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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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beugte sich zu mir herüber und schob eine Serviette unter mein Glas.
    »Vielleicht hat er sich einfach verspätet. Normalerweise war er immer um halb acht da«, sagte er.
    »Keine Sorge, Harold«, sagte ich.
    »Wird das ein öffentliches Ereignis?« fragte Harold.
    »Auf keinen Fall«, antwortete Clete.
    Wir mußten nicht lange warten. Harpo Scruggs kam durch die Seitentür vom Parkplatz und trat ans Geländer des Hahnenkampfplatzes. Er trug eine marineblaue Hose im Westernstil mit Cowboystiefeln, Hut und einem silbernen Hemd, das er figurbetont in einen mit Perlen bestickten indianischen Gürtel gesteckt hatte. Er plazierte seine Wette bei einem bekannten Hahnenkämpfer aus Lafayette, einem Mann, der in jungen Jahren sowohl Lude als auch ein berühmter Bar-Tänzer gewesen war.
    Die Hähne flatterten auf, schnitten sich mit ihren Sporensicheln Federn und Fleisch aus den Leibern, daß das Blut spritzte, während der Aufschrei der Menge zur Decke schwappte. Wenige Minuten später war einer der Hähne tot, und Scruggs zog lässig ein Bündel Hundertdollarscheine aus den Fingern des Ex-Luden, mit dem er gewettet hatte.
    »Ich glaube, ich habe das Delayed-Stress-Syndrom. Da war ein Ort wie dieser in Saigon. Die Barmädels waren Vietcong-Nutten«, sagte Clete.
    »Hat er uns gesehen?« fragte ich.
    »Glaube schon. Er ist nicht leicht aus der Fassung zu bringen, was? Ah, da kommt er ja.«
    Scruggs legte eine Hand auf die Bar und stellte den Fuß auf die Messingstange, keinen Meter von uns entfernt.
    »Hat der Wurm schon mit dir gesprochen?« fragte er Harold.
    »Er wartet nur auf dich«, sagte Harold, zog eine braune Flasche Mescal unter der Theke hervor und stellte sie zusammen mit einem Schnapsglas, einem Teller Hühnerflügel und einer Flasche Tabasco vor Scruggs ab.
    Scruggs zog einen Zwanzigdollarschein aus einer handgearbeiteten Brieftasche, legte ihn unter den Teller, schenkte sich ein und trank. Sein Blick traf uns nie direkt, aber er registrierte unsere Anwesenheit mit der trägen Ausdruckslosigkeit eines Leguans.
    »Sie haben vielleicht Nerven«, sagte ich.
    »Nicht wirklich. Wenn man bedenkt, daß ihr beide Pisse aus einem Stiefel nur mit Gebrauchsanweisung trinken könnt«, erwiderte er. Er entkorkte die Flasche Mescal und schenkte sich erneut ein.
    »Ein paar Auftragskiller von außerhalb haben Ricky Scar ins Jenseits befördert. Das bedeutet, daß Ihr Auftrag in bezug auf Willie Broussard in die Binsen gegangen ist und Sie die Vorauszahlung behalten können«, sagte ich.
    »Ich bin ein alter Mann. Kaufe Reitpferde und transportiere sie nach Deming. Warum laßt ihr mich nicht endlich in Ruhe?« sagte er.
    »Nehmen Sie Essig?« fragte Clete.
    Diesmal sah Scruggs ihn an. »Sagen Sie das noch mal.«
    »Muß in Ihren Klamotten gehangen haben. Ich meine, als Sie die Pulverrückstände abgewaschen haben, nachdem Sie Alex Guidry umgenietet hatten. Diese großen Magnumpatronen hinterlassen Pulverrückstände, als hätte man mit der Hand in Scheiße gelangt«, sagte Clete.
    Scruggs lachte in sich hinein, zündete eine Zigarette an und rauchte sie, den Rücken durchgedrückt, den Blick auf sein Spiegelbild im Barspiegel fixiert. Ein Mann trat zu ihm, schloß eine Wette ab und ging wieder.
    »Wir haben die Fotos gefunden, die Sie in dem Glas vergraben haben. Wir wollen den Rest«, sagte ich.
    »Keine Veranlassung, einen Deal mit euch zu machen. Nicht jetzt.«
    »Irgendwann machen wir den Sack zu, Scruggs. Wie ich höre, wachsen Radieschen in Ihrem Kopf. Möchten Sie Ihre letzten Tage im Gefängniskrankenhaus verbringen?«
    Er leerte die Flasche Mescal und schüttelte den Wurm vom Boden in den Flaschenhals. Er war dick, grünlich weiß, die Haut hart und ledrig. Er nahm ihn zwischen die Lippen und saugte ihn in den Mund. »Stimmt es, daß die Schwestern im Gefängniskrankenhaus dir einen für fünf Dollar blasen?« fragte er.
    Clete und ich gingen auf den Parkplatz hinaus. Die Luft war kühl und roch nach feuchter Erde, und auf der gegenüberliegenden Straßenseite bog sich das Zuckerrohr im Wind. Ich nickte Helen Soileau und dem Detective aus St. Landry zu, die in einem unauffälligen Funkwagen saßen.
    Eine Stunde später rief Helen mich im Köderladen an, wo ich Batist beim Aufräumen half, während Clete ein Stück Pastete an der Theke verdrückte. Scruggs hatte ein Haus in der Kleinstadt Broussard gemietet.
    »Warum treibt er sich noch hier rum?« fragte ich Clete.
    »Ein gieriger Scheißer wie der? Er wird Archer

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