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zu, die sich vom Wirtskörper lösten, Seiya umschlangen und festhielten. Langsam zerrten sie die Prinzessin unsanft zu Rr’b’trr und dem Wirtskörper. Seiya wurde über den grobrippigen Boden ihres Gefängnisses geschleift, schlug mit Oberkörper und Kopf gegen Unebenheiten und renkte ihr linkes Bein nahezu aus.
Der Formwandler hatte sich bereits abgesenkt und wannenförmig ausgebauscht, als die Tentakel ihn erreichten. Er floss unter Seiya durch und hob sie ein Stück an, während die Fesseln wieder mit ihm verschmolzen.
»Was willst du von mir?«, schrie Seiya. »Sag es endlich! Willst du Informationen? Verlangst du Lösegeld? Du bekommst es! Alles, was du verlangst!« Nur – sie hatte nichts. Aber wenn es dafür aufhörte …
Rr’b’trr trat klackend näher und beugte seinen Oberkörper unnatürlich weit vor. Er neigte seinen eckigen Kopf zu Seiya, sodass sie in seinen Augen die Reflexion der umherschwirrenden grünblinkenden Brut sehen konnte.
»Es glaubt, mit mir verhandeln zu können.« Rr’b’trr stieß einen schrillen Laut aus, den der Schwarm aufnahm und hallend durch das Gewölbe trug. »Trägerin, alles was du mir bieten könntest, besitze ich bereits.«
In dem Moment, als Rr’b’trr sich aufrichtete, schwappte der Schleim über ihr zusammen. Ihr Schrei wurde im klebrigen Gallert erstickt. Kräftig umschloss die Masse ihren Oberkörper, umfloss ihre Augen, Hals, Brüste und Bauch. Die Substanz umfing ihre Oberschenkel und zog sich immer enger zusammen. Wie eine Ertrinkende versuchte Seiya, sich aus dem schleimigen Gefängnis zu befreien. Sie strampelte, ruderte … doch ihre Bewegungen erlahmten und die Kraft verließ sie. Die blitzenden Lichter, die außerhalb des violetten Gallerts um sie wirbelten, waren das Letzte, was sie sah, als sie den Mund aufriss, um nach Luft zu schnappen.
Narbengesicht war tot, und es hatte keine Fragen dazu gegeben. Keine
richtigen
Fragen. Dworn hatte der Form halber die Unfallmeldung gemacht, und alle hatten abgenickt. Ein Gruppenführer war ebenfalls ein Mensch, doch der hatte es vorgezogen, nicht weiter Aufhebens davon zu machen. Ihm war wohl klar, wem die Sympathien des Sicherheitschefs Rr’b’trr galten.
Dworn trat zu seiner Gruppe und begrüßte den Ersatz, den er für Narbengesicht erhalten hatte, mit dem üblichen Fauststoß. Es war ein Jambani Kuntar. Alle in seiner Gruppe waren nun Jambani.
Ohne weiteres Zeremoniell betrat Dworn mit seinen Leuten dann die Trainingshalle. Die Scharen der Kriggets waren vor einigen Tagen verzehnfacht worden. Jeder Krigget, der bis zu diesem Zeitpunkt Missionserfahrung vorzuweisen hatte, bekam die Führung über eine Zwölfergruppe von Neulingen. Der Befehl lautete, umgehend eine funktionierende militärische Einheit zu schaffen. Gleichzeitig wurde die Bereitschaftsstufe um zwei Grade verschärft. Somit konnte es jederzeit zu einem Einsatz kommen. Wie auch immer dieser beschaffen sein mochte.
»Gruppenführer«, meldete sich Tjelo zu Wort.
Diesen Frischling hatte Dworn zu seinem Stellvertreter gemacht. Der Kuntar hatte sich sehr geschickt im Umgang mit Waffen gezeigt und er hatte die Anweisungen Dworns nicht ein einziges Mal hinterfragt, sondern einfach nur befolgt. Bis jetzt.
»Ja, Tjielo?«
»Bereitschaftsstufe
Räda
, was genau besagt die?«
»Sie bedeutet
Räda
. Jederzeit kann unser Einsatzbefehl kommen, ob wir gerade Wärme tanken, uns fortpflanzen oder Menschen verprügeln.
Jederzeit
.«
»Sind dies Einsätze wie die gestrige
Totengas-Mission
?«
Tjelo war auf dem besten Weg, sich die Sympathie Dworns zu verscherzen. Das Löchern mit Fragen war neu und Dworn mochte es nicht. Ein Krigget hatte zu gehorchen und genau das zu tun, was sein Anführer forderte. »Hörst du dich gerne reden, Tjelo? Du scheinst von den Menschen was abbekommen zu haben«, knurrte Dworn.
Der Stellvertreter verstummte und nahm eine straffe Haltung an.
»Ein Krigget hat mit allem zu rechnen, er stellt nicht in Frage, sondern gehorcht. Er tut, was man von ihm verlangt. Ihr tut, was ich von euch verlange. Das ist eure Aufgabe, und sie ist immer gültig.« Dworn schlug mit seinen Klauen auf die umgegürteten Automatikwaffen.
Er sehnte sich nach der guten alten Zeit, als er keinem Haufen Neulinge beibringen musste, wie sie ihr Fläschchen Kurlazmolke halten mussten, um sich nicht daran zu verschlucken. Der Jambani sehnte sich nach seiner alten Gruppe zurück, seinem alten Gruppenführer, der nun das Kommando über den ganzen Zug
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