Summer Westin: Verhängnisvolle Spuren (German Edition)
Aber momentan ist Fred Fischer unser Hauptverdächtiger, und das erste Opfer wird immer noch vermisst. Fred Fischer hatte Motiv und Möglichkeiten, und Zack würde ohne Gegenwehr mit ihm gehen. Wir müssen die beiden unbedingt finden.«
Ein Hubschrauber näherte sich röhrend und flog tief über die Ruinen. Dann stieg er wieder höher und verschwand über dem Tal. Sam betete, er möge nicht voller Jäger sein.
Sie hatte die Hände über die Ohren gelegt, während sie dem sich entfernenden Hubschrauber nachsah. In Gedanken war sie immer noch bei Fred Fischer. »Gestern haben Sie erwähnt, dass Ferguson Fischer vor der Erziehungsanstalt bewahrt hat. Haben Sie mehr darüber herausgefunden?«
»Ferguson hat Fischer in eine Schule mit ›liebevoller Strenge‹ geschickt. Woodland Challenge? Oder so ähnlich.«
Ihr Herz setzte kurz aus. »Wilderness Challenge?«
»Kommt hin.«
Ein Hauch berechtigter Hoffnung keimte in Sam auf. Sie nahm Perez’ Rucksack und drückte ihn dem verblüfften Mann in die Arme. »Wir müssen zum Curtain.«
Er nickte. »Nach dem, was Sie mir erzählt haben, ist das genau der richtige Platz, um eine Leiche zu verbergen. Oder sogar mehrere.«
»Da passt die Hälfte des Arlington Friedhofs rein. Aber das ist nicht der Hauptgrund, warum wir dorthin gehen sollten. Wilderness Challenge war der Vorgänger von Outward Bound. Sie haben die Kletterkurse entwickelt.«
»Dann kennt Fischer den Curtain.« Perez’ braune Augen leuchteten auf. »Können Sie mit dem Bein wandern?«
Sie hob den aufgerissenen Stoff und zeigte die roten, stark angeschwollenen Wundränder, aus denen eine gelbe Flüssigkeit sickerte. »Tut weh, aber ich werd’s schon überleben. Wir sollten uns sputen. Es sind fast zehn Kilometer, und das immer steil bergauf.«
Er stöhnte. »Ist das der einzige Weg?«
»Etwa hundert Meter weiter unten fließt der Curtain Creek aus der letzten Kammer. Da werden auch wir rauskommen, gleich neben dem Wasserfall.«
»Könnten wir nicht auch dort hinein?«
»Dann müssten wir von Kammer zu Kammer hochklettern statt runterzusteigen. Es würde genauso lange dauern und wäre ungleich schwerer – die Wände in der obersten Kammer fallen senkrecht nach unten. Haben Sie schon einmal eine Steigklemme benutzt?«
»Eine was?«
»Egal. Wir sollten los. Dauert mindestens zwei Stunden, ehe wir oben sind.«
»Nicht, wenn ich auch etwas zu sagen habe.« Er stellte sich an eine freie Stelle neben dem Weg und nahm das Handy.
Sam schulterte ihren Rucksack. Der Hubschrauber röhrte wieder heran. Verdammtes Teil. Sie holte die Kamera raus und machte ein Foto von dem Fahrzeug, das im Tiefflug Blätter von den Espen riss und einen goldenen Wirbelwind herabregnen ließ. Dann war Perez wieder bei ihr und legte die Hand auf ihren Arm.
»Kommen Sie«, brüllte er ihr ins Ohr. »Ich habe uns einen Lift besorgt.«
20
Einen Hubschrauber zu besteigen, war für Sam, als würde sie sich mit dem Feind verbünden. Sie hatte Dutzende von Petitionen gegen Flüge in Wildtiergebiete unterzeichnet.
Perez sprang als Erster hinein. Sie quetschte sich durch die Tür und ließ sich auf den Sitz neben ihm fallen, zuckte zusammen, als sie einen heftiger Schmerz im Bein spürte. Überrascht stellte sie fest, dass Meg Tanner neben dem Piloten saß. Die stellvertretende Parkverwalterin unterbrach ihre Unterhaltung mit dem Piloten nur kurz, um sie zu begrüßen. »Special Agent Perez, Westin.«
»Oberer Einstieg vom Curtain, Klettergebiet von Outward Bound«, gab Perez ihr Ziel an. Tanner tippte mit dem Finger auf die Karte, die sie auf dem Instrumentenbrett ausgebreitet hatte. Der Pilot nickte, und der Hubschrauber hob ab.
»Der Curtain ist für die meisten Besucher gesperrt. Was wollen Sie dort finden?«, fragte Tanner. Sie warf Sam einen finsteren Blick zu. »Und warum haben Sie Westin dabei?«
Perez beugte sich vor. »FBI-Angelegenheit.«
Tanner starrte ihn ein paar Sekunden an, dann drehte sie sich wieder nach vorn und setzte mit lauter Stimme die Unterhaltung mit dem Piloten fort. »Die Presse lässt Jenny Fischer keine Ruhe. Gestern Abend habe ich sie mit zu mir nach Hause genommen, damit die arme Frau ein wenig Ruhe findet. Diese vermaledeite Medienmeute! Haben bereits den ganzen Ort verrückt gemacht. Wissen Sie schon, dass Mrs Mendez den Hund der Carellis erschossen hat?«
»Doch nicht den goldgelben Labrador?«, antwortete der Pilot.
Tanner nickte. »Die dachte, ein Puma würde sich an Molly heranschleichen.
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