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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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»Osceola« zu googeln und einen Aufsatz mit 400 Wörtern über das zu schreiben, was er in Erfahrung gebracht hatte. Dann zog sie ein paar abgeschnittene Jeans an und ging hinaus, um auf die Moskitos zu warten.
    Sie führte gerade ein Experiment durch, das auf einer Information des Nachtkassierers im Circle K basierte, eines netten älteren Herrn, der in Goodland aufgewachsen war. Als Honey ihm von der bevorstehenden Ökotour erzählt hatte, hatte er ihr geraten, reichlich Insektenmittel einzupacken, für den Fall, dass der Wind abflaute und es warm wurde, was selbst im Winter vorkommen konnte. Außerdem hatte er ihr geraten, sich die Beine nicht mehr zu rasieren. Die Follikel, hatte er erklärt, dienten als natürliche Barriere gegen die hungrigen Insekten.
    Honey hatte noch nie von dieser Theorie gehört. Da sie ein wenig eitel war, was ihre Beine betraf – die oft Pfiffe provozierten, wenn sie auf dem Damm joggte –, widerstrebte es ihr, ihre gewohnte Pflege zu vernachlässigen. Außerdem konnte es sein, dass der Kerl im Circle K ihr Blödsinn erzählt hatte und dass er lediglich ein verkalkter alter Lüstling war, der auf haarige Frauen stand.
    Trotzdem konnte Honey seinen Rat nicht in Bausch und Bogen abtun. Sie hatte genug Geschichten über die Blutrünstigkeit der Moskitos in den Everglades gehört, um jeden nur erdenklichen Vorteil anzustreben, wenn sie mit Boyd Shreave im Kajak durch die Ten Thousand Islands fuhr.
    Also hatte sie beschlossen, als wissenschaftlichen Test die Haare an ihrem rechten Bein wachsen zu lassen und die Reaktion der Insekten zu beobachten. Barfuß saß sie auf den Stufen des Wohnwagens und wackelte einladend mit den Zehen. Auf einem Schreibblock hielt sie fest, dass der Abend dämmerte und es vollkommen windstill war und dass die Lufttemperatur milde 22 Grad betrug. Die mittleren acht Akkorde von Tom Pettys Song »Breakdown« kreisten unablässig durch ihren Kopf, obwohl sie das nicht in ihrem Insektenjournal vermerkte.
    Der erste Moskito tauchte um 18 Uhr 06 auf und landete auf Honeys linkem Knie, wo sie ihn totschlug. Bald darauf erschien ein zweiter, und dann war ein ganzes Bataillon im Anflug. Als Fry mit seinem Aufsatz aus dem Wohnwagen kam, waren Honeys braune Beine von roten und schwarzen Schlieren bedeckt.
    Mit sorgenvoll verkniffenem Gesicht musterte Fry seine Mutter im Licht von der Tür her. Eifrig berichtete sie ihm von ihrem Experiment und erklärte: »Siehst du, es gibt keinen verdammten statistischen Unterschied! Elf Stiche auf dem rasierten Bein und elf auf dem unrasierten – ich habe eine Strichliste geführt.«
    Ihr Sohn nickte unbehaglich.
    »Aber vielleicht sollte ich noch warten«, überlegte Honey und fuhr mit den Fingern ihr rechtes Schienbein entlang. »Jetzt sind es ja nur Stoppeln. Vielleicht muss es erst richtig dicht und lockig nachwachsen, bevor es funktioniert.«
    Fry reichte ihr seinen Aufsatz über den Krieger Osceola. Dann ging er wieder hinein und kam mit einem Handtuch zurück, das er in warmem Wasser aus dem Hahn in der Küche getränkt hatte. Während Honey sein Essay durchlas, wischte er ihr die toten Moskitos von den Beinen.
    »Mom, lass uns reingehen. Wir müssen uns unterhalten«, sagte er.
    »Das ist ziemlich gut«, meinte Honey und klopfte mit dem Fingernagel auf die Seiten, die er geschrieben hatte, »nur dass du Jesups Namen falsch geschrieben hast. Er schreibt sich nur mit einem S.«
    »Das bringe ich nachher in Ordnung. Wie sieht’s mit Abendessen aus?«
    Sie lachte. »Im Gefrierschrank ist nur dieses grauenvolle Salis-bury-Steak.«
    »Klingt klasse, finde ich«, erwiderte Fry. »Komm schon, die fressen uns hier draußen noch bei lebendigem Leibe auf.«
    »Du hast den Teil nicht erwähnt, wo sie Osceolas Kopf geklaut haben, nachdem er tot war. Von diesem Armeearzt, der ihn zu Hause in einem Glas aufbewahrt hat und ihn immer rausgeholt hat, um seine Kinder zu erschrecken.«
    »Denkst du dir das jetzt aus? Weil, das ist nämlich total abartig«, sagte Fry.
    »Das habe ich mir nicht ausgedacht!«, Honey Santana klatschte ihm die beschriebenen Seiten in die Hand. Er konnte sehen, dass sie die Wahrheit sagte.
    »Mom, du fängst schon wieder an, total aufzudrehen. Vielleicht solltest du mal wieder zu dem Arzt gehen.«
    Sie lächelte und streckte sich wie eine Katze.
    »Oh, mir geht’s bestens«, beteuerte sie. »Hast du Lust auf Pizza? Irgendwo hab ich noch einen Coupon.«
     
    Dealey hatte den Shreave-Fall satt. Er hatte seinen Job

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