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Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition)

Titel: Sumpffieber (Detective Dave Robicheaux) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Lee Burke
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er den Leuten. Haben Sie je einen bewaffneten Polizisten auf einem Pferd ohne Hut und Sonnenbrille gesehen? Haben Sie je einen Bautruppleiter auf der Baustelle ohne Klippbrett und Schutzhelm und eine Tasche voller Kugelschreiber erlebt? Je eine Nutte gesehen, die sich nicht zurechtgemacht hätte wie dein ganz persönlicher Flipperautomat?
    Rodney fungierte als Fremdenführer, zeigte den Leuten den Weg, brachte Touristen in ihre Hotels, so daß sie nicht von denen ausgeraubt werden konnten, die er die »Ortsunerwünschten« nannte.
    Ein Kumpel, ein Typ, mit dem er in Sugarland eine Zelle geteilt hatte, fragte ihn, was er eigentlich von alldem habe.
    »Nichts. Genau das ist der Punkt, Junge. Sie haben nichts, was ich haben will.«
    Was nicht stimmte. Aber wie sollte man einer Pfeife erklären, daß Normale herumzuführen, sie einen Moment zu verängstigen, um sie gleich darauf wieder zu beruhigen, zu beobachten, wie sie an seinen Lippen hingen, wenn er ihnen über die Einäscherung der toten Texaner an den Flußufern erzählte (eine Geschichte, die er aus einer Broschüre auswendig gelernt hatte), ihm jenen Kick gab, der sich wie ein Güterzug voller erstklassigem Stoff anfühlte, der mitten durch sein Gehirn ratterte.
    Oder einem sabbernden Fettsack, der glaubte, Rodney Loudermilk bestechen zu können, eins aufs Fell zu brennen.
    Der Abend dämmerte, als Rodney von einer Tour mit zwei Nonnen zu der Stelle zurückkam, wo Davy Crockett entweder mit einem Bajonett erstochen oder gefangengenommen und später gefoltert worden war. Sie waren beide leicht blaß um die Nase geworden angesichts der Details, mit denen er das Ereignis ausgeschmückt hatte. Und tatsächlich hatten sie anschließend die Undankbarkeit besessen, seine Eskorte zurück zum Hotel abzulehnen, so als habe er Mundgeruch. Auch gut, sagte er sich. Er hatte Wichtigeres vor. Wie zum Beispiel das Geschäft drüben in Louisiana. Er hatte seinem Kumpel, der Pfeife, erzählt, er habe sich keine neue Karriere aufgebaut, um schließlich wieder bei der Scheiße mit bewaffneten Überfällen zu landen. Der ganze Auftritt am Bayou hatte ihn in einer Art und Weise deprimiert, die er sich nicht erklären konnte, so als habe jemand ihm etwas weggenommen.
    Sie hatte keine Angst gehabt. Wenn sie Angst hatten, beweist es, daß sie wissen, was auf sie zukam. Hatten sie keine Angst, war es, als spuckten sie dir ins Gesicht. Ja, das war es. Man konnte sie nicht kaltmachen, solange sie keine Angst hatten, sonst nahmen sie einen Teil von dir mit in den Tod. Jetzt hatte er einen Platz in seinem Gehirn für eine »Haut« (so nannte er Frauen) reserviert, an die er eigentlich keinen Gedanken verschwenden sollte. Er hatte ihr Macht gegeben und wollte am liebsten zurückgehen und die Bilder korrigieren, die ihn verwirrt und gereizt zurückgelassen hatten. Er war nicht mehr er selbst, wenn er Stadtführungen in seinen Westernklamotten machte.
    Er sah auf das Stück Papier, auf dem er sich Notizen gemacht hatte, als dieser verrückte Deal angefangen hatte. Da stand: H. S. in New Iberia treffen. Einer Kommunistin eine Lehre erteilen? Einer Kommunistin? Nicht Kommunisten, sondern Republikaner lebten in tollen Häusern. Das wußte jeder Vollidiot. Wie war er nur da hineingeraten? Er zerknüllte die Notiz in seiner Hand und warf sie in Richtung Papierkorb, wo sie vom Rand abprallte, und bestellte im Grillroom unten ein Steak mit Baked Potato, viel Sourcream und zerlassener Butter und einen grünen Salat und eine Flasche Champagner.
    Der Abend dämmerte, und purpurner Dunst hing über den Dächern, als ein Mann aus einem Korridorfenster auf eine Feuertreppe trat, einen Fuß auf den Sims stellte und sich an der Backsteinwand des Gebäudes entlanghangelte. Dabei bemerkte er die Blicke von zwei Wermutbrüdern gar nicht, die acht Stockwerke weiter unten zu ihm hinaufstarrten. Als der Sims endete, machte er nur einen Augenblick halt, sprang mit der Geschmeidigkeit einer Katze über den Zwischenraum zum nächsten Sims und schlüpfte durch das erste Fenster.
    Rodney Loudermilk hatte gerade einen Bissen Steak in den Mund geschoben, als der ungebetene Besucher ihn von hinten packte, ihn vom Stuhl zog, Arme und Handgelenke um seinen Brustkorb geschlungen, ihn in die Luft und zum Fenster schwang, dessen Vorhänge sich im Abendwind blähten. Es ist anzunehmen, daß Rodney zu schreien und sich mit der Gabel in seiner Hand zu wehren versucht hatte, aber der Bissen Steak steckte wie ein Stein in seiner

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