Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)
tropischen Drink in der Hand, später vielleicht zur Trab- oder zur Hunderennbahn rausfahren, o Mann, eine Hochseeyacht chartern, einen Marlin fangen und ihn ausstopfen lassen. Dann würde er ein paar Jungs in Hallandale anrufen, die er für jede Minute bezahlte, in der sie den Fettarsch Purcel bettelnd auf Video aufnahmen. Ricky leckte sich die Lippen, als er darüber nachdachte.
Ein Süßigkeitenverkäufer kam mit seinem Transporter die kurvenreiche schmale Straße durch den Park herauf, der an den Reitclub grenzte. Ricky nahm seine Pilotensonnenbrille ab, polierte sie mit einem Kleenex und setzte sie wieder auf. Was machte ein Süßigkeitenverkäufer im Park, wenn weit und breit keine Kinder zu sehen waren? Der Transporter hielt unter den Eichen an, der Fahrer stieg aus, beobachtete die Enten auf dem Teich und verschwand hinter seinem Fahrzeug.
»Geh und schau nach, was der Typ da verloren hat«, sagte Ricky zu einem seiner Leibwächter.
»Der liegt im Schatten und macht ein Nickerchen«, antwortete der Leibwächter.
»Sag ihm, daß das hier kein Sanatorium ist. Er soll seinen Gesundheitsschlaf woanders halten.«
Der Bodyguard ging über die Straße, zwischen den Bäumen hindurch und sprach mit dem Mann, der sich auf dem Boden ausgestreckt hatte. Der Mann setzte sich auf, gähnte, sah in Rickys Richtung, während der Leibwächter auf ihn einredete, setzte sich in seinen Kleintransporter und fuhr davon.
»Wer war das?« fragte Ricky den Leibwächter.
»Ein Typ, der Süßigkeiten verkauft.«
»Wer war das?«
»Hat sich mir nicht vorgestellt, Ricky. Soll ich hinter ihm herfahren?«
»Vergiß es. Wir haben nichts mehr zu trinken. Hol den Ober her!«
Eine Stunde später waren Rickys Augen vom Alkohol blutunterlaufen, seine Haut glänzte verschwitzt vom Reiten in der Sonne. Ein alter grüner Milchlaster mit Magnetbuchstaben an der Seite fuhr die schmale Straße durch den Park entlang, bog auf die Hauptverkehrsstraße ein, nahm erneut eine Abkürzung durch den Park und hielt unter den Bäumen am Ententeich an.
Benny Grogan, der zweite Leibwächter, stand von Rickys Tisch auf. Er trug einen Strohhut mit einem buntgemusterten Band auf seinem platinblonden Kopf.
»Wo gehst du hin?« fragte Ricky.
»Will den Kerl da überprüfen.«
»Ist ein Scherenschleifer. Ich hab den Laster schon überall in der Gegend gesehen«, sagte Ricky.
»Ich dachte, du willst nicht, daß hier jemand rumlungert, Ricky«, sagte Benny.
»Ist ja ein Zwerg, der Typ. Wie kommt der überhaupt an die Pedale? Fahr den Wagen vor. Angela, bist du auch reif für ne Dusche?« fragte Ricky.
Der Milchwagen parkte im Schatten der Lebenseichen. Die Ladeklappen flogen auf, und dahinter tauchte ein Mann in einem gelben T-Shirt und dunklen Bluejeans auf. Seine lange Gestalt lag ausgestreckt hinter einem Sandsack, er hatte das Lederband eines Gewehrs mit Zielfernrohr um das rechte Handgelenk gewickelt, die rechte Wange gegen den Gewehrkolben gepreßt.
Die Kugel traf Ricky Scarlotti mitten in die Kehle. Ein purpurroter Schwall Burgunder floß ihm aus beiden Mundwinkeln, dann begann er zu husten, wie ein Mann, der an einem Hühnerknochen zu ersticken droht, während Blut aus seiner Wunde pulsierte und seine Brust und die weiße Polohose benetzte. Seine Augen starrten blicklos in das Gesicht seiner Freundin. Diese sprang vom Tisch zurück, die Hände abwehrend vor sich ausgestreckt, die Knie eng aneinander gepreßt, wie jemand, der nicht vom Spritzwasser eines vorbeifahrenden Autos beschmutzt werden will.
Der Schütze knallte die Ladetür des Milchlasters wieder zu, und der Fahrer lenkte den Laster durch die Bäume, über den Straßenrand und auf die breite Durchgangsstraße. Benny Grogan rannte die Straße hinunter, seine 38er in der Hand, während die Autos um ihn herum laut zu hupen begannen.
Es war Montag, als Adrien Glazier mir von Scarlottis Tod detailliert am Telefon berichtete.
»Das New Orleans Police Department hat den Laster am Lake Pontchartrain gefunden. Er war sauber«, sagte sie.
»Irgendwas über den Schützen bekannt?«
»Nichts. Sieht so aus, als hätten wir unseren besten Zeugen gegen die Jungs aus Hongkong gerade verloren«, seufzte sie.
»Ich fürchte, in New Orleans wird das keiner betrauern«, sagte ich.
»Kann man nie wissen. Der Leichenschmaus für einen Spaghetti ist immer ein Ereignis.«
»Empfehlen Sie der Kapelle, ›My Funny Valentine‹ zu spielen«, sagte ich.
29
An diesem Abend fuhr ich zu Cletes Cottage
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