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Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Summer Westin: Todesruf (German Edition)

Titel: Summer Westin: Todesruf (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Pamela S. Beason
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hätte ihm am liebsten den Arm um die Schultern gelegt, aber sie wollte niemandem Nahrung für Gerüchte liefern, also gab sie ihm nur kurz einen Klaps auf den Oberschenkel. »Das verstehe ich.«
    »Und niemand scheint sie zu vermissen.«
    »Das ist seltsam.« Es gab ihr zu denken, dass ihr das offensichtlich nicht so nahging wie Joe. Oder wie Mack und Jodi. Aber wie viel konnte ein Mensch an einem einzigen Tag verkraften?
    Joe zuckte traurig mit den Schultern. »Sie stammte aus Philadelphia. Von Zeit zu Zeit melden sich solche Leute beim Park Service, Jugendliche auf der Suche nach einem Abenteuer, und zwar möglichst weit weg von zu Hause. Die Kontakttelefonnummer, die sie uns gegeben hat, stimmt nicht. Wir haben endlich die Frau erreicht, der diese Nummer gehört, aber sie hatte noch nie von Lisa Glass gehört.«
    »Vielleicht hat Lisa die Nummer aus Versehen falsch aufgeschrieben?«
    »Vielleicht. Oder sie ist auch von zu Hause abgehauen. Wir haben den Fall dem FBI in Seattle übergeben. Ich hoffe, die finden Lisas Angehörige.«
    Sam musste an ihren eigenen FBI-Agenten denken. Wie schön wäre es, wenn sie jetzt mit Chase reden, ihn berühren könnte.
    »In was für einer Welt ziehen wir bloß unsere Kinder groß?« Joe schüttelte den Kopf und richtete den Blick wieder auf das Spielfeld. »In Rushing Springs sucht ein Mann seine Tochter. Angeblich ist er Alkoholiker, und da sie 21 ist, gehen alle davon aus, dass sie endgültig die Nase voll hatte und abgehauen ist.« Plötzlich sprang er von seinem Sitz auf, weil das Team aus Rushing Springs mit dem Ball auf das Tor der Mannschaft von Forks zustürmte. »Abwehren! Abwehren!«
    Nachdem er sich wieder gesetzt hatte, fuhr er verdrossen fort: »Ohne ein Wort davonlaufen – das würde Lili auch fertigbringen.«
    »Ach, Joe, das glaube ich nicht«, erwiderte Sam automatisch. Aber ob sie damit recht hatte? Vielleicht hoffte sie das auch nur. Vielleicht plante Lili längst, nach Kathmandu abzuhauen. Wenn Sam das nächste Mal allein mit dem Mädchen war, würde sie mal nachforschen.
    Joe räusperte sich. »Wie ich gehört habe, hattest du auch nicht gerade einen tollen Tag.«
    Nachdem Sam ihm erzählt hatte, was ihr am Nachmittag im Wald alles zugestoßen war, fragte sie: »Fühlst du dich hier eigentlich zu Hause? Ich habe nämlich manchmal das Gefühl, dass der Park Service in dieser Gegend nicht gerade willkommen ist.«
    Er warf ihr einen kurzen Blick zu und konzentrierte sich dann wieder auf das Spiel. »Meistens schon«, erwiderte er. »Wenn man Familie hat, ist es einfacher. Die Kinder sind in der Schule, und Laura arbeitet in der Bücherei. Trotzdem – man muss daran arbeiten.«
    »Woran muss man arbeiten?«
    »Dass man dazugehört.« Er trank einen Schluck Cola und zuckte mit den Schultern. »Zum Beispiel, indem man außer Dienst nie Uniform trägt und nicht mit dem Dienstwagen fährt.«
    Fehler Nummer eins. Oft zog sie sich erst um, wenn sie abends in ihren Schlafanzug schlüpfte. War das der Grund, weshalb man sie in dem Burgerladen so feindselig angestarrt hatte? Glücklicherweise trug sie wenigstens jetzt Zivilkleidung. Aber sie war mit dem Nationalpark-Wagen hier.
    »Und man darf nicht zu viel über Umwelt und Naturschutz reden.«
    Das war schon schwieriger. Bereits als Teenager hatte Sam beschlossen, nicht zu schweigen, wenn Leute schlecht über Baumschützer und Schutzmaßnahmen der Regierung redeten.
    »Außerdem sollte man in den Geschäften vor Ort einkaufen.«
    Das immerhin konnte sie tun und tat sie auch. Allerdings hatte Forks in dieser Hinsicht nicht viel zu bieten, außer man war Fan der Twilight-Serie und stand auf alles, was mit Vampiren zu tun hatte.
    »Und in die Kirche gehen.«
    »Hmm.« Dann war es aussichtslos. Sie konnte sich schon kaum überwinden, die Kirche zu betreten, in der sie aufgewachsen war, geschweige denn eine fremde.
    Lili gab gerade den Ball an einen mageren Jungen aus ihrem Team weiter.
    »Gefällt es Lili, in einem gemischten Team zu spielen?«, fragte Sam.
    »Mehr jedenfalls als ihrem Vater.«
    Sam lachte. »Das glaube ich gern.«
    »Außerdem weiß ich nicht recht, was ich von ihrem Trainer halten soll.«
    Sam richtete den Blick auf die Bank, wo der Trainer gerade mit einem Mädchen sprach. »Das ist der Naturwissenschaftslehrer, den sie so gern mag, nicht wahr?«
    In diesem Moment versuchte Lili, einem Gegenspieler den Ball abzujagen, stieß jedoch mit ihm zusammen und stürzte. Joe schnappte nach Luft und sprang auf.

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