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Suna

Suna

Titel: Suna Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ziefle Pia
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gewesen sein, rauf und runter im Radio (nicht dass die Wackermanns selbst solche Sender wählen würden!), aber im Büro oder in der Arztpraxis, man entkommt dem doch nicht. Musik, nicht wahr, das spricht an, Ohren kann man nicht abschalten. Asso­ziation mit diesem Schlager möchte man vermeiden, wenn das ginge, nein, nicht wenn das ginge, sondern auf jeden Fall, Johannes möchte das auch .
    »Woran hatten Sie denn gedacht?«, fragt Frau Weigand.
    »Luisa«, sagt Magdalena und strahlt. »Da ist ebenfalls ein i und ein a im neuen Namen.«
    »Vielleicht akzeptiert es die Veränderung nicht«, sagt Frau Weigand, »aber formal spricht nichts dagegen.«
    »Hauptsache ein Name, den man nicht verniedlichen kann«, sagt Magdalena. Und der nicht klingt wie von einfachen Leuten, vor allem nicht das.
    »Wir nehmen das Kind«, sagt Magdalena, und Johannes Wackermann nickt.
    Ein Wochenende später fahren Julka und Andrusch gemeinsam mit dem Bus zu Tanja ins Kinderheim und versuchen noch einmal, ihr den kleinen Bruder näherzubringen. Tanja rennt weg und will nichts wissen von Andrusch und Julka und dem gar nicht mehr so kleinen Baby.
    »Sie müssen sie verstehen«, sagt Schwester Bonifazia, »es ist nicht leicht für sie, dass sie hier lebt und der Kleine bei Ihnen sein kann.«
    »Wir wollen sie zu uns holen«, sagt Julka.
    »Warten Sie lieber, bis der Kleine älter ist«, sagt Schwester Bonifazia, »leben Sie sich erst als Familie ein.«
    Auf dem Rückweg wollen sie Marina besuchen, aber es ist niemand zu Hause.
    »Wir holen wenigstens eins deiner Kinder zu uns«, sagt Andrusch zu Julka, die von ihm wegrückt und aus dem Fenster starrt. »Und vielleicht Marina auch. Weißt du nicht mehr, was Frau Weigand gesagt hat? Ein Jahr lang können wir es uns anders überlegen. Ein paar Monate sind davon noch übrig.«
    »Halt die Klappe«, sagt Julka. »Sie bleibt dort und damit basta. Wir reißen sie nicht raus, verstehst du? Ich kann sie besuchen, das reicht.«
    Mehr Worte kann sie darüber nicht machen, sonst merkt sie selbst, dass nicht stimmt, was sie sagt.
    Als abends die Türglocke geht, ahnt nur Julka Böses.
    Frau Weigand steht unten. Ob sie raufkommen könnte?
    Ja sicher, aber leise bitte, der Kleine schläft.
    »Was ist los?«, fragt Julka.
    Sie ahnt es. Den ganzen Tag schon ahnt sie was. Nein, ­eigentlich schon, seit der Kerl so oft zu Hause ist, da in Marinas Familie, seitdem.
    »Wir mussten nach einer neuen Lösung für Marina schauen«, sagt Frau Weigand. »Ich bin nur hier, um Sie ­darüber zu informieren.«
    Man kann nicht sagen, dass Frau Weigand glücklich aussieht in ihrem kamelfarbenen Wintermantel und den schneematschdurchtränkten Lederschuhen.
    Andrusch raucht.
    Julka klammert sich am Tisch fest.
    »Was für eine Lösung?«, fragt sie und weiß, dass sie nichts von einer Lösung (der wievielten eigentlich?) wissen will.
    »Wir müssen sie aus der Pflegefamilie nehmen«, sagt Frau Weigand.
    Das Elend ist, dass Frau Weigand überhaupt nicht will, was sie da tut. Sie macht eine Aktennotiz, für später, falls einmal jemand Einsicht haben will und verstehen möchte, was passiert ist.
    Sie will es nicht, aber sie muss sich an die Vorgaben halten, die noch aus den fünfziger Jahren stammen, wenn nicht von noch früher, und die Vorgaben lauten, man müsse die wirtschaftlichen Verhältnisse der Pflegefamilien scharf im Auge behalten. Adoptionen nur mit sozialem Aufstieg, alles andere fiele negativ auf das Amt zurück.
    Was, wenn eines der Kinder später sagen könnte, es wäre vom Regen in die Traufe geraten und hätte eben so gut bei den Eltern bleiben können, was nicht selten tatsächlich der Fall war? Auch dieser Fall, so notiert sie, ist ein solcher. Entschieden nach Aktenlage, keine Zugeständnisse möglich, nicht einmal deutsche Staatsangehörige – aussichtslos.
    »Ich hab doch unterschrieben!«, sagt Julka scharf. Marina darf dort bleiben, und sie kann sie besuchen, wann immer sie will!
    »Nein«, sagt Frau Weigand müde, »das geht jetzt doch nicht.«
    Der Familienvater hat seine Arbeit verloren, und nun könnten sie das Kind nicht behalten, sie hätten ja schließlich noch ein eigenes.
    »Warum nicht?«
    »Die wirtschaftlichen Verhältnisse«, sagt Frau Weigand.
    »Warum nicht?«, fragt Julka noch einmal.
    »Es fehlt an Geld«, sagt Frau Weigand.
    »Dann kommt sie zurück zu uns«, sagt Andrusch sofort.
    »Nein«, sagt Frau Weigand entschieden und denkt an das nette Ehepaar von letzter Woche, »das können

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