Sumpfblüten
Krabbenhammer.«
Sein Vater blinzelte langsam. »Louis hat sie begrapscht?«
»Ja, Dad, das hat Mom mir erzählt. Und ich glaube ihr.«
Skinner nickte, als glaube er es auch. »Dann hat er verdammtes Glück gehabt, dass sie ihm nicht den Schädel eingeschlagen hat statt der Eier.«
Fry merkte, dass sein Vater wütend war.
»Hat er ihr was getan? Sag mir die Wahrheit.«
»Nein, ich glaube nicht.«
Skinner stand vom Tisch auf und ging hinaus zu seinem Truck. Er kam mit einem gefalteten Bündel Hunderter zurück, die er Fry in die linke Hand drückte.
»Dad, da ist noch was«, sagte der Junge.
»Wieso überrascht mich das nicht?«
»Mom braucht zwei Flugtickets. Sie hat gefragt, ob du vielleicht ein paar von deinen Bonusmeilen einlösen würdest.«
Augenblicklich war Skinner misstrauisch. »Sie will mit dir irgendwo hinreisen?«
»Nicht dass ich wüsste.«
»Du würdest es mir doch sagen, wenn’s so wäre, oder?«
»Klar«, versicherte Fry. »Sie hat mir nicht gesagt, wofür die Tickets sind, aber ich soll dir sagen, du sollst dir keinen Kopf machen, es wär keine große Sache.«
Skinner winkte die Kellnerin herbei und bezahlte.
»Mom hat gesagt, du könntest deine Meilen einlösen, und es würde dich überhaupt nichts kosten …«
»Junge, du verstehst das nicht. Komm, wir gehen.«
Als sie draußen auf dem Parkplatz waren, senkte Skinner die Stimme: »Ich mach mir keine Sorgen darum, was die Tickets kosten oder nicht. Ich mache mir Sorgen darum, was sie vorhat.«
Wenn ich das bloß wüsste, dachte Fry. Doch zu seinem Vater sagte er: »Also, was sage ich ihr jetzt?«
»Sag ihr, sie soll kommen und mit mir reden.«
»Oh Mann, Dad.«
»Was – glaubst du etwa, ich finde das toll?« Skinner schnaubte. »Sag ihr, sie soll vorbeikommen, wenn sie die verdammten Tickets haben will. Sag ihr, es dauert nur ’ne Minute.«
Er stieg in den Truck und ließ das Fenster herunter. »Was kriegst du eigentlich in letzter Zeit so für Zensuren?«
»Gar nicht so schlecht. Zweien und Einsen«, antwortete Fry. »Hey, danke fürs Mittagessen.«
»Kein Thema. Ist immer schön, dich zu sehen, Kumpel.« Perry Skinner setzte seine Sonnenbrille auf und schob sich ein Stück Kautabak in die Backentasche. »Ich verlass mich drauf, dass du mir Bescheid sagst, wenn deine Mom wieder anfängt, sich komisch zu benehmen. Dann rufst du an, versprochen?«
Der Junge schwang sich auf sein Fahrrad. »Keine Sorge. Ihr geht’s prima«, versicherte er und strampelte davon, ehe sein Vater einen genauen Blick auf seine Augen werfen konnte.
Honey Santana verabscheute ihren Ex nicht so sehr, wie sie behauptete. Sie fühlte sich genötigt, über ihn herzuziehen, weil er derjenige gewesen war, der die Scheidung eingereicht und ihr damit den Trumpf weggeschnappt hatte. Zu diesem Zeitpunkt waren sie sich bereits einig gewesen, dass es Wahnsinn wäre, verheiratet zu bleiben, da ihre Gefühle füreinander von einem emotionalen Aufruhr nach dem anderen zerrupft worden waren. Honeys Anwalt hatte noch immer herumgemacht und versucht, ein grundlegendes Scheidungsgesuch zu formulieren, als sie Perrys Vorladung erhalten hatte. Ihr Stolz war schwer getroffen, denn unter ihren weiblichen Bekannten war es stets die Frau, die sich von ihrem Mann scheiden ließ, niemals andersherum.
Nach der Trennung hatte Skinner seine Unterhalts- und Alimentenzahlungen erschreckend prompt geleistet. Er hatte sich auch bei den zahlreichen Gelegenheiten zugänglich gezeigt, wenn Honey Santana zusätzliches Bargeld brauchte, hauptsächlich, weil diese Anfragen von Fry übermittelt wurden, dessen Zuneigung Skinner sehr wichtig war. Honey fand es grässlich, ihren Sohn auf solche Bittgänge zu schicken, doch sie brachte es nicht über sich, es selbst zu tun. Mit Perry allein zu sein, brachte sie immer noch durcheinander, vier Jahre nach der Scheidung. Es war nicht seine Einstellung, die sie einschüchterte, sondern vielmehr die Art und Weise, wie er sie ansah – als machte er sich noch immer etwas aus ihr, wollte jedoch nicht, dass sie es wusste, womit Honey nur schwer umgehen konnte.
Manchmal beneidete sie ihre geschiedenen Freundinnen, die anscheinend durch ein giftiges, bösartiges Verhältnis zu ihren Ex-männern ihre Freiheit gewonnen hatten. Natürlich waren die meisten dieser Ehemänner beim Fremdgehen erwischt worden, was bei Skinner nicht der Fall gewesen war. Honey Santana hatte ihm ganz einfach mit ihren verwirrenden Projekten und bizarren Kreuzzügen den
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