Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
Vom Netzwerk:
sagte ich
    » Danke? Das ist alles?« sagte Holtzner.
    »Er hält uns für kalifornische Nihilisten, die hier irgendeine Kulturscheiße über den Garten Eden abziehen wollen«, erklärte Geraldine, die Tochter.
    »Sie haben hier die perfekte Kulisse für diese spezielle Szene. Geri hat recht. Halten Sie uns für so was wie eine ansteckende Krankheit?«
    »Versuchen Sieʼs doch mal im Henderson-Sumpf«, sagte ich.
    Clete kam mit einem runden Tablett und vier Bierflaschen zurück. Er stellte vor jedem am Tisch eine Flasche ab, ohne die Miene zu verziehen.
    »Reden Sie mit ihm!« sagte Holtzner zu Clete.
    »Ich mische mich nicht in Streaks Angelegenheiten«, entgegnete Clete.
    »Wie ich höre, spukt Ihnen Ciscos Vater im Kopf rum«, wandte sich Holtzner an mich. »Der Tod dieses Mannes läßt mich kalt. Mein Großvater hat den ersten Zusammenschluß der Textilarbeiter in der Lower East Side organisiert. Sie haben ihm die Hände in eine Dampfmangel gesteckt. Irische Cops haben ihm den Schädel mit ihren Schlagstöcken gespalten, das Eis von seiner Leiche in ihr Bier geworfen. Dann haben sie meiner Großmutter in den Spülstein gepinkelt.«
    »Entschuldigen Sie mich. Ich muß wieder an die Arbeit«, sagte ich und ging zum Köderladen. In der Stille hörte ich den Wind im Sonnenschirm rascheln, dann war Anthony plötzlich neben mir, grinste, und seine Klamotten verströmten einen beißenden Geruch, der mich an verkokelten Salbei erinnerte.
    »Fühlen Sie sich nicht auf den Schlips getreten, vor den Kopf gestoßen oder so«, sagte er.
    »Ich glaube, Sie haben ein Problem«, entgegnete ich.
    »Sind wir jetzt wieder bei chemischen Abhängigkeiten, ja?«
    »Nein, Sie sind schwerhörig. Mit Verlaub«, sagte ich und ging in den Laden und beschäftigte mich im Hinterzimmer, bis alle bis auf Clete gegangen waren, der am Tisch saß und an seinem Bier nippte.
    »Warum will Holtzner unbedingt in deiner Nähe sein?« fragte er.
    »Das wüßte ich selbst gern.«
    »Ich weiß jetzt, woher ich ihn kenne. Er hat die Promotion für Truppenbetreuung in Nam gemacht. Gleichzeitig war er allerdings mit ein paar Sanitätern verbandelt, die Ware auf dem Schwarzmarkt verkauft haben. War damals ein Riesenskandal. Holtzner wurde aus Vietnam ausgewiesen. Das ist, als würden sie dich aus der Hölle rauswerfen … Willst du einfach so dasitzen und nichts sagen?«
    »Ja, nur laß dich nicht mit ner Bierfahne am Steuer erwischen.«
    Clete schob seine Brille über die Stirn zurück und trank mit einem zugezwickten Auge aus der Flasche.
    An diesem Abend, in einem Apartmenthaus in Lafayette, das an einem mit Bäumen und Farnen bewachsenen Uferhang über dem Fluß lag, ging der Buchhalter namens Anthony die Treppe zum Absatz im zweiten Stock hinauf und den Backsteinbalkon zu seiner Wohnungstür entlang. Die Unterwasserbeleuchtung des Swimmingpools brannte, und bläuliche Rauchsäulen stiegen von den Holzkohlengrills auf dem Rasen auf und schwebten durch die Palmen- und Bananenstaudenfront, die die Terrasse beschattete. Anthony trug eine Einkaufstüte voller Lebensmittel aus einem Delikatessenladen im Arm, die offenbar seine Sicht behinderte, denn er sah die Gestalt nicht, die ihm hinter einem Terrakottatopf auflauerte.
    Das Messer muß blitzschnell in den Hals, ins Herz und durch das Brustbein gedrungen sein, denn der Pathologe vermutete, daß Anthony schon tot war, bevor das Glas mit eingelegtem Kalbshirn aus seiner Einkaufstüte auf dem Fußboden aufschlug.

16
    Helen Soileau und ich trafen Ruby Gravano und ihren neunjährigen Sohn Montag nachmittag am Zugbahnhof in Lafayette. Der Junge war ein seltsam aussehendes Kind mit dem schmalen Gesicht der Mutter und schwarzem Haar, jedoch mit unnatürlich weit auseinanderstehenden, maskenhaft anmutenden Augen. Ruby hielt den Jungen namens Nick mit der einen, ihren Koffer mit der anderen Hand fest.
    »Dauertʼs lang? Fühl mich augenblicklich nämlich nicht besonders«, sagte sie.
    »Da drüben im Streifenwagen sitzt eine Polizistin, Ruby. Sie geht jetzt mit Nick Eisessen, während wir das Geschäftliche regeln und euch beide anschließend in eine Pension nach New Iberia bringen. Morgen können Sie weiterreisen«, sagte ich.
    »Haben Sie das Geld aufgetrieben? Houston ist verdammt viel teurer als New Orleans. Meine Mutter läßt mich ne Woche umsonst bei ihr wohnen, aber dann muß ich ihr Miete zahlen«, erklärte sie.
    »Dreihundert ist alles, was wir aufbringen konnten«, antwortete ich.
    Sie runzelte die

Weitere Kostenlose Bücher