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Suna

Suna

Titel: Suna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziefle Pia
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Späne hatten sie genug in der Tischlerwerkstatt, die Märthes Mann Wilhelm hinter dem Haus betrieb.
    Bei Magdalena zu Hause wurde auch im Winter nur manchmal geheizt. »Zieh dir einen Pullover an, wenn du frierst«, sagte die Mutter nur, die sommers wie winters dieselbe dünne Strickjacke über ihrem ausgemergelten Körper trug.
    »Ich habe im Kriege fast mein Haus verloren, und die werfen das Geld zum Fenster hinaus«, schimpfte die Mutter und vergaß, dass es Märthe gewesen war, die ihnen damals quer durch die halbe Stadt entgegengelaufen war. Damals, als sie zurückkehrten aus der Evakuierung und der Bahnhof wie durch ein Wunder noch stand und benutzt werden konnte und niemand gewusst hatte, ob die Postkarte an die Nachbarin und ihren Mann mit der Ankunftszeit ihres Zuges überhaupt noch jemanden erreicht hatte.
    »Giese, Giese«, hatte Märthe gerufen, atemlos vom langen Laufen, »Giese, komm schnell, sie tragen deine Möbel raus, schnell.«
    Da war die Mutter gerannt, als wäre der Teufel hinter ihr her. Den Koffer hatte sie stehengelassen, nur die Handtasche mit den Papieren nicht, die war fest umklammert von geschundenen Händen, die Knöchel schon ganz weiß, so eine Kraft hatte die Mutter gebraucht. Durch Straßen und Gassen, an die sich das Kind kaum erinnerte, so lange waren sie fort gewesen.
    Schließlich bogen sie um die letzte Ecke. Die Haustür stand sperrangelweit offen, auf dem Hof stapelten sich Möbel. Zwei Männer trugen soeben Magdalenas Bettchen hinaus. In einem Waschzuber brannte ein Feuer, ein dritter Mann mit nacktem Oberkörper hielt etwas Schwarzes in die Flammen, vielleicht ein Stück Fleisch. Kinder spielten zwischen den Erwachsenen, dicke fremde Frauen hängten vertraute Teppiche über den Zaun, Nachbarn standen herum und glotzten.
    »Das ist mein Haus«, schrie die Mutter schon von weitem.
    Mit einer nie zuvor gehörten Stimme.
    »So schnell hat man die nie mehr laufen sehen«, sagten die Leute später, wie der Blitz sei sie zwischen die Plünderer gefahren. Mit ihrer Handtasche schlug sie um sich, wahllos. Von einem zum anderen rannte sie, trat, spuckte und biss.
    »Raus, raus, raus«, schrie sie, »ich bin noch nicht tot! Ich bin noch nicht tot!«
    Als Wilhelm humpelnd mit dem Gewehr kam, haben sie sich davongemacht, die Fremden.
    »Pack«, schrie die Mutter ihnen hinterher, »dummes fettes Zigeunerpack!«
    Märthe brachte Brot und Wurst, und das Gewehr verschwand wieder in seinem Versteck in der Werkstatt.
    »Biste zurück, Giese«, sagte Wilhelm ruhig. »So lange Zeit.«
    »Zurück«, sagte die Mutter böse und warf das gute Brot in den Dreck. »Vielleicht wären wir besser hier verreckt«, zischte sie ihm zu, der etwas erwidern wollte, aber Märthe hielt ihn zurück.
    »Lass«, sagte sie leise. »Lass sie erst ankommen.«
    Magdalena hat das Brot aufgehoben und, ohne den Straßendreck abzumachen, einfach aufgegessen. Sechs Jahre alt ist sie gewesen. Rückkehr hat sie sich anders vorgestellt.
    Märthe legte eine wunderbar weiche Wolldecke auf den Stuhl neben das Kind. Dann stellte sie den kleinen Waschkessel auf das Feuer. Sie schabte Seife ins Wasser und rührte alles mit einem langen Holzlöffel auf, bis es schäumte.
    »Lenchen«, sagte sie, »weißt du was? Ich gehe mal eben nach der Milch sehen für unseren Kakao.«
    Rasch zog Magdalena ihr Kleidchen aus und wickelte sich in die Decke.
    »Willst du vom Rahm probieren?«, fragte Märthe, als sie zurückkam, und hielt dem Kind den Krug hin, zum Naschen. Eine dicke Schicht saß auf der Milch, Märthe muss sie extra abgeschöpft haben. Sie und Wilhelm hatten keine Kinder, und Magdalena genoss die Aufmerksamkeit und Fürsorge.
    Märthe rührte weiter im Waschkessel und wärmte am Rand der Feuerstelle die Milch. Für Magdalena mischte sie extra viel Zucker in den Kakao.
    »Magdalena, wo bist du?«, hörte man die Mutter draußen rufen. »Bist du bei Märthe?«
    Ärgerlich klang das. Das Kind erstarrte, schnell stellte es die Kakaotasse wieder hin, keinen Schluck hat es genommen davon. Märthe legte beruhigend die Hand auf die Schulter des Kindes, ich mach das schon, sollte das heißen.
    Sie ging zur Türschwelle und rief hinaus:
    »Giese, das Kind ist hier, ich kann die Hilfe heute Morgen gut gebrauchen, ich wasche.«
    Die Mutter steht am Fenster oben, dachte das Kind, sie wird nicht hereinkommen. Sie wird mich nicht ertappen bei Rahm und Zucker.
    »Sie soll kommen«, hörte man die Mutter harsch rufen, »sie muss das Essen

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