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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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Antonio ist ein Mann aus einem Fenster gestoßen worden. Am Ende seiner Flugübung ist er mit einem Feuerhydranten kollidiert. Hat ne ziemliche Sauerei gegeben«, sagte ich.
    »Ach wirklich? Und wer soll der verdammte Arsch sein, den ich angeblich allegemacht habe?«
    »Wie wärʼs mal mit nem Satz ohne Kraftausdrücke«, sagte ich.
    »Tschuldigung. Ganz vergessen, Louisiana ist ne Open-Air-Kirche. Warum fälltʼs eigentlich immer auf Jungs wie mich zurück, wenn irgendein Kotzbrocken ins Jenseits befördert wird? Sitzt Ricky the Mouse vielleicht im Knast? Schmorrt Harpo Scruggs hinter euren Gefängnismauern? Natürlich nicht. Ihr habt ihn ja freigelassen. Wenn Jungs wie ich nicht im Umlauf wären, wärt ihr arbeitslos.« Er zog einen Schraubenzieher aus seinem Hüftgurt, schlug ihn rhythmisch in die Handfläche, verdrehte die Augen, kaute Kaugummi und ließ den Kopf kreisen. »Seid ihr mit mir fertig? Hab nämlich nebenbei noch einen Job zu erledigen.«
    »Könnte der Tag kommen, da wir uns als Ihre besten Freunde erweisen, Swede«, sagte ich.
    »Ja, ja. Verarschen kann ich mich selbst.« Damit ging er davon, den Rücken angriffslustig vornübergebeugt.
    »Du läßt ihn so einfach ziehen?« sagte Helen.
    »Gelegentlich kann man sich der Meinung dieser Kerle nicht vollkommen verschließen.«
    »Wohl reiner Zufall, daß er die Toilette in einem Kino an dem Tag verstopft, als er ein Alibi braucht, was?«
    »Fahren wir zum Flughafen.«
    Falls Swede einen Flug nach San Antonio gebucht oder ein Flugzeug gemietet hatte, fehlte davon jedenfalls jede Spur.
    In jener Nacht war die Luft schwül und stickig und roch nach Chrysanthemen und Gas, dann machten sich Wetterleuchten und schwarze Regenschlieren am Himmel breit, die schließlich in Hagelschauer übergingen, so daß Schloße so groß wie Mottenkugeln ein Trommelfeuer auf dem Blechdach des Köderladens veranstalteten.
    Zwei Tage später fuhr ich mit Cool Breeze Broussard nach St. Mary, um der Exhumierung der sterblichen Überreste seiner Frau auf einem Friedhof beizuwohnen, an dem der Atchafalaya River täglich und häppchenweise nagte.
    Einst hatte sich der Friedhof auf trockenem Gelände befunden, umgeben von Persimonen und Gummibäumen, bis vor fast zwanzig Jahren der Atchafalaya einen Damm durchbrochen und sich durch die Auwälder gefressen und dabei Gräber überflutet und schließlich einen sumpfigen Sedimenthügel von Flußmüll zurückgelassen hatte. Eine Seite des Friedhofs fiel jetzt zum Fluß steil ab, und jedes Jahr schnitt das Wasser tiefer ins Ufer ein, so daß die darüberliegende Schicht wie ein Baumschwamm über die Strömung ragte.
    Die meisten der gerahmten, dachförmigen Namensschilder, die die Gräber markiert hatten, waren von Jägern umgestoßen oder zerbrochen worden. Die Plastikgefäße und Marmeladengläser, die als Blumenvasen benutzt worden waren, lagen eingebettet wie antike Fundstücke im Erdreich. Die in Plastik gepackten Examens-, Hochzeits- und Tauffotos waren von den Gräbern geschwemmt worden, auf denen sie ursprünglich gesteckt hatten, waren jetzt schlammverklebt, gewellt und von der Sonne vergilbt, so daß die Gesichter darauf den Betrachter anonym und losgelöst von ihrer angestammten Umgebung anstarrten.
    Der Gerichtsmediziner, ein Deputy des Bezirks St. Mary, die beiden als Gräber angeheuerten Schwarzen und der Führer des Kübelbaggers warteten geduldig.
    »Sie wissen, welches es ist?« fragte ich Cool Breeze.
    »Das dort hinten mit dem Metallkreuz. Habʼs selbst geschweißt. Steckt fast einen Meter tief in der Erde«, sagte er.
    Die gezackte Zahnreihe des Kübelbaggers grub sich in das weiche Erdreich und hievte eine riesige Sode aus Lehm, Wurzeln und smaragdgrünem Gras von der Grabdecke. Cool Breezes Schulter streifte meine Schulter, und ich fühlte die Unbeugsamkeit und stumme Kraft seines Körpers, wie die Vibrationen, die sich aus dem Maschinenraum eines Schiffs bis ans Deck fortsetzten.
    »Wir können oben auf dem Damm warten, bis sie fertig sind«, sagte ich.
    »Ich muß es sehen«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Soll hinterher niemand behaupten, sie seiʼs nich gewesen.«
    »Breeze, sie ist schon lange unter der Erde.«
    »Macht nix. Ich werdʼs wissen. Wofür halten Se mich? Andere können meine Frau anschauen, aber ich soll davor Angst haben?«
    »Sie sind ein tapferer Mann, davon bin ich überzeugt«, sagte ich.
    Er wandte den Kopf und sah mich von der Seite an.
    Der Kübelbagger hob sich grellgelb vor den Inseln der

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