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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Camper durchwühlte, von denen nichts zu sehen war. Er fand eine offene Wasserflasche, die er austrank, ohne Honey auch nur eines Blickes zu würdigen. Sie war zu stolz, um um einen Schluck zu bitten.
    Louis Piejack schmiss die leere Flasche weg und suchte weiter. Dabei trat er gegen etwas Hartes, das in eine Decke gehüllt war, und wickelte eine prachtvolle elektrische Gitarre aus, die er auf seinen mit stinkenden Flecken übersäten Schoß nahm.
    Honey fühlte sich bestätigt. Boyd Shreave hatte sie verspottet, als sie gesagt hatte, sie hätte eine Gitarre gehört.
    »Kannst du auf so’nem Ding spielen?«, wollte Piejack wissen.
    »Klar.« Sie versuchte, ihren Unterkiefer nicht zu bewegen.
    »Ich steh ja mehr auf Klavier.« Piejack begann, mit seinen infizierten Stummeln an den Saiten zu zupfen. »Was glaubst du, ist das Teil hier was wert?«
    »Seien Sie vorsichtig, Louis.« Angeekelt sah Honey, wie er mit seinem vergammelten Verband über das prächtige Holz der Gibson schmierte.
    »Singst du mir ein Lied?«
    »Ich denke schon. Wenn Sie den Strick losmachen«, erwiderte Honey. Sie konnte nicht für fünf Cent spielen, doch es war einen Versuch wert.
    Piejack kauerte sich hin, um einhändig an den Schlaufen des Knotens herumzufuhrwerken. Als sich seine feuchten Bartstoppeln an ihrer Haut rieben, kämpfte Honey gegen den Drang, ihm ein klaffendes Loch in den Hals zu beißen.
    Als ihre Handgelenke frei waren, reichte er ihr die Gitarre. Sie war wunderschön. Mit dem Ärmel wischte sie Piejacks Schmierspuren von dem polierten Holz.
    »Und jetzt sing mir ein Liebeslied, Engelchen«, befahl er.
    Sie schlug leicht die Saiten an und begann zu singen:
    Got a noose around my neck and a fractured face From a man who says he loves me true.
    He may break my bones but he’ll never break my heart ’Cause that only belongs to you …
     
    Piejack zerrte Honey die Gitarre aus den Armen. »Das Scheißlied gefällt mir überhaupt nicht.«
    »Aber es hat noch zwölf Strophen«, wandte sie voller Unschuld ein. »Es heißt ›Trapped on an Island with a Revolting Pervert Blues‹. Haben Sie’s noch nie gehört? Fiona Apple singt eine ganz tolle Coverversion.«
    Piejack schmiss die Gibson in die Feuergrube und knurrte: »Du bist überhaupt nicht witzig.«
    Honey betastete ihr Gesicht. Sie hatte eine granatapfelgroße Schwellung dort, wo er sie mit dem Ast erwischt hatte.
    »Louis, kann ich ein Vicodin haben?«
    »Ich hab nur noch eins übrig – und das ist für mich.«
    »Ganz Gentleman, wie immer«, bemerkte sie.
    »Wenn wir nach Hause kommen, kannst du so viele haben, wie du willst. Also hör auf rumzumeckern.«
    »Wo ist denn eigentlich Ihr Boot?«
    »Ist nicht mehr weit«, brummte er, allerdings klang es, als sei er sich nicht sicher. »Her mit deinen Händen«, krächzte er und fummelte an ihrem Hals nach dem freien Ende des Stricks.
    Honey sah ein bläuliches Glänzen am anderen Ende des Lagers. Ein röhrenförmiger Gegenstand auf dem Boden unter einem Lorbeerbaum. Piejack bemerkte, dass sie an ihm vorbeistarrte, und drehte sich herum, um zu sehen, was ihre Aufmerksamkeit erregt hatte.
    »Jackpot!«, jauchzte er.
    »Was ist das?«
    »Jackpot! Jackpot!« Aufgeregt eierte Piejack über die Lichtung und hob seine abgesägte Schrotflinte auf. Er schwenkte sie durch die Luft, damit Honey sie sehen konnte, und rief: »Ich dachte, sie wär endgültig futsch, aber jetzt schau dir das an!«
    »Juhu«, sagte Honey. Ihr war zum Heulen zumute.
     
    Perry Skinner und Sammy Tigertail hatten sich getrennt, um nach Fry zu suchen. In Anbetracht seiner begrenzten Instinkte für die Wildnis und seines chronischen Pechs rechnete der Indianer nicht damit, den Jungen zu finden. Doch da war er, saß neben ein paar grünen Knopfmangroven auf einem Dolphins-Helm in einer Pfütze aus Sonnenlicht.
    Fry schien erschrocken über das Auftauchen des Fremden, obgleich er versuchte, tapfer auszusehen. Sammy Tigertail erklärte, wer er sei, und sagte: »Dein Vater sucht dich überall.« Er bot dem Jungen Wasser an, doch der lehnte ab.
    »Wo ist er? Mein Dad.«
    Der Indianer sah auf die Uhr. »Wir sollen uns in zwanzig Minute auf der anderen Seite der Insel treffen.«
    »Ich geh nirgendwohin«, wehrte Fry ab. »Ich kenn dich doch überhaupt nicht.«
    »Dein Vater schon. Ich hab ihm mal das Leben gerettet – ich und mein Onkel.«
    Der Junge musterte ihn. »Als er sich mit seinem Truck überschlagen hat?«
    »Genau. Damals auf dem Trail.«
    »Bist du einer von

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