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Summer Sisters

Titel: Summer Sisters Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ann Brashares Nina Schindler
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sollte. Aber was hätte sie schon sagen können? Sie hatte Zach gestern nicht zufällig oder aus Versehen geküsst, sondern genau gewusst, was sie tat. Natürlich hätte sie Effie versprechen können, dass so etwas nie wieder vorkommen würde, aber dafür war es ein bisschen zu spät. Sie konnte Zach nicht per Zauberkraft dazu bringen, dass er Effie mehr liebte, oder Effie davon befreien, dass sie ihn so gern hatte. Es gab nur eines, was ihr helfen konnte: eine Entschuldigung von Zach. Und die konnte Jo ihr nicht geben.
    Außerdem strahlte Effie einen solchen Hass aus, dass Jo es überhaupt nicht wagte, sich ihr zu nähern.
    »Schlampe!«, zischte sie, als Jo an ihr vorbei zur Küche wollte.
    Jo blieb stehen und spürte, wie ihr das Blut in die Wangen stieg. Sie sah auf den kotzbraunen Teppich und hob dann den Blick wieder. Auch jetzt schaute keiner der anderen sie an. Sie kämpfte mit aller Macht die aufsteigenden Tränen zurück, ging zum erstbesten Servierwagen und wickelte Besteck in Servietten.

    »Ich schätze mal, dass mein Trinkgeld heute eher mickrig ausfällt«, sagte sie im Vorbeigehen bemüht locker zu Bryn, aber nicht einmal mehr Bryn redete mit ihr.
    Als es ein paar Stunden später Zeit für die Pause war, wusste Jo, dass sie sich unmöglich zusammen mit den anderen an einen Tisch setzen konnte. Also aß sie mit Carlos und Hidalgo in der Küche und war dankbar dafür, dass wenigstens die beiden mit ihr sprachen, auch wenn es nur auf Spanisch war. Mit ihren paar Brocken Spanisch fragte sie Hidalgo, wie es seiner kleinen Tochter ging, und steckte ihm und Carlos später zwei Mini-Schokoriegel zu.
    Während der ganzen Schicht sprach niemand ein Wort mit ihr, und sie war unendlich dankbar, als ihr Dienst endlich vorbei war und sie nach Hause gehen konnte.
    Als sie das Surfside verlassen wollte, stand plötzlich Effie vor ihr auf der Hintertreppe. Ihr Blick verhieß nichts Gutes.
    »Du kommst besser nicht wieder«, sagte sie kalt.
    »Ich arbeite hier.« Jo war stolz, dass sie keinen Schritt zurückwich und Effies Blick standhielt.
    »Hier will dich aber niemand mehr.«
    »Ich arbeite trotzdem weiter hier«, sagte Jo.
    Sie schob sich an Effie vorbei und machte sich auf den Heimweg.
    Das Haus lag still und verlasen da. Jo ging in die Küche, setzte sich an den Tisch und starrte lange blicklos vor sich hin. Irgendwann stand sie auf und ging in ihr Zimmer.
    Als ihr Blick auf das Gästebett fiel, musste sie an Polly denken. Wenn sie doch jetzt hier wäre!
    Sie dachte an ihren Vater, der allein zu Hause in Bethesda war, und stellte sich vor, wie er inmitten von Dutzenden Styroporschachteln vom chinesischen Lieferservice saß. Er hatte ein Auslandssemester in China studiert und war immer stolz
darauf gewesen, dass er die Gerichte im China-Imbiss auf Chinesisch bestellen konnte. Sie dachte daran, wie sehr sie das als Kind beeindruckt hatte und wie peinlich es ihr später gewesen war.
    Warum hatte sie ihn nie angerufen?

18
     
     
     
     
    Polly hatte während der letzten fünf Tage die Kinder der Rollins’ gehütet und war ziemlich erschöpft, als sie nach Hause kam. Als sie den Stoß Briefe auf dem Tischchen im Flur sah, war sie plötzlich wieder hellwach. Sie blätterte den Stapel kurz durch und ließ dabei alles Unwichtige achtlos auf den Boden fallen.
    Da war er!
    Mit zitternden Fingen riss sie den Umschlag auf, zog den Brief heraus und faltete ihn auseinander. Ein Rückumschlag mit Antwortkarte flatterte zu Boden, aber Polly war zu aufgeregt, um ihn aufzuheben.
    Da stand:
    Liebe Polly, hiermit laden wir dich zur 23. Tagung der IMTA (International Modeling und Talent Association) ein.
    Sie war dabei!
    Sie war angenommen worden!
    Sie hatte gewusst, dass sie es schaffen würde. Sie war eingeladen worden!
    Hastig überflog sie den Rest des Anschreibens: Datum und Wegbeschreibung und Hotelinformation und Zahlungsmöglichkeiten und Blablabla. Auf der Rückseite waren die teilnehmenden Model-Agenturen aufgelistet. Es waren Hunderte.

    Sie musste hinfahren.
    Aufgeregt rannte sie zum Telefon in der Küche und rief ihre Mutter im Atelier an. Als sie nicht ranging, versuchte sie es auf dem Handy, aber da meldete sich nur die Mailbox. Polly hinterließ nicht gern Nachrichten auf der Mailbox, weil ihre Mutter normalerweise nie zurückrief. Man musste schon einen Notfall vortäuschen, um überhaupt eine Chance zu haben.
    Sie rief noch mal im Atelier an, legte aber wieder auf, als der Anrufbeantworter ansprang.
    Polly sah

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