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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Frau namens Ida, die in einem Imbißlokal hinter dem Herd stand und auf einer Genossenschaftsfarm Chilischoten pflückte. Nach einem Tag auf den Feldern schwollen ihre Hände an, als sei sie von Hummeln gestochen worden, und sie mußte sie in Milch baden, um das Brennen auf der Haut zu lindern.
    An einem Winternachmittag hielten zwei Weiße auf dem Rechteck, das als Parkplatz vor der Veranda aus Austernschalen aufgeschüttet worden war, und der ältere von beiden, der einen Kiefer wie eine Bulldogge hatte und in dessen Mund eine Zigarre qualmte, fragte nach einem Viertel Schwarzgebranntem.
    »Und komm mir nicht damit, du hättest keinen, Junge. Ich weiß, daß der Mann vom Miss’sippi dir einen verkauft hat.«
    »Hab Jax, eisgekühlt. Und ich hab auch warmes Bier. Außerdem kann ich Ihnen Soda-Limo verkaufen. Whiskey is nich.«
    »Ach nee? Ich geh jetzt zur Tür raus und komm dann wieder rein. Und dann steht eines der Fäßchen, die du in der Box hinter dem Motoröl hortest, auf der Theke … oder ich dekorier dir deinen Laden gründlich um.«
    Cool Breeze schüttelte den Kopf.
    »Ich kenn euch alle. Hab schon bezahlt, hab ich. Warum kommt ihr mir mit dieser Scheiße?« sagte er.
    Der jüngere Weiße öffnete die Fliegengittertür und betrat den Laden. Er hieß Alex Guidry und trug einen Kordanzug, einen Cowboyhut und Westernstiefel mit spitzen, spiegelglänzenden Kuppen. Der Ältere griff sich eine Tüte gerösteter Grieben von der Theke. Das Fett in den Grieben zeichnete sich in dunklen Flecken auf dem Papier ab. Er warf die Tüte dem jüngeren zu und sagte zu Cool Breeze: »Du hast wegen Scheckbetrugs Bewährung gekriegt. Der Schwarzgebrannte bringt dir zweimal fünf Meter im Knast. Deine Frau da hinten, wie heißt sie noch? Ida? Sie ist doch Köchin, oder?«
    Der Mann mit dem Bulldoggengebiß hieß Harpo Delahoussey, und er betrieb einen schäbigen Nachtclub für Redbones (Mischlinge französischer, schwarzer und indianischer Herkunft) neben einer Fettfabrik an einer Flußschleife des Atchafalaya River. Wenn die Verbrennungsöfen der Fabrik angeworfen wurden, füllte der Qualm der Schornsteine die nahe gelegenen Wälder und legte sich über die unbefestigten Fahrstraßen mit einem Gestank, als würden Haare und Hühnerinnereien in einer Bratpfanne verbrannt. Der mit Schindeln gedeckte Nachtclub war von Freitag nachmittag bis Sonntag abend durchgehend geöffnet. Der Parkplatz (mit Tausenden von plattgewalzten Bierdosen ausgelegt) wurde zu einem Irrgarten aus benzinschluckenden Klapperlimousinen und Pickups; und die Fenster des Clubs klirrten und bebten im Rhythmus von Waschbrett und Fingerhut, Schlagzeug, tanzenden Füßen und elektrischen Gitarren, deren Rückkopplung quietschte wie Fingernägel auf Schiefertafeln.
    Hinten in einer kleinen Küche schnitt Ida Broussard Kartoffeln für Pommes, während kesselweise rote Bohnen mit Reis und Gumbo auf dem Herd köchelten, ein Halstuch um die Stirn gebunden, um den Schweiß aus den Augen zu halten.
    Doch Cool Breeze wußte, obwohl er es nicht wirklich wahrhaben wollte, daß Harpo Delahoussey ihn nicht einfach nur erpreßt hatte, um eine Köchin zu bekommen oder um wieder einmal jener alten Lektion Nachdruck zu verleihen, daß jede Münze, die du aus der Hand eines Weißen empfängst, damit du Schuhe putzt, Zuckerrohr schneidest, Baumwolle spaltest, Herde schrubbst, Kommoden säuberst, tote Ratten unter einem Haus hervorholst, stets so willkürlich an dich verteilt werden kann wie Sauerstoff an einen Sterbenden im Krankenhaus.
    Eines Abends blieb sie stumm wie ein Fisch, als er sie abholte, saß am äußersten Ende der Vorderbank gegen die Beifahrertür des Pickups geschmiegt, mit hängenden Schultern, das Gesicht von einer Erschöpfung gezeichnet, die kein Schlaf lindern konnte.
    »Er hat dich doch nicht angefaßt, oder?« sagte Cool Breeze.
    »Was kümmertʼs dich? Du hast mich schließlich in den Club geschickt, oder?«
    »Er hat gesagt, die Fettfabrik schließt bald. Das heißt, er braucht keine Köchin mehr. Was willst du machen, wenn ich in Angola im Knast sitze?«
    »Hab dir gesagt, du sollst keinen Whiskey in den Laden bringen. Nicht auf den Weißen vom Missʼsippi hören, der ihn dir verscherbelt hat. Habʼs dir gesagt, Willie.«
    Dann starrte sie aus dem Fenster, so daß er ihr Gesicht nicht sehen konnte. Sie hatte eine Kunstseidenbluse mit grünen und orangefarbenen Punkten an, ihr Rücken bebte unter dem Stoff, und er hörte, wie sich ihr Atem in ihrer

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