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Sumpfblüten

Sumpfblüten

Titel: Sumpfblüten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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überhaupt, so hatte das intime Knistern von Fingerspitzen auf Stoff seine Erregung nur noch gesteigert.
    Honeys Holzhammer-Gegenschlag hatte ihn unvorbereitet erwischt, doch er hatte lediglich ein winziges Nachlassen seiner Lust verspürt, als seine Eier zur Größe brasilianischer Limetten angeschwollen waren. Nicht lange danach war Piejack von den Schlägern aus Miami entführt und der sadistischen Steinkrabbenfolter unterzogen worden.
    Seit er Honey Santana betatscht hatte, war sein Dasein nichts als eine Abfolge qualvoller Schmerzen gewesen, und doch begehrte er sie heftiger denn je. Er war der Ansicht verfallen, dass sie insgeheim genauso empfand, ein jämmerlicher Irrglaube, angefacht durch Honeys überraschenden Besuch bei ihm zu Hause. Es stimmte, dass sie hastig die Flucht ergriffen hatte, doch Piejack hatte beschlossen, ihren scheinbaren Abscheu vor seinen Annäherungsversuchen als aufreizendes Flirten zu interpretieren.
    Honey zu besitzen wäre ein Triumph und ein Dolchstich in die Seele ihres Exmannes, den Piejack für die Verstümmelung seiner Hand verantwortlich glaubte. Er konnte es kaum erwarten, sich Arm in Arm mit seiner neuen Gefährtin sehen zu lassen, wie sie am Kai von Everglades City entlangschlenderten.
    Piejack hatte keinen genauen Plan, wie er Honey gewinnen wollte; die Fleischeslust allein war sein Kopilot. Selbst nach der Begegnung mit den Kakteen blieb sein Streben unbeirrbar auf einen einzigen Punkt gerichtet, denn die Schmerzen waren so stark, dass sie so primitive Ablenkungen wie Durst, Hunger oder Erschöpfung einfach auslöschten.
    Unter dem aufgehenden Mond tauchte er aus dem Dosenhaufen auf und schickte sich an, auf zerstochenen Knien den Schalenhügel hinaufzukriechen, den er vorhin hinabgestürzt war. Als er die Kuppe erreichte, sackte er fiebernd zusammen; Schmerzen pulsierten in jeder Pore. Weibliche Stimmen erhoben sich von dem Lagerplatz unter ihm, und die Hoffnung, dass eine davon Honey gehören könnte, gab Piejack neue Kraft. Er dachte an die andere Frau in der Gruppe – die große Blondine, die oben ohne im Kajak gesessen hatte –, und stellte sich vor, die Hauptrolle in einem schweißglänzenden, sich windenden flotten Dreier zu spielen. Ihm fiel ein, dass der männliche Camper von klopsiger Statur gewesen war und mit dem Paddel nicht viel ausgerichtet hatte. Von ihm erwartete Piejack lediglich minimalen Widerstand. Der Mann würde entweder impulsiv Fersengeld geben oder in den Fluss geschmissen werden.
    Wie ein rheumatisches altes Krokodil machte sich Piejack kriechend auf seinen langen Weg, geleitet von den leisen Stimmen und einem rötlichen Feuerschein am Rande seines Gesichtsfeldes.
     
    Liebe Genie,
    das gestern Abend in meinem Truck war tol und zauberhafft. Ich hate noch nie so schönen du-weist-schohn!
    Ich glaube wirklich, wir sind dazu ausersehn, führ alle Ehwig-keit zusammen zu sein, und ich werde alles tun, damit es so kommt!!! Ich stehe zu meinem Worrt, wie du balt rausfinden wirst.
    Auf ehwig dein
    V. Bonneville
     
    Was für ein verschissener Neandertaler, dachte Boyd Shreave. Offensichtlich steht die Frau auf primitive Halbaffen.
    »Was machst du eigentlich da unten mit der Taschenlampe?«, erkundigte sich Eugenie Fonda. »Ach, vielleicht will ich das auch gar nicht wissen.«
    »Ich lese bloß«, erwiderte Shreave ungehalten.
    »Klar. Unter einer Decke mitten im Wald.«
    »Mir ist nicht nach Gesellschaft. Bedaure.«
    »Ich fordere dich nicht zum Tango auf, Boyd«, sagte sie. »Ich will nur wissen, wie’s dir geht.«
    »Was glaubst du denn, wie’s mir geht? Ich hab mir mit ’nem Ta-ser den Schwanz gebraten.«
    »Hat er Verbrennungen abgekriegt?«
    »Tu doch nicht so, als ob dich das interessiert.«
    »Lass mal sehen.«
    »Nein, danke«, antwortete Shreave etwas zu nachdrücklich. Rasch fügte er hinzu: »Jetzt nicht«, für den Fall, dass Eugenie vielleicht später beschloss, ihre Besorgnis auf großzügigere Art und Weise zu zeigen.
    »Warum kommst du nicht raus und kommst zu uns ans Feuer?«, fragte sie.
    »Gleich.«
    Viel schlimmer als die 50000 Volt war die niederschmetternde Peinlichkeit des Ganzen. Als die Krämpfe aufgehört hatten, war Shreave taumelnd auf die Beine gekommen, hatte die nunmehr kaputte Betäubungspistole aus seiner Hosentasche gezogen und war stumm von dannen gehinkt. Seither hatte er schamlos geschmollt und war sich sicher gewesen, dass die beiden Frauen kein interessanteres Gesprächsthema hatten als ihn.
    »Und was liest

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