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»Und das hier gefällt mir genauso wenig.« As’mala zeigte auf eine Stelle, die einige Meter vor ihr lag.
Ein oberschenkeldicker Schlauch wölbte sich langsam aus dem Sumpf und tauchte wieder in die Nebelschwaden hinab.
Mun bedeutete den Gefährten, still zu sein und zu lauschen.
Überall in der Grotte hörten sie leises Platschen, zartes Schmatzen, wenn der Sand von gerillten Strängen zur Seite geschoben wurde.
»Kommt ihr?«, forderte Pong und flatterte weiter auf und ab.
»Du hast leicht reden, du kannst fliegen«, antwortete Shanija. »Aber du hast recht. Wir müssen zu ELIUM, und der einzige Weg führt hier durch.«
Darren griff in seinen Rucksack und brachte ein würfelförmiges Metallstück zum Vorschein. »Damit wir eine Ahnung haben, worauf wir uns einlassen«, erklärte er und holte aus. In hohem Bogen flog der Würfel in die geplante Marschrichtung, durchstieß die Nebelschicht und traf mit einem lauten Platschen auf das brackige Wasser.
Die Gefährten warteten, doch die Reaktion schien lediglich ein müdes Gluckern zu sein. Die Tentakel oder deren Besitzer schienen nicht aggressiv zu sein. Zumindest nicht wie im See, der den Monolithen der Mandiranei umschloss. Dort hätten glitschige Leiber die Oberfläche zerpflügt und sich mit scharfen Zähnen um das vermeintliche Opfer gebalgt.
»Also, los!« Shanija trat in die Nebelschwaden.
3.
Der Gestank war furchtbar, aber das war er immer bei den Totengas-Einsätzen. Dworn war es gewohnt, seit seinem zehnten Lebensjahr machte er diese Einsätze mit. Anfangs war es ihm nicht anders ergangen als seiner Gruppe, die kurz davor stand, ihre Innereien von sich zu geben.
Der Zerhäcksler lief an, und neben ihm kippten zwei Männer die Reuben-Kadaver in einen Trichter. Wenige Meter weiter unten trafen die Leichen auf die Klingenspindel, wurden knirschend zerhackt und rutschten dann weiter ab in die Finsternis. Tief unter der Erde landeten sie schließlich im Gärbecken und sorgten mit ihrer Zersetzung dafür, dass hier oben weiterhin Lichter brannten und Motoren liefen.
Die Methangaslampen waren auf niedrigste Stufe eingestellt und erleuchteten nur die häufig beschrittenen Treppen, Wege und Bedienstationen. Abseits davon herrschten Zwielicht und Dunkelheit. Eine Dunkelheit, die einem Kuntar schreckliche Angst einjagte. Der Lärm der Klingenspindel, während sie Knochen und Fleisch zertrümmerte, legte den Gehörsinn der Echsen lahm, und der Gestank, wenn man sich endlich daran gewöhnt hatte, blockierte den Geruchsinn. Hier fühlte Dworn sich hilflos und ausgeliefert wie nirgendwo sonst.
Er betrachtete die Gruppe der Kriggets, die abseits stand. Sie trennten sich nicht von ihren Kameraden, keiner wollte in dieser unfreundlichen Umgebung allein sein. Wie eine Herde ängstlicher Reuben wirkten sie. Dworn hatte Verständnis für ihr Verhalten, schließlich waren sie erst vor wenigen Tagen zu den Kriggets berufen worden. Er hatte nicht gefragt, warum man entschieden hatte, derart alte Kuntar zu Kriggets zu machen. Rr’b’trr würde schon wissen, was er tat, und Dworn vertraute ihm; verband die beiden doch der Hass auf die Menschen. Diese Plage, die Less heimgesucht hatte und selbst vor den Reihen der Kriggets nicht halt machte.
Dworn lächelte, als er an Narbengesicht zurückdachte. Der Mensch hatte seinen Beitrag geleistet, um die Reihen der Kriggets sauber zu halten.
Mögest du uns viel Licht schenken
. Grinsend drehte er am Regler der Methangaslampe neben sich und ging beschwingt zu seinen Kriegern.
»Der Geruch des Todes«, sagte Dworn, und die Kriggets blickten ihn an. »Gewöhnt euch daran. Gewöhnt euch überhaupt an alles hier! Erst wenige Tage gehört ihr zu den Kriggets, und ihr seid gut in dem, was ihr tut. Ihr seid anderen überlegen. Aber ihr werdet sterben. Ohne Ausnahme.« Dworn betrachtete einen nach dem anderen. »Schließt die Augen. Hört das Knacken der Knochen, das Schmatzen des toten Fleisches. Riecht den Tod. Und seid ein Krigget. Ohne Furcht, ohne Skrupel und ohne Ehre. Ich sage, was ihr zu tun habt, und ihr tut es.«
Die Kuntar blickten ihrem Anführer gerade in die Augen. Sie mochten noch keine Krieger sein, doch sie waren bereit dazu.
»Auch ich werde sterben«, fuhr Dworn fort. »Aber mit einem Unterschied: Mir ist es egal, denn ich bin ein Krigget! Ein Krieger im Auftrag ELIUMS!«
Dworn heulte grimmig, und seine Kriggets stimmten ein.
Leises Schluchzen drang aus ihrem Mund, und ihr junger Körper zitterte. Alles
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