Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
Vom Netzwerk:
Gillian.
    »Dann quetsch dich mit ihm zusammen da rein. Zur Gesellschaft«, erwiderte Sammy Tigertail. »Da drin ist genug Platz für zwei.«
    »Das ist eklig.«
    »Er kann dich nicht angraben. Er ist tot.«
    »Oh nein«, sagte sie.
    Dealey drehte sich auf die Seite, um Platz zu machen. Gillian schlüpfte hinter ihm in den Schlafsack und brachte ihre Ellenbogen als Abstandhalter in Stellung. Der Seminole zog den Reißverschluss zu und schloss sie in der warmen, muffigen Dunkelheit ein. »Ich hab dir doch gesagt, ich muss nachdenken.«
    Nach ein paar Augenblicken hörte er, wie ihr Atem ruhiger wurde. Er setzte sich unweit des unförmigen Haufens hin. Es war eine Gemeinheit, Gillian mit einem möglichen Totengeist zusammenzusperren, aber vielleicht würde sie endlich zur Besinnung kommen und sich den Gedanken aus dem Kopf schlagen, auf der Insel zu bleiben. Keine normale junge Frau würde die Schlafsackbehandlung hinnehmen, allerdings war Gillian kilometerweit von der Normalität entfernt.
    Ein Teil von Sammy Tigertail wollte sie nicht vertreiben; der schwache, einsame Teil. Doch wozu brauchte er sie? Bestimmt nicht, um ihm beizubringen, auf der Gibson zu spielen. Sein Vater hatte ihm erzählt, Jimi Hendrix hätte in seinem ganzen Leben nur eine Gitarrenstunde genommen, und die Beatles hätten nicht mal Noten lesen können.
    »Hey.« Dealeys gedämpfte Stimme im Innern des Bündels.
    »Was hey?«, fragte Gillian.
    Sammy Tigertail schob sich näher heran, um zuzuhören.
    »Da ist ein Motorboot«, sagte Dealey gerade.
    »Ich hör nichts.«
    »Nein, es ist ein Boot auf der Insel. So sind wir hergekommen.«
    »Sie und der Pflastermann?«, fragte Gillian.
    »Ja, sein Boot«, flüsterte Dealey. »Ich glaube, ich könnte es wiederfinden.«
    »Und worauf wollen Sie hinaus?«
    Ein kurzes Schweigen schloss sich an. Der größere der beiden Buckel in dem Schlafsack rührte sich. Sammy Tigertail massierte seine Nackenmuskeln und wartete.
    »Worauf ich hinauswill«, erklärte Dealey, »ist, mit dem Boot können wir ihm entkommen.«
    »Und warum in aller Welt sollte ich das wollen?«, flüsterte Gillian zurück, so ernsthaft, dass der lauschende Seminole unwillkürlich lächeln musste.

16. Kapitel
    Der stellvertretende Bürgermeister von Everglades City lieh sich von einem Nachbarn ein Ruderboot aus, das mit einem 35-PS-Außenbordmotor und einer sechs Meter langen Graphitstange ausgerüstet war, um über die Untiefen zu staken. Perry Skinner hatte eine Kühlbox mit Wasser und Proviant, einen Suchscheinwerfer, zwei Schlafrollen und die 45er Halbautomatik mitgenommen. Fry, noch immer völlig platt von den Schmerzmitteln, döste eine Stunde lang im Bug vor sich hin, während sein Vater auf der Chokoloskee Bay herumkurvte. Keine Spur von Honey und ihren Gästen oder von Louis Piejacks Boot.
    Fry wachte auf, als die Sonne unterging.
    »Und was jetzt?«, fragte er seinen Vater.
    »Wir suchen weiter.«
    »Kann ich den Helm abnehmen? Mir geht’s voll okay.«
    »Du lügst.« Perry Skinner wusste, dass Honey ihm die Schuld geben würde, wenn dem Jungen irgendetwas zustieß. Genauer gesagt, sie würde vollkommen durchdrehen.
    Fry betastete seine Rippen und verzog das Gesicht. »Es wird dunkel.«
    »Umso besser für uns.«
    »Aber die hören uns doch kommen.«
    »Nun trau mir mal was zu, mein Junge.«
    Perry Skinner hatte die Kunst des nächtlichen Schipperns nicht verlernt, die von entscheidender Bedeutung war, wollte man es als Marihuanaschmuggler auf den Inseln zu etwas bringen. Er war niemals auf dem Wasser erwischt worden, weil die Behörden ihn nicht hatten finden und noch weniger schnappen können. Sie hatten ihn bei Tagesanbruch an Land verhaftet, zusammen mit der Hälfte der männlichen Einwohner von Everglades City. Fünf Typen vom Drogendezernat waren durch die Fliegentür gekracht; Honey war halb nackt gewesen und hatte einen Fonduetopf nach dem Ersten geworfen, der das Ganze viel zu unterhaltsam gefunden hatte, um sie festzunehmen.
    Während seiner Outlaw-Karriere war Skinner stets außergewöhnlich vorsichtig und verschwiegen gewesen. Sein einziger Fehler war gewesen, einem Mann zu vertrauen, den er seit dem Kindergarten kannte. Um seine eigene Haut zu retten, hatte besagter Mann sowohl Skinner als auch Skinners Bruder verpfiffen; Verrat war der normale Ausgang der meisten Drogenschmuggel-Unternehmen. Skinner hatte nur flüchtig erwogen, sich an dem Mann zu rächen, der ihn ans Messer geliefert hatte. Schließlich handelte es

Weitere Kostenlose Bücher