückwich.
Eigentlich hatte sie nur eine Hälfte seines Gesichts gesehen, weil er die andere Hälfte im Nacken des schwarzhaarigen Mädchens vergraben hatte. Sie hatte besitzergreifend den Arm um ihn gelegt, während sie mit jemandem auf der anderen Seite des Tischs redete.
Die Dunkelhaarige dachte tatsächlich, Zach wäre ihr Freund.
Zach dachte das offensichtlich auch.
In dieser Nacht hatte Ama schreckliche Träume, lange, unangenehme, anstrengende Träume. Zwischendurch wachte sie immer wieder auf, war aber zu müde, um sich an irgendwas zu erinnern.
Den ersten Stich spürte sie in der Morgendämmerung. Sie krümmte sich schlaftrunken, kratzte sich am Knöchel und flocht den Stich in ihre Traumgeschichte ein. Auch den zweiten und dritten integrierte sie noch in ihren Traum, aber als die nächsten - der fünfte bis fünfzigste - alle gleichzeitig erfolgten, blieb ihr nichts anderes übrig, als aufzuwachen, den Kopf aus dem Schlafsack zu stecken und laut zu schreien.
Sie riss den Schlafsack von sich und klatschte auf ihre Knöchel und Arme.
Feuerameisen! Neiiiiin!
Ama hüpfte herum und schrie und schlug mit übermenschlicher Geschwindigkeit und Geschicklichkeit zu, bis sie alle Ameisen los war.
Dann erst sah sie sich langsam um und erwartete, die anderen aus der Gruppe zu sehen, die ihren irrsinnigen Auftritt begafften.
Aber da war niemand.
Ama war verwirrt. Es war gleißend hell und sie spürte die Wärme der Sonne im Gesicht. Es musste später sein, als sie gedacht hatte.
Als sie sich verwundert umdrehte, sah sie den Abhang der Wiese hinter sich. Sie war am Rand des Zeltlagers eingeschlafen, aber dort war sie jetzt nicht mehr.
Sie musste im Schlaf den Hügel hinuntergerollt sein. Unglaublich, aber wahr. Sie sah das Unterholz, in dem sie ihren
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