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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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Daily News, dem Sarasota Herald und der St. Petersburg Times. Einmal wäre ein Schreiben von ihr über die Ölbohrungen in Alaska fast in USA Today abgedruckt worden, doch der Redakteur hatte etwas gegen ihre Mutmaßung gehabt, dass man den Präsidenten als Kind auf den Kopf habe fallen lassen.
    Honey hatte Alben mit all ihren Zeitungsbriefen, einschließlich der 107, die nicht veröffentlicht worden waren. Manchmal fühlte sie sich besser, nachdem sie geschrieben hatte, manchmal fühlte sie sich genau wie vorher.
     
    An die Redaktion:
    Hinsichtlich des heutigen Artikels auf der ersten Seite über den gewalttätigen Überfall auf Mr. Louis Piejack bin ich selbstverständlich ebenfalls der Meinung, dass die Täter dingfest gemacht und vor Gericht gestellt werden sollten.
    Als ehemalige Angestellte von Mr. Piejack fühle ich mich allerdings verpflichtet, darauf hinzuweisen, dass sein eigenes Verhalten gelegentlich ans Kriminelle grenzte, vornehmlich die Art und Weise, wie er Frauen behandelt. Ich selbst wurde Opfer sowohl verbaler als auch handgreiflicher Übergriffe seitens dieses Mannes, wenngleich mir seine gegenwärtige missliche Lage keinerlei Freude bereitet.
    Vielleicht wird Mr. Piejack während seiner langen, schmerzhaften Genesungszeit eingehende Selbstbetrachtung betreiben und beschließen, sich zu ändern. Was die unglücklichen Verwechslungen während der Wiederherstellungsoperation an seinen Fingern betrifft, so sollte Mr. Piejack sich glücklich schätzen, noch im Besitz aller fünf zu sein, in welcher Anordnung auch immer, wenn man bedenkt, wo er sie schon überall hineingesteckt hat.
    Mit freundlichen Grüßen
    Honey Santana
    Everglades City
     
    Sie schob den Brief in einen Umschlag und klebte drei Briefmarken darauf, obwohl er nur 30 Meilen zurücklegen würde.
    Fry kam herein und ließ sich vor den Fernseher fallen.
    »Hast du deinen Exvater gefragt, ob du bei ihm wohnen kannst?«, wollte Honey wissen.
    Ein säuerlicher Blick war die einzige Antwort des Jungen.
    »’tschuldige. Ich meine, deinen ›Dad‹.«
    »Noch nicht, mach ich aber noch.«
    »Denk daran, ihm zu sagen, dass es nur für ein paar Tage ist.«
    »Mom. Bleib locker, okay? Das wird schon kein Problem.«
    Als die Lokalnachrichten begannen, ließ sich Honey neben ihrem Sohn nieder und sah sie sich an. Der Aufmacher handelte von einer Algenplage, die dazu geführt hatte, dass Tausende von Fischen verendet waren, von denen der größte Teil sich rücksichtsloserweise an einem öffentlichen Strand in Fort Myers hatte anschwemmen lassen, um dort zu verfaulen. Die Touristen schäumten vor Wut, während die Handelskammer in den akuten Krisenmodus gewirbelt worden war. Ein Videoclip zeigte Quadratkilometer Sand voll aufgeblähter Fischkadaver, während bleiche Strandbesucher die Flucht ergriffen und sich ihre Handtücher gegen die Nasen pressten.
    »Schau mal, ein Meeresfrüchte-Festival aus der Hölle!«, meinte Fry.
    Seine Mutter runzelte die Stirn. »Das ist überhaupt nicht komisch, junger Mann. Wir vergiften den ganzen verflixten Planeten, für den Fall, dass du’s noch nicht mitgekriegt hast.«
    Fry wollte sie nicht in Wallung bringen, deshalb erwiderte er nichts.
    Im letzten Beitrag wurde von einem vermissten Vertreter aus Wisconsin berichtet, einem Mann namens Jeter Wilson. Nach einer im Hard Rock Casino durchzechten Nacht hatte er verkündet, dass er allein zum Seminolenreservat im Big-Cypress-Sumpf fahren wollte. Wilsons Familie daheim in Milwaukee hatte seit Tagen nichts von ihm gehört, und es wurde befürchtet, dass er eingenickt und mit seinem Mietwagen irgendwo entlang der Alligator Alley in den Kanal gerauscht war. Eine Suchaktion war angelaufen, und in der Zwischenzeit hatte das Hard Rock Casino ein Foto des Vermissten zur Verfügung gestellt, das an der Hotelbar aufgenommen worden war. Auf dem Foto war Wilsons fülliger Schoß von einer Frau mit vollen Lippen und einem blauen Pail-lettenbustier in Beschlag genommen worden, die der Fernsehreporter als »ortsansässige Teilzeitmasseuse« identifizierte.
    »Was für ’n Idiot fährt denn direkt vom Casino in ’n Indianerreservat?«, wollte Fry wissen.
    »Der Typ ist Vertreter«, meinte Honey Santana. »Wahrscheinlich wollte er ihnen irgendwas verkaufen – als ob wir diesen armen Seminolen nicht schon genug geschadet hätten.«
    »Arm? Die streichen doch die dicke Glücksspielkohle ein.«
    Honey versetzte ihrem Sohn einen Klaps auf den Kopf und wies ihn an, den Namen

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