Summertime (Beachrats: Teil 4)
überreden konnte, mit mir nach Destin zu fahren. Im Internet hatte ich gelesen, dass die dortigen Wetterbedingungen zum Surfen ziemlich gut waren. Bevor ich nach Hause fuhr, musste ich aber noch tanken.
Als ich zur Tankstelle fuhr, dachte ich an meine Familie. Ich war das mittlere von drei Kindern. Meine Brüder waren 17 und 19 Jahre alt und wir hatten alle drei innerhalb weniger Tage Geburtstag. Unsere Eltern - beide waren Anfang vierzig - arbeiteten im Immobilienhandel und wir waren eine durchschnittliche Mittelklasse-Familie. Die einzige Ausnahme war, dass ich schwul war. Bereits mit zwölf hatte ich zum ersten Mal den Verdacht, dass ich anders war. Meine Brüder waren auch gleichzeitig meine besten Freunde und wir sprachen über alles. Mein älterer Bruder fing in diesem Alter an, sich für Mädchen zu interessieren. Als ich vierzehn war, ging es meinem jüngeren Bruder genau so. Mittlerweile wusste ich, dass ich auf Jungs stand. In der High School ging ich mit Mädchen zum Beispiel auf Bälle oder andere Veranstaltungen, aber ich wollte einfach nichts von ihnen.
Als ich ein Senior war, hatte ich die Nase voll davon, jemanden zu spielen, der ich nicht war. Am Abend meiner Abschlussfeier ging ich mit meiner Familie in einem netten Restaurant essen. Ich nutzte diese Gelegenheit, um mich bei ihnen zu outen. Niemand weinte, niemand erhob seine Stimme. Am Anfang sagte niemand wirklich etwas. Dann versicherten meine Eltern mir einfach, dass es für sie keine Rolle spielte. Ich glaubte ihnen. Mein älterer Bruder gestand mir, dass er es vermutet hatte und mein jüngerer Bruder sagte nur, dass ich immer noch sein bester Freund war.
Nach dem Abendessen ging ich mit meinen beiden besten Freunden aus. Wir gingen zuerst auf ein paar Partys, dann kauften wir uns etwas zu trinken und gingen zum Pier hinunter. Nach ein paar Bier hatte ich genug Mut, um mich auch bei ihnen zu outen.
»Ist das der Grund, warum du beim Training immer einen Ständer bekommen hast?«, fragte einer von ihnen, Alvin, scherzhaft.
»Ist das auch bei dir der Grund?«, fragte Butler, der andere.
Wir sahen uns an, dann lachten wir.
»Cody, wir sind seit 4 Jahren wie Brüder und daran wird sich auch nichts ändern«, sagte Alvin.
»Niemals!«, stimmte Butler zu.
»Danke, Jungs«, sagte ich.
»Wie ist das so?«, wollte Alvin wissen.
»Wie ist was?«
»Du weißt schon. Es mit einem Typen zu machen.«
»Woher zum Teufel soll ich das wissen? Ich habe das noch nie gemacht«, sagte ich - was auch der Wahrheit entsprach. Ich war noch immer Jungfrau, aber ich wollte schon seit langem einen Freund haben.
In der Schule wurde seit Anfang des Schuljahres das Gerücht verbreitet, dass Alex Goodwin schwul sei und einen Freund haben soll. Ich glaubte die Gerüchte am Anfang nicht, aber ich hörte sie so oft, dass ich mich fragte, ob nicht doch etwas dran war. Alex war ziemlich männlich und sportlich - auch wenn er in diesem Schuljahr in keinem Team war. Er hatte einen Haufen Freunde, inklusive zwei Typen, von denen jeder wusste, dass sie schwul waren. Die Mehrzahl seiner Freunde war es jedoch nicht. Die Mädels standen sicherlich bei Alex Schlange, um für ihn die Beine breit zu machen und ich vermutete, dass er jedes Wochenende eine andere hatte.
Gegen Ende des Schuljahres finden immer die Wahlen der Schulgemeinschaft statt und Alex kandidierte als Präsident. Er war so beliebt, dass jeder bereits vorher wusste, dass er gewinnen würde. Jedes Jahr gab es eine Versammlung, bei der die Kandidaten für die unterschiedlichen Ämter eine Rede halten und für sich werben mussten. Als Alex seine Rede hielt, wusste ich, dass die Gerüchte über ihn stimmten. Und es war der Moment, in dem ich beschloss, dass ich nicht länger jemanden spielen wollte, der ich nicht war. Alex hat sich nicht vor der versammelten Schule geoutet, aber er sagte genug, damit ich wusste, dass Homosexualität für ihn ein wichtiges Thema war. Drei Wochen später hatte ich mein Coming Out.
In den beiden Jahren zuvor hatte ich im Sommer bei einen Surfershop gearbeitet, aber in diesem Jahr bekam ich einen Job beim Parkservice des Laguna , einem ziemlich großen und guten Hotel. Auch Alex hatte einen Job im Laguna , als Page. Wenn wir uns sahen, nickten wir uns zu oder plauderten kurz miteinander, aber ich kannte ihn nicht besonders gut. Es gab noch einen anderen Pagen, Justin Davis, der immer mit Alex rumhing und mit ihm morgens zur Arbeit kam. Ich nahm an, dass er Alex‘ Freund
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