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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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Lili war im Nu wieder auf den Beinen, aber sie hinkte. Der Trainer und sein junger Assistent liefen auf das Spielfeld und stützten Lili, die zwischen ihnen davonhumpelte.
    »Nichts passiert«, sagte Sam. »Sie kann noch laufen.«
    »Ich muss mich vergewissern. Sie wird sich zwar wieder für mich schämen, aber ich gehe trotzdem runter.«
    Sam stand auf. »Bleib hier. Ich gehe. Du musst sie nicht in noch mehr peinliche Situationen bringen, als du das ohnehin schon jeden Tag tust.«
    Er schnaubte, dann grinste er sie an. »Danke, Sam. Sie vergöttert dich.«
    Wenn das stimmt, dachte Sam, als sie zur Treppe ging, dann kann Lili keine große Auswahl an Vorbildern haben.
    Jack folgte der Blonden mit den Augen, als sie die Tribüne hinunterging. Typisch Bundesangestellte, setzte sich mit dem schlitzäugigen Ranger möglichst weit weg vom gemeinen Volk. Mit oder ohne Uniform, die hockten immer auf einem Haufen.
    Sie schien das linke Bein nachzuziehen, offensichtlich hatte sie sich verletzt, als sie ihnen durch den Wald gefolgt war.
    Seine Mutter sprang auf und klatschte, als sein Cousin, der in der Mannschaft von Rushing Springs spielte, ein Tor schoss. Eine Minute später jubelte sie erneut, diesmal weil sein jüngster Bruder Derek ein Tor für Forks geschossen hatte. Nachdem sie sich wieder hingesetzt hatte, stupste sie ihn gegen die Schulter. »Das ist toll! Egal, welche Mannschaft gewinnt – wir haben immer was zu feiern!«
    Jack hatte schon vor einiger Zeit aufgehört, die Mannschaften anzufeuern, stattdessen klatschte er bei jedem Tor. Eigentlich galt seine Loyalität seiner alten Schule in Forks, aber er lebte inzwischen in Rushing Springs, und einige der Leute um ihn herum waren Nachbarn von ihm. Jeder ein potenzieller Kunde für seine handgefertigten Möbel. Falls seine Schreinerei überhaupt eine Zukunft hatte.
    Seine Mom schlang die Arme um ihn und drückte ihn an sich. »Danke, dass du gekommen bist, Jack. Das bedeutet uns allen sehr viel.« Sie lächelte ihn zaghaft an und wandte sich wieder dem Spiel zu.
    Jack fragte sich, ob mit »alle« auch ihr neuer Ehemann, Ed Tilson, gemeint war, der links von ihr saß. Dank des Landraubs durch den Park Service musste die Nutzhölzer-Firma Gideon Lumber ihren Betrieb verkleinern, und Ed würde seine Arbeit in der Holzaufnahme verlieren. Eine Zeit lang würde er Arbeitslosenunterstützung bekommen, und er bemühte sich auch nach wie vor, eine andere Arbeit zu finden. Aber im Moment sah es eher so aus, als müsse die Familie irgendwohin ziehen, wo man noch ans Holzfällen glaubte. Und dann würde der weitläufige Bauernhof, auf dem Jack aufgewachsen war, jemand anderem gehören. Vermutlich irgendeinem Millionär aus Seattle, der ihn nur im Sommerurlaub bewohnte. Jack trank noch einen Schluck Budweiser aus seinem Plastikbecher.
    Unten auf dem Spielfeld stolzierte Roddie vor der Bank der Mannschaft aus Forks auf und ab. Von Zeit zu Zeit reckte er die Faust in die Luft, oder er belehrte den Fußballnachwuchs. Er war nur Assistent des Trainers und, da er bereits in die Highschool ging, eigentlich auch viel zu alt für die Mädchen in der Mannschaft. Aber es berauschte ihn offensichtlich, dass die ihn ansahen, als wäre er so etwas wie ein Gott. Dieser Aufschneider. Mit seiner Angeberei würde Roddie – oder Rocky, wie er jetzt unbedingt genannt werden wollte – es noch so weit bringen, dass ihm die halbe Olympic-Halbinsel gehörte. Jack konnte nur hoffen, dass der Junge trotz seiner Großspurigkeit wusste, wann er die Klappe zu halten hatte.
    »Himmel, Dad, das ist eben Fußball«, beschwerte sich seine Tochter. »Da wird man ab und zu verletzt. Der Trainer sagt, der Knöchel ist nur verstaucht, nichts gezerrt.« Lili schob ihren Zopf nach hinten, nahm den Arm von Sams Schulter und ließ sich auf den Beifahrersitz des SUV gleiten, während Joe die Tür aufhielt.
    »Ich hätte bis zum Ende weiterspielen können, aber nein, der Trainer wollte nicht. Wir hätten bestimmt mit fünf Toren Vorsprung gewonnen, und nicht nur mit zwei.«
    »Jedenfalls habt ihr gewonnen«, erwiderte Sam. »Und du hast toll gespielt.«
    »Danke«, sagte Lili ein wenig griesgrämig. »Aber so hat jetzt George Fishkiller die meisten Tore geschossen.«
    »Nächstes Jahr schlägst du ihn«, tröstete Joe seine Tochter, obwohl er hoffte, dass der große Indianerjunge nächstes Jahr nicht mehr in der Mannschaft sein würde. Es war etwas gruselig, solch einen Brocken neben Lili auf der Bank sitzen zu sehen.

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